Herzgeschichte 23: Vom Urlaub am Bauernhof
Stefan und Herta Eisenberger vereinen auf ihrem Zehenthof in Semriach die landwirtschaftliche Arbeit mit einem Urlaubserlebnis für Jung und Alt. Uns erzählen sie vom Balanceakt dieser Kombination, von besonderen Bauprojekten und von ganz speziellen Gästen.
Die Gegend rund um den Zehenthof ist das Bild der Idylle – mit malerischen Landstrichen, vereinzelten Häusern und weiten Feldern in jeder Himmelsrichtung. An diesem schönen Fleckchen Erde hat sich der Hof der Familie Eisenberger angesiedelt. In sechster Generation betreiben Stefan und Herta nun die Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft
Hauptsächlich geht es um die Mutterkuhhaltung, „aber bei uns bleibt die gesamte Herde zusammen“, erzählt Stefan. Die Kühe können frei von Stall zu Wiese wechseln, die Kälber bleiben bei ihren Müttern und seit 2001 sind sie bio-zertifiziert. So produzieren sie das Styria Beef, das sie einmal im Monat in ihrem Hofladen oder an Rewe verkaufen.
Neben den Kühen tummeln sich noch drei Schweine, der Familienhund Gismo, zehn Hühner, ein Hahn, zwei Mini-Shetlandponys, neun Laufenten und ein ganzer Schwung Katzen auf dem 50 Hektar-Hof herum. Für die Landwirtschaft ist hauptsächlich Stefan zuständig, aber an Unterstützung mangelt es nicht. „Unser Sohn Simon kümmert sich um die Hühner, meine Mutter Renate kocht häufig und wir haben Neffen, die wahnsinnig gern Traktor fahren“, schmunzelt er.
Die Gastwirtschaft
Damit ist es aber noch nicht genug. Neben der Landwirtschaft hat sich die Familie Eisenberger schon im Jahre 1947 mit Urlaubern auf ihrem Bauernhof ein zweites Standbein aufgebaut. „Damals war aber alles noch viel simpler – das Bad war am Gang, die Zimmer einfach.“ In der Zwischenzeit wurde ausgiebig renoviert und heute können sich die zwei Apartments, das Doppelzimmer und ein extra Saunahaus mit ihrem modern-urigen Flair wirklich sehen lassen.
„Und darüber hinaus haben wir 2010 ein ganz besonderes Projekt angefangen. Und zwar stand in der Weizer Gegend ein Bauernhaus aus 1695, in das wir uns einfach verliebt haben“, schwärmt Herta. So wurde dieses „prompt“ erstanden, in Weiz abgetragen und Holzlatte für Holzlatte in Semriach wieder aufgebaut. „Gott sei Dank haben wir Freunde im Freilichtmuseum Stübing. Die haben uns mit ihrer Expertise wirklich geholfen, denn wir sind ein bisserl blauäugig in das Ganze hineingegangen“, lacht sie.
Bei der alten „Zehna Hube“ war dann Hertas Auge fürs Detail gefragt. „Sie hat einfach den Blick dafür, was zusammenpasst und gut ausschaut. Jahrelang waren wir auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden unterwegs, damit alles stimmig ist“, so Stefan. Seit 2012 kann man das Bauernhaus nun mieten.
Die Gastfreundschaft
Was die Gäste besonders zu schätzen wissen? „Auf jeden Fall die Gastfreundschaft und unsere offene, ehrliche Art“, meint Herta. So spielen ihre Kinder Simon, Elisabeth und Silvan mit den Kindern der Gäste am Hof, es wird gemeinsam getratscht, gelacht und teilweise auch gegessen. Im Sommer grillen sie rund einmal die Woche und Urlauber sind herzlich eingeladen, auch im Betrieb zu helfen. So erhalten vor allem die kleinen Gäste Einblicke in das Leben eines Landwirts. Stefan meint: „Die Kinder können gern zum Nachbar mitfahren und sich anschauen, wie man Kühe melkt. Andere würden für solche Dinge zusätzlich was verrechnen, aber ich möchte das nicht, denn man muss in Kleinigkeiten großzügig sein.“
Diesen Einsatz spüren die Gäste offensichtlich – so kommen etliche Jahr für Jahr auf den Zehenthof zurück. Einige schon über die Jahrzehnte hinweg und begleiten Stefan somit schon sein ganzes Leben. Eine ganz besondere Geschichte kommt ihm da in den Sinn: „Ein Gast aus Deutschland, der Rainer, kommt schon seit 47 Jahren jeden Sommer. Einmal, da war ich 14, waren meine Eltern ausnahmsweise auf Urlaub und er ist extra hergeflogen, um mir am Hof zu helfen.“ Die Kinder bekommen von ihm Geburtstagsgeschenke, er sitzt mit ihnen am Tisch und gehört quasi zur Familie. Zu Rainers 70. Geburtstag vor einigen Jahren wollten die Eisenbergers den Spieß umdrehen und in Rosenheim besuchen. „Wir haben ihn angerufen und ihm unsere Pläne erzählt. Da hat er einfach aufgelegt. Nach einer Viertelstunde hat Rainer zurückgerufen, weil er fertig war mit Freudentränen und wieder sprechen konnte.“
Das Heimatland
Unterstützend bei ihrer Gastwirtschaft hilft der Verband Urlaub am Bauernhof. Die Gemeinschaft birgt Austauschmöglichkeiten, Marketing und ein allgemeines Solidaritätsgefühl. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt dennoch auf der Bewirtschaftung des Bauernhofs. „Wir sind grundsätzlich einmal Bauern zuerst. Kein Hotelier, kein Gastwirt, sondern Landwirte. Es gibt keinen Ponyhof, keinen Streichelzoo und nix, was nur lieb ausschaut. Hier wird wirklich gelebt und gearbeitet“, so Stefan. Dadurch bleiben sie sich selbst treu und für ihre Gäste immer authentisch.
Die beiden sind von vollem Herzen Steirer und ganz besonders stolz auf ihre Heimat. „Unser Bundesland ist sympathisch, grün, gemütlich – nicht zu viel und nicht zu wenig und trotzdem so vielfältig“, sagt Herta. Stefan fügt lachend hinzu: „Um kein Geld der Welt würde ich auf die andere Seite des Semmerings ziehen.“