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Hobby, Handwerk, Hingabe: Wie die Rastls ihre Krampusse lebendig machen

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  • Adventzeit, Tradition & Brauchtum
Krampusse oder „Pelzteufel“, Habergeiß, „Ganggerl“ und sogar ein „Miasteufel“: Das Repertoire der kleinen geschnitzten Figuren von Johannes „Joh“ Rastl und seiner Frau Silvia erweitert sich jedes Jahr. Was anfangs als eine persönliche Challenge startete, ist heute ein richtiges Familienbusiness geworden – sogar Sohn Benjamin ist mir seinen sechs Jahren ein Teil davon.
„Ich habe es einfach probiert“

„Aus heutiger Sicht ist es sogar etwas geworden“, lacht Joh, als er von seinen Anfängen als Krampusmaskenschnitzer erzählt. Bereits mit 16 Jahren fing er an, selbst als Krampus in einer Gruppe mitzulaufen, unterbrach aber schließlich ein paar Jahre für seine Ausbildung zum Mathematik- und Werklehrer. Im Jahr 2012, als Joh in seine Heimat Bad Aussee zurückkehrte und wieder als Krampus laufen wollte, stand er vor einem Problem: Er hatte keine Maske. Von einem Kollegen bekam er Holz und ein Schnitzeisen geborgt und „dann habe ich es einfach probiert“.

Geht nicht, gibt’s nicht

Freilich seien seine Masken damals nicht vergleichbar mit heute gewesen, aber „es hat mich gepackt und ich bin drangeblieben“, so der Ausseer. Wie aus den großen Masken so kleine geworden sind, darüber schmunzelt der 37-Jährige. „Eine Arbeitskollegin hatte mich damals danach gefragt, denn sie hatte irgendwo mal so kleine Krampusse gesehen“, erzählt Joh. Im ersten Moment habe er abgelehnt, da er kein passendes Werkzeug hatte und meinte, dass er „das sicher nicht kann“. Dass er es gar nicht probiert hatte, habe ihn daraufhin aber „gewurmt“ und so schnitzte er seinen ersten kleinen Krampus. Das war 2019. Die Kollegin freute sich und er schnitzte eine Handvoll mehr, die er anschließend auf Social Media stellte, „weil ich nicht wusste was ich damit machen soll“, lacht Joh. Als er einige Minuten später auf seinen PC schaute, staunte er nicht schlecht – um die 20 Anfragen zu den Krampussen warteten bereits auf ihn.

„Dann holte ich meine Frau ins Boot“

Neben seinem Vollzeit-Job konnte er freilich nicht alle Anfragen bedienen. Dann kam die Corona-Pandemie: „Vormittags hatte ich Online-Unterricht, nachmittags setzte ich mich in die Werkstatt“, denkt Joh an die Zeit zurück. Nachdem zu dieser Zeit alle zuhause waren, begann er, die Anfragen abzuarbeiten. „Ich merkte schnell, dass ich das alleine nicht schaffe, also holte ich meine Frau Silvia ins Boot“. Mit einem fünf Zentimeter-Stück Holz – Linde oder Zirbe – startet der Weg zu einem kleinen Krampuskopf. Joh erläutert, dass er „immer mit den Augen anfängt. Es ist wichtig zu wissen, wie weit diese auseinanderliegen“. Die Proportionen für die Gesichter habe er sich ausgerechnet, denn „malen kann ich nicht gut“. Mit einem Bleistift malt er eine Hälfte des Gesichts vor, schnitzt dieses und „ich probiere dann die zweite Seite symmetrisch nachzumachen“.

Er schnitzt, sie bastelt

Insgesamt schnitzt Joh etwa zwei Stunden an einer Maske, danach übergibt er das Werk an seine Frau. „Ich kann einfach nicht basteln“, lacht Joh. Die Maske klebt Silvia anschließend mit Heißkleber an einen Holzkörper, auf den auch das Fell kommt. Die Arme dreht sie ebenfalls aus Fell, das die Bastler immer von „Leder Traninger“ in Bad Aussee beziehen. Bei den Ganggerl etwa kommt dann eine dünne Kette um den Körper und freilich eine Rute - „die hole ich aus unserem Garten“, erzählt Silvia.

Für die kleinen Figuren kommt sogar ein 3D-Drucker zum Einsatz. Joh erinnert sich: „Ich habe ewig herumgetüftelt, wie wir die Hörner am besten machen“, irgendwann sei er schließlich auf den 3D-Drucker gekommen. „Es dauert halt ewig und der Drucker schafft immer nur vier Hörner auf einmal“, aber mittlerweile haben sie ein genaues Design, das für sie super zu den Figuren passt. „Der Drucker läuft dann Tag und Nacht“, lachen Silvia und Joh.

Family Business vom Feinsten

Bei ihrem Family-Business darf Sohn Benjamin freilich nicht fehlen: Der Sechsjährige kennt die Werkstatt bereits wie seine eigene Westentasche. Silvia schmunzelt: „Als Baby hat Benjamin immer in der Werkstatt neben dem Ofen auf einem Fell seinen Mittagsschlaf gehalten“, nun hat er sogar seinen eigenen Arbeitsplatz. „Der erste Weg führt ihn zu seinem Spind, wo er sich seine Arbeitshose anzieht“, sagt Joh. Benjamin hat mittlerweile auch seine eigenen Schnitzmesser und eigene kleine Krampusse geschnitzt. Das einzig Schwierige: „Für Benjamin ist das ganze Jahr über Krampuszeit, denn in unserer Werkstatt ist einfach immer Krampuszeit“, sind sich die Ausseer einig. So sei es oftmals schwierig, ihm zu erklären, dass „jetzt keine Krampuszeit ist, sondern der Osterhase kommt“, erzählt Joh lachend.

„Es ist mein großes Hobby, mein Ausgleich“

Wie lange die Familie diese Arbeit macht, steht noch in den Sternen. „Vielleicht freut es uns noch einige Jahre, möglicherweise sagen wir schon nächstes Jahr, dass wir keinen Spaß mehr daran haben“, meint Silvia. Im Moment sieht es aber keinesfalls nach einem nahenden Ende aus: Denn beide strahlen, wenn sie von ihren Werken erzählen. „Es ist mein großes Hobby, mein Ausgleich“, so Joh. Wenn er am 5. Dezember nachts sein Krampusgewand auszieht, sei der Zauber aber vorbei. „Da kommt dann eine Zeit, in der wir als Familie nicht mehr in die Werkstatt gehen – bis zum nächsten Jahr“.

Kommt noch ein Nikolaus dazu?

Eine Challenge hat die Familie aber: „Viele Kunden fragen nach einem Nikolaus, der fehlt ihnen noch in der Sammlung“, erzählt Joh. Beim Nikolaus gehe es aber weniger um die Schnitzarbeit, als um das schöne Nikolausgewand, das ein kleines Problem darstelle. Silvia und Joh lachend: „Wir können beide nicht mit einer Nähmaschine umgehen“. Es bleibt also spannend, ob und wie sie diese Herausforderung meistern werden.