Von der Rebe zum Genuss
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- Kulinarische Schätze
Das einzigartige Zusammenspiel aus mildem Klima, kühlen Nächten und einer Vielfalt an Böden schafft optimale Bedingungen für den Weinbau. Entlang der Südsteirischen Weinstraße, der Sausaler Weinstraße und der Schilcher-Weinstraße haben Winzer über Generationen hinweg ein unvergleichliches Angebot an Weinen geschaffen, das sowohl regional verwurzelt als auch international anerkannt ist.
Diese Vielfalt und Qualität der Weine ist untrennbar mit den Menschen verbunden, die sie mit Leidenschaft und handwerklichem Geschick entstehen lassen. Hinter jeder Flasche steht die Geschichte eines Weinguts, einer Familie und der einzigartigen Verbindung zur Region. Im Folgenden stellen wir drei Weingüter vor, die die Besonderheiten ihrer jeweiligen Weinstraße und die Vielfalt der Weinkultur auf beeindruckende Weise repräsentieren.
Weingut Wohlmuth in Kitzeck
Das Sausal hebt sich besonders durch seine markanten Schieferböden und extrem steilen Weinhänge hervor. Insbesondere rund um den Weinort Kitzeck, der als höchstgelegene Weinbaugemeinde Österreichs gilt, prägen diese einzigartigen geologischen und klimatischen Bedingungen die Weine.
Ein prägender Vertreter dieser Region ist das Weingut Wohlmuth. Die Rebflächen werden seit über 200 Jahren bewirtschaftet und gehören zu den steilsten Weinhängen Europas. Mit Neigungen von teils nahezu 90 Prozent fordern diese extremen Lagen dem Weinbau besonders viel ab – jede Rebe wird ausschließlich in Handarbeit gepflegt. Zudem wird auf den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden gänzlich verzichtet. Diese aufwendige Arbeit jedoch zahlt sich aus: Das Terroir, das durch die markanten Schieferböden und die raue, vom Alpen- und Mittelmeerklima beeinflusste Landschaft geformt wird, verleiht den Wohlmuth-Weinen ihre unverwechselbare Tiefe und Komplexität.
„Unsere Weine werden ihrer Herkunft gerecht. Sie besitzen viel Spannung zwischen Kühle und Wärme."
Die Böden in Kitzeck gehören zu den ältesten Gesteinsformationen Österreichs und bestehen aus Schiefer. Sie verleihen den Weinen eine ausgeprägte Mineralität und tragen dazu bei, dass jede Flasche den Charakter des Sausals in sich trägt. Für das Familienweingut ist diese Region mehr als nur ein Anbaugebiet; sie ist ein wertvolles Erbe und eine Quelle der Inspiration. „Unsere Weine werden ihrer Herkunft gerecht“, erklärt Gerhard J. Wohlmuth, der das Weingut zusammen mit seiner Frau Marion leitet. „Sie besitzen viel Spannung zwischen Kühle und Wärme. Durch die volle physiologische Reife der Trauben entsteht eine geschmackliche Komplexität, und doch sind es schlanke, elegante Weine.“
Besondere Aufmerksamkeit widmet das Weingut den Rebsorten Sauvignon Blanc und Riesling. Vor allem der Riesling aus dem Hause Wohlmuth zählt zu den besten in Österreich und zeichnet sich durch seine Frische, klare Frucht und eine bemerkenswerte Mineralität aus, die von den einzigartigen Schieferböden herrührt.
Jährlich produziert das Weingut Wohlmuth zwischen 250.000 und 300.000 Flaschen, von denen etwa 45 Prozent in rund 20 Länder weltweit exportiert werden. Damit zählen die Weine der Familie Wohlmuth nicht nur in Österreich, sondern auch international zu den gefragtesten Vertretern des Sausals. Jeder dieser Weine erzählt eine Geschichte – von uralten Schieferböden, steilen Hängen und der jahrhundertelangen Tradition des Weinbaus in der Region. Wohlmuth-Weine sind nicht nur hochwertige Tropfen, sondern auch ein Ausdruck der tiefen Verbundenheit zur Natur und zum Sausal – eine Verbundenheit, die man in jedem Schluck spürt.
Weingut Kollerhof am Eichberg
Die Weinbaugemeinde Leutschach an der Weinstraße zeichnet sich durch sanfte Hügel und ein besonders mildes Klima aus. Hier profitieren die Weinberge von der Nähe zur Koralpe, die kühle Luftströme bringt, und den wärmeren Winden der Windischen Bühel. Diese Kombination aus mildem und doch kontrastreichem Klima verleiht den Leutschacher Weinen ihre besondere Frische und Lebendigkeit.
Das Weingut Kollerhof am Eichberg ist seit 1728 im Besitz der Familie Lieleg und wird heute in 15. Generation von Weinbaumeister Harald Lieleg geführt. Die 11 Hektar umfassenden Rebflächen liegen auf 550 Metern Seehöhe und werden durch das einzigartige Zusammenspiel von Mikroklima, Bodenvielfalt und Gelände geprägt. Der Kollerhof nutzt das Terroir in allen Facetten: Durch die Exposition und Hangneigung der einzelnen Weinberge entstehen, sogar bei gleichen Rebsorten, auf wenigen hundert Metern völlig unterschiedliche Qualitäten.
"Die Böden speichern tagsüber viel Wärme, nachts fließt die entstehende Kälte ins Tal ab, und die nachrückende Bodenwärme erzeugt eine optimale Thermik."
Ein besonderer Schatz des Weinguts ist die steilste und älteste Lage, der „Steinkogl“. „Der Steinkogl hat ein eigenes Klima“, erklärt Harald Lieleg. „Im Gegensatz zum restlichen Eichberg herrscht dort Windstille. Die Böden speichern tagsüber viel Wärme, nachts fließt die entstehende Kälte ins Tal ab, und die nachrückende Bodenwärme erzeugt eine optimale Thermik.“ Dieses Wechselspiel zwischen Tag und Nacht fördert die Reife der Trauben und intensiviert ihre Aromen – eine Grundlage für die außergewöhnliche Qualität der Kollerhof-Weine. Zudem reifen die Weine der Steinkogl-Linie im Holzfass zu ihrer vollen Größe und verbinden Frucht und Finesse mit kraftvoller Eleganz, würziger Mineralität und einem harmonischen Säurespiel.
Alle Trauben werden ausschließlich von Hand gelesen und im rund 1.000 Quadratmeter großen Weinkeller verarbeitet. Je nach angestrebter Stilistik erfolgt die Gärung in Edelstahltanks, großen Holzfässern oder Barriques, wobei jede Methode den Weinen Raum gibt, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Hauptrebsorten am Kollerhof sind Gelber Muskateller und Sauvignon Blanc. Der Gelbe Muskateller ist das Aushängeschild und wird in unterschiedlichen Selektionen bis hin zum sortenreinen Traubensaft ausgebaut. Harald Lieleg legt jedoch nicht nur Wert auf Tradition, sondern auch auf Zukunftsorientierung: Mit der Anpflanzung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten (PiWi) setzt er auf Nachhaltigkeit, reduziert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 80 Prozent und erhöht die Frostbeständigkeit der Reben. Diese Entscheidung zeigt sein Gespür für die Herausforderungen und Chancen des Weinbaus in Zukunft.
Weingut Haring vulgo Pichlippi
Zur Erlebnisregion Südsteiermark gehört auch das Weinbaugebiet Weststeiermark, eines der ältesten Rosé-Weinbaugebiete Europas. Die Weststeiermark ist die Heimat des Schilchers, eines einzigartigen Roséweins, der ausschließlich aus der autochthonen Rebsorte Blauer Wildbacher gewonnen wird und nur hier als DAC gekeltert werden darf. Das Gebiet zeichnet sich durch seine kalkhaltigen Böden, das milde Klima und kühle Winde von der Koralpe aus, die den Weinen eine charakteristische Frische, Finesse am Gaumen und ein unverwechselbares Aromenspiel verleihen.
„Ich möchte herkunftstypische Weine produzieren, die danach schmecken, wo sie gewachsen sind."
in Weingut, das die Tradition und das Terroir des Schilcherlands eindrucksvoll repräsentiert, ist das Weingut Haring vulgo Pichlippi. Gelegen auf einer imposanten Anhöhe am Rettenberg in Eibiswald, verbindet der Familienbetrieb eine lange Geschichte mit moderner Weinbaukunst. Der Betrieb wird von Doris und Josef Haring-Haring geführt, mit Josef als Weinbauer und Diplom-Sommelier an der Spitze.
Der Rettenberg, die Top-Riede des Weinguts, blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1825 erstmals urkundlich erwähnt, und die derzeit ältesten Reben stammen aus dem Jahr 1991, als der Rettenberg rekultiviert wurde. Seitdem ist der Schilcher die Hauptrebsorte des Weinguts, ergänzt durch Sauvignon Blanc, werden die beiden Rebsorten sowohl als Klassik, Orts und auch als Riedenweine ausgebaut. „Ich möchte herkunftstypische Weine produzieren, die danach schmecken, wo sie gewachsen sind“, erklärt Josef Haring-Haring. Für ihn ist der Schilcher Ried Rettenberg Reserve ein Wein voller Spannung, Finesse und Harmonie, der durch seine salzige Note am Gaumen perfekt zu einem Steak passt. Am Rettenberg reift der Rieden Schilcher zwei Jahre im Holzfass, bevor er abgefüllt wird. Diese geduldige und sorgfältige Vinifikation verleiht ihm ein tiefes Aromenspiel, dass sich durch reife Frucht, Salziges Finish und ein großes Lagerpotenzial auszeichnet.
Die Weine des Weinguts profitieren vom besonderen Terroir der Region. Der blaue Opok – ein kalkhaltiges Sedimentgestein – prägt zusammen mit den Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht das Aromaprofil der Trauben und sorgt für Weine mit Klarheit, Struktur und Herkunftscharakter. Seit der ersten Abfüllung eines Schilchers im Jahr 1995 hat das Weingut Haring mit 29 Jahrgängen die regionale Weintradition fortgesetzt und zeigt, wie der Schilcher durch Handwerk und Leidenschaft immer wieder neu interpretiert werden kann.
Ein Hoch auf die Weinqualität
Die Weingüter der Erlebnisregion Südsteiermark stehen für mehr als nur exzellente Weine – sie sind Orte, an denen Tradition auf Innovation trifft und die enge Verbundenheit zur Natur spürbar wird. Jeder Wein erzählt eine Geschichte von der Hingabe und Leidenschaft der Winzer, die das Beste aus den einzigartigen Böden und klimatischen Bedingungen herausholen. Ob bei einer Weinverkostung, einer Wanderung durch die Weinberge oder beim Verweilen in einer Buschenschank – die Südsteiermark lädt dazu ein, die Weinkultur mit allen Sinnen zu erleben.
Eine Übersicht aller Weingüter ist hier zu finden.