Johanna Pirker | © STG | /Press/MediaCopyright/STG Johanna Pirker | © STG | /Press/MediaCopyright/STG
💚-Botschafterin

Johanna Pirker

Wer es einmal in die „30 unter 30“ des renommierten Forbes-Magazins geschafft hat, ist nicht mehr aufzuhalten. Johanna Pirker, Steirerin und Professorin in Zürich, München und Graz ist eine solche Wissenschaftlerin. Die vielseitige junge Frau im Gespräch über Informatik, den Austausch von Universitäten zu Industrie und Wirtschaft, Frauenquoten und was die Herzbotschafterin an ihrer steirischen Heimat mag.

Ihre Vita liest sich ziemlich beeindruckend. MIT Boston, Professuren an der ETH Zürich, an ihrer Alma Mater, der Grazer TU ohnehin, dazu in München und auch noch gefragte Vortragsreisende. Sind Sie eine Streberin?

Das würde ich nicht sagen. Ich hatte nur relativ viel Glück mit dem Forschungsbereich, den ich gefunden habe. Also ich habe etwas gefunden, was mir richtig taugt und kann hoffentlich diese Freude an diesem Forschungsbereich ein bisschen in die Welt bringen.

„Computerspiel-Professorin“ wurden Sie einmal tituliert, das trifft es wohl nicht ganz. Mögen Sie uns Ihr Forschungsgebiet ein wenig erklären?

Ich finde den Begriff „Computerspiel-Professorin“ für Studierende oft ganz ansprechend. Wir wissen, dass das doch ein Forschungsbereich ist, der manchmal unterschätzt wird. Aber per se versuche ich, mich mit interaktiven Medien zu befassen. Und mit dem, was die Welt gerade digital bewegt. Das ist beispielspeise die Mensch-Maschine-Interaktion und alles, was damit zu tun hat. Ich habe mich in der Welt der Spiele sehr stark verankert, weil ich glaube, dass Spiele und spielerische Anwandlungen total relevant sein können, um Therapien spannender und motivierender zu gestalten. Etwa Virtual Reality-Anwendungen. Oder auch, wenn es darum geht, vielleicht den Arbeitsplatz motivierender und produktiver zu gestalten. Und wie wir diese Medien auch außerhalb der traditionellen Spielewelt verwenden können. Weil wir wissen, Innovation kommt sehr stark aus dem Technologie-Bereich, aber auch aus der Welt der Spiele. Und daraus können wir sehr viel lernen. Kurz zusammengefasst: Mensch - Maschine, künstliche Intelligenz als ganz ein großes Stichwort, interaktive Medien und Virtual Reality.

Landläufig herrscht ja die Meinung vor, ohne Mathematik geht nix an einer Technischen Universität. Aber gerade Mathematik war nicht ihre Lieblingsdisziplin. Warum dann doch die TU?

Naja, es war keine leichte Entscheidung. Ich habe mich dann ehrlich gesagt einfach getraut, weil ich und vermutlich sowohl Lehrende als auch Familie damals nicht genau gewusst haben, was ist eigentlich genau Informatik. Das wissen auch ganz viele nicht. Einige stellen sich nur Bildschirme vor, wo einer wahrscheinlich im Keller und vermutlich mit Pickeln sitzt. Dabei ist die Informatik sehr bunt. Ich habe mich dann trotzdem getraut, Informatik zu studieren, weil ich etwa Computerspiele sehr spannend gefunden habe. Und ich wissen wollte, wie man so etwas erstellen kann. Und dann bin ich auch draufgekommen, dass ich vielleicht gar nicht so schlecht in Mathematik bin, wenn ich weiß, wie ich diese in meinen Computerspielen verwenden kann oder muss. Und wofür sie nützlich ist.

Wie können junge Frauen Karriere in der Technik machen?

Also ich glaube, man muss in jeglicher Hinsicht Vorurteile nehmen. Die Informatik ist klassisch dieses Gebiet, wo vermutlich ein junger Mann im Keller vor dem Computer sitzt. Und diese Bilder müssen wir aus den Köpfen bringen. Denn Informatik ist total bunt. Wenn ich mich vor den Computer setze, dann entsteht danach eine lustige, bunte Welt, wo andere herumlaufen, interagieren, Unordnung machen können. Das ist für mich die Informatik, etwas Buntes und Kreatives.

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Studentinnen sind an technischen Universitäten noch immer in der Minderheit. Ist das ein Problem? Und Zusatzfrage, wie war es bei Ihnen persönlich?

Ja, auf jeden Fall. Es ist sehr schade. Wir sehen einen leichten Aufschwung, aber grundsätzlich wäre es wichtig, den Fachbereich viel attraktiver und eigentlich so darzustellen, wie er ist. Bunt, kreativ und absolut interdisziplinär. Ich wusste selbst nicht, was ich studieren möchte. Psychologie, vielleicht Chemie, irgendetwas mit Kunst, mit Musik? Oder mit Sport? Die Informatik war eigentlich eine Kopfentscheidung, weil ich mir gedacht habe, dass die Jobmöglichkeiten dabei gegeben sind. Und dann bin ich draufgekommen, dass die Informatik all das ist. Wir arbeiten so stark mit der Psychologie, es gibt so viele künstlerische Aspekte. Und natürlich können wir auch digitale Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung gestalten. Für medizinische Anwendungen. D. h. wir können auch sozialen, gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. All das aufzuzeigen hilft sehr, dieses Feld zu verstehen und es für ganz andere Personengruppen attraktiver zu machen. Als Studierende hätte ich mir mehr weibliche Vorbilder gewünscht, ich selbst hatte damals keine einzige weibliche Professorin. Das ändert sich gerade sehr stark. Und ich bin sehr dankbar, dass es spezielle Förderungen gibt, dass mehr Frauen in die Führungsebenen kommen. Das wäre schon wichtig – aufzuzeigen, es geht.

Kommen wir in die Steiermark. Ein gutes Umfeld für Forschung, wird genug investiert?

Klar muss ich sagen, mehr geht immer. Es wäre immer schön, wenn wir mehr Forschungsförderung hätten. Aber das gilt natürlich für ganz Österreich. Sehr gut funktionieren in der Steiermark die Wirtschaftskooperationen. Ich sehe hier ein irrsinnig spannendes Umfeld, um unsere Forschung - auch spielenahe Forschung – in die Industrie tragen zu können. Und ich sehe hier irrsinnig viel Potential in der Steiermark und in Österreich. Wir haben so viele künstlerische Aspekte, die technische Expertise und eine tolle Industrie. Und wenn man diese Punkte kreativ vereint, dann kann Innovation entstehen.

Das renommierte Forbes-Magazin hat Sie auf die Liste der „spannendsten 30 unter 30“ gesetzt. Was macht das mit einem?

Es war schon eine große Ehre. Wenn ein internationales Medium das aufnimmt und weltweit sichtbar macht, dann macht das natürlich auch regional einen Unterschied. Menschen, die vorher noch nichts von meiner Forschung gehört haben, nehmen meine Arbeit plötzlich wahr. Vielleicht wurde sie auch teilweise ernster genommen. Es hat viele Türen geöffnet und viele Kooperationen möglich gemacht.

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Sie haben durch Ihre Zeiten im Ausland auch die Außensicht. Wo klemmt es, was ist gut? Was ist Ihrer Meinung nach nötig, um den Standort Steiermark internationaler zu machen?

Bei meinen Aufenthalten im Ausland, teilweise bei Elite-Universitäten, habe ich gesehen, wie andere das machen. Einige Sachen funktionieren dort ein bisschen besser, einige Dinge sind bei uns besser. Am meisten inspiriert mich, wenn Umfelder geschaffen werden, wo gerade junge Leute kreative, innovative und vielleicht auch unkonventionelle Dinge ausprobieren können. Zum Beispiel in Standford sitzen drei oder vier Studenten zusammen und gründen vermutlich schon einen Startup. Das ist dann schon ein tolles Umfeld, wenn dieser kreative Austausch gefördert wird. Wünschen würde ich mir, dass das Potential aus dieser Region international mehr gesehen wird. Dass wir als Universität attraktiver werden für internationale Studierende. Das würde den Austausch fördern. Ich habe aus dem Ausland ja auch viele Ideen mitgebracht.

Wie ist der Austausch mit der Industrie, der Wirtschaft?

Das funktioniert auf regionaler Ebene mit der lokalen Industrie und Wirtschaft gut. Die Wege sind sehr kurz. Inzwischen werden auch unkonventionelle Idee stark unterstützt. Man hört uns zu.

An welche Orte in der Steiermark würden Sie Freunde führen?

Da komme ich gleich ein bisschen ins Schwärmen. Die „Zotter Erlebniswelt“ mag ich total gerne, die haben so viele internationale Gäste. Und es ist natürlich ein Highlight, das man weltweit kaum kennt. Ich liebe auch das Bergsteigen und Wandern. Ich mache auch sogenannte „Wander-Meetings“, bei denen ich Gäste, wenn es nah sein muss, z. B. auf den Schöckl führe. Anstatt drei Stunden im Meeting-Raum zu sitzen, nehmen wir halt die Themen beim Wandern durch. Natürlich auch auf den Dachstein, diese Gegend mit den Seen ist wunderschön. Und natürlich die Buschenschenken.

Wie würden Sie jemandem die Steiermark erklären, der noch nie da war?

Irgendwie bunt. Die Steiermark hat so viele unterschiedliche Qualitäten. Im Süden gibt es ja wirklich ein mediterranes Klima. Ich kann herunten Rennrad-Fahren und am gleichen Tag in die Obersteiermark fahren und im Hochgebirge eine Ski-Tour gehen. Es ist irrsinnig divers, es gibt hier so viele Möglichkeiten. Die Steiermark liegt sehr zentral, man ist z. B. in ein paar Stunden am Meer.

Und wie würden Sie einem Blinden das Land beschreiben?

Vielleicht kann man das auch mit unterschiedlichen Gerüchen beschreiben. Der Geruch der Wälder, Alm, eines Gletschers. Dann natürlich der Geruch der Traubenzeit im Süden, der Geruch der Bauernhöfe.

Welche Dinge aus der Steiermark würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Kernöl. Sogar als ich in Boston war, hat es in einem speziellen Supermarkt Kernöl gegeben.

Sie sind ja auch Keyboarderin. Wir haben uns ein paar YouTube-Videos angeschaut. Sehr beeindruckend, kommt noch eine Musikerinnen-Karriere?

Das wäre auch schön. Ich spiele in einer Band. Als Informatikerin klassisch das Keyboard. Es ist ein wunderbarer Ausgleich. Wir sind eine Indie-Rock-Band und spielen auch regelmäßig Konzerte.

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Wordrap

Glücklich sein.

Die Berge.

Willig, weiter zu lernen.

Zu viele.

Ja, sehr, sehr viele.

Superkräfte haben – Telepathie wäre lustig als Informatikerin.

Ich mag Gustav Klimt sehr gern.

Metal und Rock.

Kärntner Kasnudeln.

Eldon Ring

Klapotetz ist sehr spannend.

Kernöl

Daheim sein. Daheim ankommen.

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