Hinteralm Moor - Impression #1 | © M. Ressel

Hinteralm Moor

Neuberg an der Mürz

Naturjuwele sind besondere Lebensräume in der Kulturlandschaft, Einzelschöpfungen der Natur und kulturhistorische Besonderheiten.
In den 7 steirischen Naturparken gibt es insgesamt 27 Naturjuwele. Alle diese Naturschönheiten liegen an Wanderwegen, sind daher zu Fuß erreichbar und frei zugänglich. Natürlich begleiten Sie unsere Natur- und LandschaftsführerInnen gerne und geben Ihnen Einblicke in die Welt der Naturphänomene, der besonderen Pflanzen- und Tierwelt, die ihre Lebensräume an diesen Orten gefunden hat.

Im Überblick
Schutzgebiet

Landschaftsschutzgebiet 21 – Veitsch-, Schnee-, Raxalpe

 

Lage

538421,5 E bzw. 5285452,5 N

What3Words: ///hecke.entfacht.fortbildungen

 

Seehöhe

1420 m

 
Wegbeschreibung
  • ab Im Tirol über die Forststraße bis zum Eisernen Törl, hier links (Nordwesten) halten und weiter der Straße folgen bis kurz vor das Hinteralmhaus (9 km -  2,5 Stunden) oder
  • ab dem Forsthaus immer der Forststraße nach Norden und bald im Wald dem Wanderweg nach Osten folgen bis zur Hinteralm (5 km - 2 Stunden).

 

Beste Jahreszeit

Juni bis August

 

Schwierigkeit des Weges

leicht

Lage und Geologie

Das Hinteralm Moor (Moor bei der Donaulandhütte) liegt wenige Kilometer südwestlich von Frein, am westlichen Ausläufer der Schneealm auf rund 1420  Seehöhe.

Das Moor liegt in einer Wanne, die ehemals wassergefüllt war und über die Jahrhunderte biologisch verlandet ist, das heißt, dass die Pflanzen zunehmend die Wasserfläche zugewachsen haben.

Der Boden besteht heute aus mineralischen Bestandteilen und abgestorbenen Pflanzen, die aufgrund der Wassersättigung nicht abgebaut werden.

 

Flora und Vegetation

Heute stellt das Hinteralmmoor ein Übergangsmoor mit Hochmoorinitialen dar. Das bedeutet, dass sich das Moor von einem Flachmoor zu einem Hochmoor entwickelt. Somit hebt das Moor sich immer mehr aus der Wasserversorgung über das Grundwasser heraus. Die Wasserversorgung erfolgt zunehmend nur noch über die Niederschläge.

Der Prozess, bis sich ein Hochmoor entwickelt hat, dauert Jahrhunderte. Ein Moor wächst 1mm pro Jahr in die Höhe, somit dauert es 1000 Jahre, bis sich ein ein Meter mächtiger Torfkörper entwickelt hat. Da sich das Moor immer mehr uhrglasförmig über die Umgebung hinaushebt, wird die Nährstoffversorgung über das Grundwasser zunehmend unterbrochen. Somit sind Hochmoore extrem nährstoffarme, aber wasserreiche Lebensräume.

 

Im Zentrum des Moores befindet sich eine kleine Quelle; eine Entwässerung findet über Gräben nach Süden und Westen statt. Das Moor ist durch den Vertritt des Weideviehs sowie dessen Dung (düngende Wirkung) relativ stark geschädigt.

Dem Status eines Übergangsmoores entsprechend finden sich somit sowohl Arten der Hochmoore als auch der Kleinseggenriede: In den hochmoorartigen Bereichen dominieren die Torfmoose (Sphagnum  ssp.),  weiters  kommen  hier  Bürstling (Nardus stricta), Preiselbeere (Vaccinium vitis-ides), Blau-Pfeifengras (Klein-Pfeifengras, Molinia caerulea), Blutwurz (Potentilla erecta) und Schnabel-Segge (Carex rostrata) vor.

In den Bereichen mit Kleinseggen gedeihen Braun-Segge (Carex nigra), Igel-Segge, (C. echninata), Alpen-Brandlattich (Homogyne alpina), Eigentlicher Wiesen-Augentrost (Euphrasia officinalis), Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina), das sich seinen Stickstoffhaushalt durch Verdauung von Insekten aufbessert, weiters Teich-Schachtelhalm (Equisetum fluviatile), Fieberklee (Menyanthes trifoliata) sowie Torfmoose. Kleinere Teilbereiche des Moores sind mit alten „Kümmer“-Fichten (Picea abies) bewachsen, die auf diesem nassen, nährstoffarmen Boden nur sehr langsam und kümmerlich gedeihen

 

Fauna

Tierische Besiedler sind aufgrund der für viele Arten ungeeigneten Lebensbedingungen schwierig zu entdecken. Am auffälligsten sind noch Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) und Grasfrosch (Rana temporaria). Diesen beiden Amphibien gelingt es noch, in den randlichen Kleingewässern des Moores zu laichen.

Der Grasfrosch ist bereits kurz nach der Schneeschmelze aktiv und ein sogenannter Explosivlaicher. Das heißt, innerhalb weniger Tage im Jahr wird das gesamte Paarungs- und Laichgeschehen abgewickelt. Die Tiere sind braun marmoriert und weisen häufig eine schwarze Fleckenzeichnung auf dem Rücken und dunkle Streifen auf den Extremitäten auf.

Zu den größeren und damit auffälligeren Wirbellosen zählt die Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea). Sie ist die, den Luftraum über dem Moor dominierende Libellenart. Die Art jagt in unheimlicher Geschwindigkeit geschickt nach anderen Fluginsekten. Die Männchen sind territorial, d. h. sie kämpfen erbittert um Reviere und Weibchen. Die Larven dieser Großlibelle sind wiederum gefräßige, unter Wasser lebende Tiere. Auf der Wasseroberfläche wiederum jagt, oft im „Rudel“, der Alpen-Wasserläufer (Gerris costae). Dieser große Wasserläufer ist sehr flugfähig und besiedelt auch kleinste und nur temporär bestehende Gewässer. Seine Beute sind in erster Linie Insekten, die aus der Luft auf der Wasseroberfläche aufklatschen (z. B. Schmetterlinge, Fliegen, Heuschrecken), aber auch schlüpfende Wassertiere wie Eintagsfliegen und Köcherfliegen.

Die sehr auffällige und große Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus)schafft es ebenfalls, mit ihren stark behaarten Beinen über das Wasser zu laufen. Sie kann sogar tauchen und unter Wasser kleine Wirbeltiere (Fische, Kaulquappen) erbeuten. Sie gehört zu den Raubspinnen, die ihren Eikokon mit den Kieferklauen herumträgt und ihre Jungen in einem kuppelförmigen Gespinst bewacht.

Die eigentliche Moorfauna des Gebiets – das sind in erster Linie kleinere Insekten und Spinnentiere, die kalte und nasse Lebensräume besiedeln und ausschließlich in den Torfmoospolstern leben – ist unerforscht.

Wo es in Österreich einst Moore gab - Artikel im Standard vom 26.07.2023

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