Andi Kolb | © STG | Jesse Streibl Andi Kolb | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Andi Kolb

Andi Kolb ist, was man landläufig einen „wilden Hund“ nennt. Seine Passion ist das Downhill-Biken. Da ist der gebürtige Schladminger und Herzbotschafter mittlerweile in der Weltspitze angekommen. So schnell wie möglich bergab, das ist´s, worauf es ankommt. 

Am Grazer Hausberg, dem Schöckl, bevorzugtes Trainingsgebiet für den sympathischen Steirer, führten wir ein Gespräch über Ängste, seinen „verrückten“ Sport, über Lieblingsplätze und kulinarische Vorlieben eines Spitzensportlers.

Wir treffen uns hier am Grazer Hausberg, dem Schöckl. Wie schnell sind Sie eigentlich mit dem Bike oben, und vor allem - sie sind ja Downhill-Biker - wieder unten?

Nach oben ist es schwer zu sagen, da ich die Zeit noch nie gestoppt habe. Ich glaube aber so cirka 10 Minuten braucht man bis ganz rauf. Wir stoppen immer so zwischendrin, eine Sektion ist 3 Minuten. Aber wenn man wirklich von ganz oben nach ganz unten fährt, dann braucht man etwa 5 Minuten.

Haben Sie einen besonderen Bezug zum Schöckl?​

Der Schöckl war für mich eigentlich immer schon der perfekte Trainingsberg im Winter. Ich bin für einen Tag Radfahren immer von Schladming runtergefahren und danach wieder rauf. Mittlerweile habe ich eine Wohnung in Graz. Extra wegen Schöckl, Platte usw. Hier sind jede Menge Trails, es ist perfekt zum Radfahren. Vor allem im Winter.

Downhill ist ja nicht alltäglich - außer vielleicht beim Skifahren. Sie müssen uns ein bissl helfen - wie sind Sie auf die Sportart gekommen?

Ich glaube in den Jahren 2007/2008 bin ich darauf gekommen. Damals war immer der Weltcup in Schladming. Ich bin da mit meiner Mutter hin und habe zugeschaut. Damals sagte ich zur Mama, dass ich diesen Sport niemals machen werde, da es mir viel zu gefährlich ist. Aber es kam anders. Ich habe damals Automechaniker gelernt und mir mit meinem ersten Geld ein Rad gekauft. Und seitdem gibt es nichts anderes mehr.

Wird ihr Sport jetzt in unseren Breiten verstärkt wahrgenommen?

Er wird sicher stärker wahrgenommen. Seit einigen Jahren geht es hier nach oben, auch durch die Valentina Höll, die bereits Weltmeisterin und Vizeweltmeisterin geworden ist. Auch bei mir ging es seit dem letzten Jahr ziemlich bergauf. Auch medientechnisch wird es immer mehr. Mit Bike-Parks wie in Schladming boomt dieser Sport.

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„In der Steiermark gibt es alles, was das Sportlerherz begehrt“

Wir haben uns in der Vorbereitung ein paar Videos angeschaut, sehr spektakulär, aber auch sehr gefährlich. Wie trainieren Sie, um diese Belastungen und eventuell Stürze auch auszuhalten?

Man muss extrem viel trainieren, weil dieser Sport sehr komplex ist. Es ist nicht wirklich eine Sprintsportart, es ist auch nicht wirklich eine Ausdauersportart. Es liegt so in der Mitte. Viel Fitness-Studio, viel treten und laufen und Skitouren gehen. Die Grundlage in Sachen Ausdauer muss passen. Wichtig ist die Kraftkammer, damit man Muskeln hat, die etwas aushalten und nicht jeder Sturz ein Knochenbruch ist.

Eine sehr persönliche Frage: Haben Sie keine Angst? Angst um die Wirbelsäule, Angst um die Knochen? 

Angst würde ich nicht sagen, aber Respekt gehört natürlich dazu. Ab und zu gibt es im Weltcup schon Sprünge, die ich nicht mache, weil ich weiß, wenn das jetzt schiefgeht könnte es zu einem Knochenbruch kommen. Da ziehe ich mich dann lieber zurück.

Wissen Sie, was Ihre Bergab-Höchstgeschwindigkeit war?

Im Rennbetrieb sind wir so etwa mit 80 km/h über Stock und Stein unterwegs. Und auf so Schotterwegen erreichen wir schon an die 100 km/h.

Wie bei fast allen Extremsportarten ist Red Bull auch hier stark engagiert. Sie wurden sogar für das „Hardline“ in Wales eingeladen, da trifft sich die absolute Elite. Sie sind im Training gestartet, haben aber auf das Rennen verzichtet und dabei sehr viel Respekt geerntet. Ist das „Hardline“ selbst für einen „wilden Hund“ zu wild?

Ich weiß nicht, ob ich mich als „wilden Hund“ bezeichnen würde. Mittlerweile bin ich im Weltcup ein sehr bedachter Fahrer. Und zur „Hardline“ bin ich schon mit einem mulmigen Gefühl hingefahren. Aber ich wollte es halt unbedingt probieren. Aber wenn du dann die Sprünge siehst – ich glaube 25 bis 28 Meter sind die weitesten – mit Gegenhang, da ist das Bauchgefühlt dann noch schlimmer geworden. Ich habe es dann zwar probiert, aber zwei Sprünge habe ich nicht geschafft. Dann habe ich mir gesagt, ich lasse es, bevor noch etwas passiert und ich mir nach meiner besten Saison noch eine Verletzung hole.

Wenn ihnen jemand sagt, dass das, was Sie machen absolut verrückt ist, was antworten Sie dem?

Gewohnheit. Das ist wie beim Skifahren. Man beginnt mit der blauen Strecke, man wird besser, dann kommt die rote Strecke, man wird noch besser, schwarze Strecke. Aber ich glaube schon, dass der Rennsport, so wie wir ihn machen, etwas verrückt ist.

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Sie starten im Weltcup für das Aherton-Team, das sind Legenden in ihrem Sport. Ist das so was wie ein Ritterschlag?

Ich kann mich noch daran erinnern, als ich bei denen unterschrieben habe. Der Team-Manager hat mich angerufen und mir gesagt, dass sie mich nehmen. Da hatte ich wirklich Tränen in den Augen, vielleicht sind sogar ein paar gekullert. Es ist wie ein Werksteam in der Formel 1, weiter nach oben geht es nicht. Als Kind habe ich mir schon immer die Videos von denen angeschaut. Dass ich jetzt da dabei bin, dass das meine Teamkollegen sind, ist schon ein Traum.  

Bei Wald- und Grundbesitzern kommt nicht gerade die große Freude auf, wenn die Biker kommen. Haben Sie Verständnis?

Ja, da habe ich auf jeden Fall Verständnis. Ich komme selber aus einer Jägerfamilie, mein Onkel ist ein Grundstücksbesitzer. Da war das natürlich auch immer wieder ein Thema. Die Radlfahrer fahren halt dann einfach überall durch. Es gibt so wie in jeder Sportart auch hier schwarze Schafe. Da verstehe ich dann natürlich schon, dass es nicht immer positiv ankommt. Aber es wird immer besser, es gibt immer mehr offizielle Strecken.

Verraten Sie uns die schönsten Mountainbike-Strecken der Steiermark, die sie auch Hobbyfahrern empfehlen können?

Ich glaube die Nummer 1 ist Giglachsee bei Schladming. Man muss hier aber schon ein geübter Fahrer sein. Im touristischen Sinne ist es eindeutig der Bikepark Schladming. Dort gibt es die einfachste blaue Strecke, die man fahren kann. Da bin ich schon in der ersten Klasse Hauptschule runtergefahren. Es gab keinen einzigen Sturz, obwohl die Räder damals nicht wirklich geeignet waren. Da hatte ich echt ein schlechtes Gefühl. Aber es war trotzdem perfekt zum Anfangen

Wenn Kumpels aus dem Weltcupzirkus zu Besuch kommen, wohin in der Steiermark würden Sie die führen?

Da gäbe es in der Steiermark extrem viele Orte. Ich bin sehr gerne im Gesäuse unterwegs. Dann bei uns die Tauern, Schladming/Dachstein. Im Winter kommen oft Trainingskollegen hierher auf den Schöckl. Ich glaube, es ist ein jedes Eck in der Steiermark sehenswert.

Sie sind in Aich/Assach daheim, mögen Sie uns ihr Lieblingsplatzerl in der Region nennen?

Puhh, darf ich das verraten? Das ist bei mir der Freienstein, in 30 Minuten bin ich von mir zu Hause oben. Dort bin ich extrem gerne. Oder das Stoder-Kircherl, dass jetzt eh jeder kennt, da es zum schönsten Platz Österreichs gewählt wurde.

Als Sportler ernähren Sie sich gewiss gesund. Aber wenn Sie einmal über die Stränge hauen, was kommt dann auf den Tisch?

Eindeutig Pizza. Ich bin leider leicht Gluten-intolerant, daher ist es mit Brot und Pizza immer sehr schwierig. Aber ab und zu muss ich schon eine Pizza essen. Das wird dann auch zelebriert.

Welchen Traum möchten Sie sich noch auf zwei Rädern erfüllen?

Mein Ziel ist es, Weltmeister zu werden.

Fühlen Sie sich als Spitzensportler in der Steiermark gut aufgehoben?

Sehr gut sogar. Ich glaube, es gibt bei uns alles, was ein Sportlerherz begehrt. Perfekt.

Und zuletzt: Was kommt nach dem Sport?

Schwierige Frage. Ich glaube, ich werde auf jedem Fall im Rad-Zirkus bleiben. Vielleicht als Coach oder Streckenbauer. Aber es wird auf jeden Fall irgendetwas mit Radfahren sein. Da gibt es schon ein paar Ideen.

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Dahoam.

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