Alte Texte, junges Talent: Maskenschnitzer Armin Hochrainer und das Tauplitzer Nikolospiel

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  • Adventzeit, Tradition & Brauchtum
Jedes Jahr am 5. Dezember, wenn es bereits dunkel ist, ziehen finstere Gestalten durch Tauplitz. Schellengeläute und Peitschenknallen – im Ausseerland „Goassln“ genannt – durchbrechen die Stille des Abends und die Tauplitzer wissen: Es ist wieder Zeit für das traditionelle Nikolospiel. Der 13-jährige Armin Hochrainer ist einer von ihnen - als Nachwuchsmaskenschnitzer trägt er zum kulturellen Erbe seiner Heimat bei.
Das Nikolospiel - eine jährliche Tradition

Das Nikolospiel, ein bäuerliches Jedermannsspiel, findet jedes Jahr in Tauplitz und Bad Mitterndorf statt. Etwa 70 Personen wirken bei diesem Brauchtum mit und tragen dabei die mehr als 100 Jahren alte Texte vor. Zweimal findet das traditionelle Volksschauspiel jedes Jahr in Tauplitz statt: Einmal am 5. Dezember, wenn es die Erwachsenen Männer aufführen. Und einmal Ende November, wenn die etwa 35 Tauplitzer Buben am Zug sind.

Einer davon ist Armin Hochrainer, 13 Jahre alt und bekennender Krampus-Fan. Mit sieben Jahren hat er sich zum ersten Mal eine Kindermaske beim Gasthof Thomahof – der bereits seit Jahrzehnten an der Organisation der Tauplitzer Nikolospiele mitwirkt – ausgeborgt und hat bei den Kinder-Nikolospielen mitgemacht. „Mit acht Jahren habe ich mir meine eigene Maske geschnitzt – mit zwei Messern auf den Fliesen in unserem Haus“, erzählt Armin lachend. Mittlerweile hat der Tauplitzer bereits acht fertige Krampusköpfe und unzählige Kindermasken geschnitzt. Traditionell werden im Thomahof die Masken und Kostüme für die Nikolospiel gelagert, die während des Jahres auch ausgestellt werden. Armin erzählt, dass er bereits einige Masken und sogar drei Köpfe für das Gasthaus geschnitzt habe, die sich mitwirkende Kinder für das Nikolospiel dort ausborgen können.

"Wir haben schon in seinen ersten Masken etwas gesehen"

„Bereits bei seinen ersten Masken haben wir etwas darin gesehen und beschlossen, dass wir das unterstützen müssen“, erzählt Armins Mama Eva. So haben sie und Papa Jürgen schließlich die Gartenhütte geräumt und eine eigene kleine Werkstatt für Armin eingerichtet.

„Ich habe im Kindergarten immer schon gerne Monster gezeichnet. Und da haben sich irgendwann Krampusse daraus entwickelt“, erinnert sich Armin an den Beginn seines Hobbys. Gelernt habe sich der Jugendliche das Schnitzen selbst, erzählt Jürgen: „Er hat sich andere Masken angeschaut und sich da selbst eingearbeitet.“

Beim Tauplitzer Nikolospiel dürfen ausschließlich Jungs und Männer mitmachen, die auch ihren Hauptwohnsitz in dem steirischen Ort haben. Bis 17 Jahre wirken die Jungs beim Kinderkrampusspiel mit, danach geht es zu den Erwachsenen. Beim Gasthof Thomahof im Tauplitzer Ortsteil Klachau startet das Schauspiel, von dort zieht der Nikolozug in Richtung Dorfplatz. Roman Gruber, Eigentümer des Thomahofs, erzählt, dass der Gasthof „immer schon eine Einkehrstation beim Nikolospiel“ gewesen sei. Er selbst sei 17 Jahre lang zunächst als „Schab“ – jene mit „Goassln“ schnalzenden Strohgestalten, die den Nikolozug ankündigen – Teil des Volksschauspiels gewesen. Zudem habe er auch die Schabgruppe angeführt und schließlich die Spielleitung übernommen. „Heute bin ich nur mehr Archivar und schaue auf die mehr als 100 Masken und Kostüme“, so der 51-Jährige.

Alles beginnt mit einem Holzstamm

Armin verbringt neben der Schule viel Zeit in seiner Werkstatt. Mindestens zweimal in der Woche, meint der 13-Jährige und lacht: „Mir kommt vor, im Frühling und im Sommer sogar mehr als im Herbst und Winter“. Für seine Schnitzarbeit verwendet der Tauplitzer entweder Zirbenholz oder Weihmutskiefer. „Alles beginnt mit einem Viertel eines Stamms“, ergänzt Jürgen. Mit einer Motorsäge schneidet Jürgen den Stamm zurecht, der anschließend in die Vorrichtung gespannt wird. „Für das Grobe bin ich zuständig“, lacht der Vater zweier Kinder. 

"Wir unterstützen ihn dabei, solange es ihm Spaß macht"

Dann beginnt Armins Schnitzarbeit: „An einer Maske schnitze ich etwa ein bis zwei Tage, einen ganzen Kopf bauen dauert wesentlich länger“, so Armin. Die Augen misst er aus und zeichnet sie vor, der Rest entstehe in seinem Kopf, erzählt er. Für dieses Jahr hat er erstmals einen eigenen Kopf für seinen Papa gebaut – sogar mit einem Ohrring, wie ihn Jürgen trägt. Die sichtlich stolzen Eltern sind sich jedenfalls einig: „Wir unterstützen ihn dabei, solange es ihm Spaß macht“.