Die Adelige, die der Wind trägt
- Aktiver Naturgenuss
Ein Meer von Heißluftballonen in Bad Waltersdorf
Elisabeth, Du hast mit Deinen 34 Jahren bereits rund 1.400 Stunden bei über 1.000 Fahrten im Ballon verbracht. Was macht für Dich die Faszination Ballonfahren aus?
Elisabeth Kindermann-Schön: Ich mache etwas, wo ich nie weiß, wo ich hinkomme. Ich lande dort, wohin mich der Wind bringt. Und ich lerne bei diesen Fahrten immer wieder spannende und liebe Menschen kennen, die ich für etwas begeistern kann.
Wie zeigen Deine Passagiere ihre Begeisterung?
Elisabeth: Es kommt bei fast jeder Fahrt der Moment, wo ein Fahrgast sagt: „Bist Du deppert, ist das schön!“ Diese Begeisterung überträgt sich auch auf mich – ich bin ein Mensch, der gerne mit anderen mitschwingt.
Warum sollten Gäste und Einheimische unbedingt einmal über das Thermen- & Vulkanland fahren?
Elisabeth: Weil wir eine tolle Region mit einer wunderschönen Landschaft haben. Es beginnt mit den Sonnenaufgängen über den sanften Hügeln, den vielen verschiedenen Grüns, den Thermen oder der Riegersburg von oben, die immer wieder riesengroße Begeisterung auslöst. Wie auch der Blick auf das Hotel oder eigene Haus aus der Vogelperspektive.
Welche Voraussetzungen muss ein Pilot haben?
Elisabeth: Das hat mein Vater Gerhard Kindermann, einer der ersten, die das Ballonfahren nach Österreich gebracht haben, mit folgenden Worten erklärt: Man muss mit der Natur leben, sich der Natur anpassen und den Schritt mit und nicht gegen die Natur machen.
Wann bist Du das erste Mal mit einem Ballon mitgefahren und wie lautet Dein Adelstitel?
Elisabeth: Ich war schon im Mutterleib im Korb dabei. Meine erste richtige Fahrt habe ich mit zwei Jahren gemacht und wurde danach auf den Namen Prinzessin Elisabeth von Straßwalchen getauft.
Wollte Prinzessin Elisabeth immer Ballonfahrerin werden?
Elisabeth: Ballonfahren fand ich immer wieder lustig und dann wieder fad. Mit 16 Jahren wusste ich, dass ich Pilotin werden möchte, mit 19 habe ich den Schein gemacht. Mein Vater bestand aber darauf, dass ich etwas „Gescheites“ lerne, so habe ich jetzt zwei Jobs und bin auch in der psychosozialen Beratungsstelle Hartberg beschäftigt. (Anm.: Hier hat die klinische Psychologin MMag.a Elisabeth Kindermann-Schön die fachlich-inhaltliche Leitung inne)
Du hast sicher schon besondere Ballonerlebnisse gehabt, kannst Du uns das eine oder andere verraten?
Elisabeth: Heiratsanträge kommen öfter vor und gehen vorwiegend von Männern aus. Diese sind davor meist sehr nervös und rufen vor dem Start oft mehrmals an, um sich über das Wetter und andere Dinge zu erkundigen. Ein einziges Mal ging ein Mann im Korb vor seiner Freundin auf die Knie, machte seinen Antrag – und bekam eine Absage. Die restliche Fahrt war die Stimmung ziemlich unterkühlt …
Vom 7. – 10. September finden die 40. Offenen Staatsmeisterschaften in Bad Waltersdorf statt. Nimmst Du teil?
Elisabeth: Ja, weil ich die Teilnahme an der Damen-WM 2023 in Australien zum Ziel habe. Ich verbinde die sportlichen Wettkämpfe sehr gerne mit Reisen und da hat Australien natürlichen seinen Reiz.
Du hast als Pilotin bereits große Erfolge gefeiert, warst 2014 Vizeweltmeisterin und 2015 EM-Dritte.
Gibt es Auslandserlebnisse, an die Du Dich besonders gerne erinnerst?
Elisabeth: Unvergessen ist die WM 2016 in Japan, wo bis zu 300.000 Menschen die Starts live verfolgt haben, und wir auch viele Autogrammwünsche erfüllen mussten. Faszinierend waren auch die Fahrten in Dubai, wo die Sonnenaufgänge über der Wüste beeindruckend waren. Am schönsten ist das Ballonfahren aber bei uns in Österreich, speziell im Winter in den Alpen.
Bist Du schon auf allen Kontinenten gefahren?
Elisabeth: Nein, Amerika fehlt noch.
Genießt Du in Bad Waltersdorf Heimvorteil?
Elisabeth: Es kommt meistens alles anders, als man denkt. Einen echten Heimvorteil habe ich nur bei den Kosten, weil ich zu Hause schlafen kann …
Was ist das Besondere an diesen Meisterschaften?
Elisabeth: Passend zum 40. Meisterschaftsjubiläum sind diese Wettkämpfe zugleich die Generalprobe für die WM von 16. – 23. September im slowenischen Murska Sobota, darum starten viele internationale Piloten – Kanadier, Amerikaner, Japaner und viele mehr – bei uns in Bad Waltersdorf. Insgesamt werden 50 Ballone zugleich in der Luft sein.
Welche Herausforderungen bringt eine solche Großveranstaltung mit sich?
Elisabeth: Es ist ein irrer Aufwand! Die Vorbereitungen haben vor einem Jahr begonnen, der engere Kern des Organisationsteams besteht aus rund zwölf Personen. Das bedeutet viel Stress für alle Beteiligten, die das ehrenamtlich machen. Darum möchte ich mich bei diesem Team und weiteren 40 begeisterten freiwilligen HelferInnen bedanken und ganz speziell bei den Bad Waltersdorfer Betrieben, die uns die Betten zur Verfügung gestellt haben – ohne diese Unterstützung wäre diese Veranstaltung nicht möglich.
Was erwartet die Zuschauer?
Elisabeth: Es ist während der Staatsmeisterschaft möglich, zu einem Spezialpreis von € 195,- mit den Passagierballonen mitzufahren. Ein weiteres Highlight ist die Nacht der Ballone am 10. September. Auf Facebook und Instagram kann man die Meisterschaft auf den Seiten vom Verein 1.oemac und 1. Österreichischer Montgolfieren. u. Aerostatik Club verfolgen, auf der Homepage ballon2022.webnode.at sieht man, wo sich die Ballone während der einzelnen Wertungsfahrten gerade befinden.
PS: Unsere Fahrt endete in Kalsdorf bei Ilz nicht einmal 100 Meter Luftlinie von jenem Ort entfernt, an dem Elisabeth bei ihrer Prüfungsfahrt vor 15 Jahren gelandet ist.