Bei aller Bescheidenheit, Sie sind der große Mann der österreichischen Küche, die unangefochtene Nummer 1. Wie lebt es sich damit, wie groß ist der Druck, sich jeden Tag neu beweisen zu müssen?
Ich bemühe mich immer, das mit einer respektvollen Distanz zu sehen und meinem Team und mir das alles nicht zu nahe kommen zu lassen. Die vielleicht größte tägliche Herausforderung für uns ist dabei, die Motivation zu finden für das Neue, für das Morgen und hier diesen Geist zu wecken in unserem Team. Und dem ist alles andere eigentlich ein bisschen unterzuordnen.
Was braucht man neben Forschergeist, Ideenreichtum und Präzision noch, um in den Kocholymp aufzusteigen?
Man braucht vor allem eine Wertschätzung für Lebensmittel. Man braucht eine Konsequenz, eine Leidenschaft und vor allem ein großartiges Team.
Zwei Michelin-Sterne, seit Jahren 5 Gault-Millau-Hauben, in der Liste der 50 besten Restaurants der Welt zuletzt auf Platz 13. Wie gehen Sie mit solchen Auszeichnungen um?
Respektvoll, demütig – und wissend, dass das nur gemeinsam möglich ist.
Wie gelingt der Spagat zwischen Tradition und internationaler zeitgenössischer Küche?
Ich glaube, wir sind immer unseren eigenen Weg gegangen. Und diese Konsequenz, diesen Weg so zu beschreiten, zeichnet vielleicht unser Haus aus.
Sie verstehen sich, haben wir in einem Interview gelesen, als „kulinarischer Forscher“. Was dürfen wir darunter verstehen?
Ich denke, wir Köche haben die Möglichkeit, den Menschen Produkte und die Vielfalt unseres Landes wieder näherzubringen und sie auf gewisse Dinge hinzuweisen, die sie vielleicht einmal früher erlebt und gegessen haben. Und ihnen diese Geschmäcker wieder in Erinnerung zu rufen.
Gibt es eigentlich Produkte, die Sie in Ihrer Küche nicht verwenden?
Natürlich. All die Lebensmittel, die für uns nicht ehrlich, nicht nachhaltig erzeugt wurden und nicht unserem Qualitätsstandard entsprechen, sind für uns ein „No-Go“.
Wer und was hat Sie am stärksten geprägt?
Wahrscheinlich die Natur in all ihren Facetten.
Es ehrt die Steiermark, dass beide Lokale „Steirer“ im Wortlaut haben. Steirereck im Wiener Stadtpark, Steirereck am Pogusch. Wie tief sind eigentlich ihre steirischen Wurzeln?
Die Steiermark ist Heimat.
Es gibt kaum einen Künstler oder Wirtschaftskapitän, der, wenn wir nach dem Lieblingslokal fragen, nicht den Pogusch nennt. Dabei ist es ja doch relativ mühsam, dorthin in die Einschicht zu kommen. Was ist das Geheimnis?
Es ist sicherlich der Ort, die Menschen und ihre Gastlichkeit.
Sie haben mit dem Umbau des Wirtshauses am Pogusch ein gastronomisches Gesamtkunstwerk geschaffen und nicht nur österreichweit eine Benchmark gesetzt. Das Projekt trägt bis ins letzte Detail die Handschrift der Reitbauers. Ein Lebenswerk?
Lebenswerk ist wahrscheinlich ein bisschen die Vergangenheit, der Pogusch ist vielleicht die Zukunft.
Wenn Sie nicht grad am Pogusch sind: Wo lassen Sie sich in der Steiermark gerne bewirten?
In der Süd- und Südoststeiermark, weil dort für uns Kulinarik und Wein eine wunderbare Verbindung eingehen. Es gibt dort viele tolle Häuser, aber die „Weinbank“ ist zum Beispiel einer unserer liebsten Plätze in der Steiermark.
Was haben Sie von ihrem Vater, dem Pionier der österreichischen Kulinarik und Gastlichkeit, alles gelernt?
Mein Vater war eine prägende Person in unserer Familie und er hat natürlich auch mich sehr geprägt. Vielleicht, dass man konsequent seinen eigenen Weg verfolgen muss.
Gibt es einen persönlichen Favoriten unter den Produkten aus der Steiermark?
Ich glaube, die Steiermark ist ein Land, das außergewöhnliche Produkte hat. Die steirische Küche ist sehr produktbezogen. Sie ist einzigartig, authentisch, regional. All das macht die Besonderheit der steirischen Kulinarik aus.