Robert Holzmann | © STG | Jesse Streibl Robert Holzmann | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Robert Holzmann

Robert Holzmann, studierter Ökonom, heute Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, ist in Leoben und Graz aufgewachsen und blickt, so darf man das ruhig sagen, auf eine Weltkarriere zurück. Er hat an renommierten Unis auf der ganzen Welt unterrichtet, sogar mit Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz ein Buch geschrieben und war Vizepräsident der Weltbank in Washington.

Aktuell lebt der Herzbotschafter in Wien und im weststeirischen Hirschegg. Ein Gespräch über Karriere, Heimatverbundenheit und Steirertum.

Eine beeindruckende Vita. Sie waren Vizepräsident der Weltbank, hatten Professuren in Chile, Japan, Malaysia, Australien, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Ist der Nationalbank-Gouverneur jetzt das Kirscherl auf der Lebenstorte?

Ich würde nicht sagen Kirscherl, es ist eine große Kirsche, an der ich noch mit Vergnügen nasche.

Sie sind in Leoben geboren. Gibt es eigentlich noch eine emotionale Bindung zur Stadt? Und wie haben Sie über die letzten Jahrzehnte die Entwicklung der obersteirischen Region erlebt?

Emotional ja, geographisch auch, da ich ja jetzt über Hirschegg meiner Geburtsstadt wieder nähergekommen bin. Intellektuell noch mehr, weil mich sehr stark interessiert, wie sich Leoben als Handels-, und Industriestadt verwandelt hat. Und ich sehe mit Vergnügen, was die Montan-Universität tut. Es freut mich sehr, dass Leoben ein richtiger Hotspot für Unternehmungsentwicklung geworden ist.

Sie sind Autor unzähliger Publikationen, haben sogar mit Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz ein Buch geschrieben - werden Sie in der Heimat verstanden?

Meine neue Aufgabe ist es, oft schwer Verständliches in einfache Sprache zu übertragen. Und da kommt man drauf, dass das nicht immer ganz einfach ist. Aber ich versuche es weiter.

Ihr Aufgabenbereich ist mitunter sehr komplex. Wie würden Sie einem Zehnjährigen erklären, was Sie beruflich machen?

Ich glaube, das ist ganz einfach. Taschengeld kennt jeder. Und man kann dem Jungen sagen, dass der Gouverneur versucht, das zu tun, damit dieser sich mit seinem Taschengeld von etwa 20 Euro auch in Zukunft die gleiche Menge Eis kaufen kann wie jetzt.

Wie sehen Sie den Euro, oder besser gefragt, wird unsere Gemeinschaftswährung überleben?

Ich bin überzeugt davon und sehe meine Aufgabe auch darin, alles zu tun, dass dem so ist.

Robert Holzmann | © STG | Jesse Streibl
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„Sie können gerne mei stoa-steirisch testen“

Sind digitale Währungen die Zukunft?

Da muss man aufpassen, was man unter digitale Währungen versteht. Also ein digitaler Euro, wenn man so will das elektronische Pendant zum Bargeld, ja. Wenn Sie damit Kryptos meinen, das sind elektronische Vermögenstitel aber keine Währungen.

Mit dem Wissen, das Sie heute haben, welchen Rat würden Sie jungen Menschen auf dem Weg mitgeben?

Das ist keine einfache Frage. Mein persönlicher Rat wäre etwa Folgender. Suche Dir Ziele aus und verfolge sie mit Vehemenz aber doch Flexibilität.

In Ihrer Studienzeit waren Sie Assistent von Bundespräsident Alexander van der Bellen. Haben Sie noch Kontakt?

Doch, doch. Man trifft sich nicht nur bei sozialen Anlässen, sondern, wenn er eine genauere ökonomische Erklärung benötigt oder etwa im Rahmen der Ukraine-Krise Daten braucht, dann komme ich mit meinem Team oder auch allein zu ihm. Und dann reden wir darüber.

Apropos Studienzeit: Einige ihrer damaligen Kommilitonen erzählen, Sie kommen regelmäßig zu Absolvententreffen an den Wörthersee. Was verbindet Sie nach so vielen Jahren noch immer?

Die Jugenderinnerungen. Heutzutage sind es die Altersprobleme. Wir sind fast alle noch aktiv in der einen oder anderen Form. Was fast alle anderen verbindet, ist ein Haus um den See, nur ich habe mein Haus in den Bergen.

Sie haben sich vor gut einem Jahrzehnt im beschaulichen Hirschegg in der Weststeiermark niedergelassen. Wie landet ein so polyglotter Mensch im Dorf?

Ich glaube, weil das ein hervorragender Platz ist, um zwischen den internationalen Verpflichtungen auszuspannen. Es ist sehr ruhig, wie Sie sagen. Es hat aber trotzdem sehr viel zu bieten, man kann dort etwa beim Schwammerl suchen oder beim Montainbiken wieder Kraft tanken.

Was lieben Sie dort besonders? Menschen, Landschaft, Klima?

Ich glaube alles. Es ist divers, aber dennoch von einer Bodenständigkeit.

Die Steirer genießen Essen und Trinken. Halten Sie das auch so, was mögen sie in den beiden Kategorien am liebsten?

Die Wahl dabei ist schwer. Steirisches Essen ist auch sehr divers. Ich bin noch immer ein Fan des Backhendl-Salates mit viel Kernöl. Letzteres genieße ich auch weltweit, überall wo ich es bekommen kann. Beim Trinken ist es oft schwer zu wählen, ob man ein gutes Bier, einen guten Wein oder einen guten Schnaps will.

Robert Holzmann | © STG | Jesse Streibl
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Welcher ist Ihr Lieblingswein bzw. Ihr Lieblingsbier?

Naja, als gebürtiger Leobener, gleich neben der Brauerei Göß geboren, ist die Antwort ganz klar. Als Wahl-Weststeirer ist natürlich der Schilcher etwas sehr Gutes, und zum Schnaps komme ich hoffentlich noch.

Gibt es in der Steiermark - neben Hirschegg natürlich - einen Lieblingsplatz?

Ich liebe die steirischen Weingegenden. Dort ist es in den meisten Fällen noch nicht so überlaufen. Dort durch die Weingärten von Buschenschank zu Buschenschank zu wandern, ist etwas sehr Schönes.

Wenn Sie, sagen wir dazu internationale Freunde bitten, Sie mögen ihnen steirische „Must Sees“ verraten, was wären die?

Historisch beginne ich mit dem Grünen See, den ich als Obersteirer natürlich schon sehr lange kenne. Dann die wunderschönen Berge in der Dachsteinregion. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Weinberge. Auf jeden Fall selbstverständlich auch die Landeshauptstadt Graz.

Erklären Sie bitte jemanden, der noch nie in der Steiermark war, ihr Geburtsland.

Um es gut zu verstehen, muss man wissen, dass die Steiermark jetzt schon fast 1.000 Jahre, wenn man so will, begonnen hat, eine politische, kulturelle Einheit zu bilden. Sowohl was die Landschaft, die Menschen, das Klima anbelangt ist das Land sehr divers. Von der südsteirischen Weingegend à la Toskanien bis hinauf zu den Schneegipfeln am Dachstein kann man sich sehr viel aussuchen. Und dazwischen gibt es auch noch sehr viel zu sehen.

Wie viel Steirer steckt noch in Ihnen?

Na, Sie können ja gerne mei stoa-steirisch testen (lacht).

Welche drei Dinge möchten Sie noch tun, bevor Sie 80 sind?

Die ersten beiden Dinge sind sehr ambitioniert. Bis jetzt habe ich über 90 Länder der Welt besucht, 100 sollen es mindestens sein. Das Zweite: Bis jetzt habe ich 41 Bücher geschrieben, 50 sollen es werden. Und das wahrscheinlich Herausforderndste: Bis 80 möchte ich endlich wieder Schnaps brennen.

Dürfen wir davon ausgehen, dass Sie einen Hirschegger in Ihrer Garderobe haben?

Ja, selbstverständlich.

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