Andreas Gabalier | © STG | /Press/MediaCopyright/steiermark_tourismus Andreas Gabalier | © STG | /Press/MediaCopyright/steiermark_tourismus
💚-Botschafter

Andreas Gabalier

Frisch, saftig, steirisch - wenn diese Bezeichnung auf jemanden zutrifft, dann ist es Andreas Gabalier. Der Volks-Rock´n´Roller ist ein Phänomen und eine Naturgewalt, er begeistert und polarisiert und lässt keinen kalt. Wir sprachen mit Österreichs populärem Musiker und Herzbotschafter über Erfolg, Missgunst, Vorbilder und das, was in seiner Karriere noch alles passieren könnte.

Sie haben als Musiker im deutschsprachigen Raum schon so ziemlich alles erreicht, was möglich ist: Streamings im Milliardenbereich, Gold-, Platin- und Diamant-Awards, ausverkaufte Hallen- und Stadiontourneen mit Zuschauerrekorden. Was kann da eigentlich noch kommen? Madison Square Garden, ein Konzert im Central Park?

Ja, das Schöne war, dass ich mir zum damaligen Zeitpunkt die Ziele eigentlich immer viel höher gesteckt habe, als sie möglich erschienen sind. Und das hat mich eigentlich immer angetrieben. Und dieser Antrieb ist ein schöner, den doch einige von uns anscheinend in sich tragen. Die Welt - auf gut steirisch - niederzureißen. Es ist wichtig, dass es solche Leute gibt, weil man Vorbildwirkung hat, zum fleißig Sein, für Motivation. Dass man den Leuten da draußen zeigt, es ist viel möglich – auch als kleiner Steirerbua. Wie das viele vor mir in unserem Land schon vorgezeigt und praktiziert haben.

Ein absoluter Höhepunkt bisher war das Konzert im Olympiastadion von München. Vor 100.000 Leuten auf die Bühne zu gehen, was macht das mit einem?

Das werde ich sehr oft gefragt und eigentlich sage ich dazu immer das Gleiche: Es erfüllt mich. Es ist so schön zu sehen, was aus diesem ursprünglichen familiären Rückschlag durch den Verlust meines Vaters, meiner kleinen Schwester, wurde. Dieses Predigen von meiner Mama in unserer Kindheit, dass jedes von uns vier Kindern ein Instrument lernen muss. Über dieses Liederschreiben zu meiner Bundesheerzeit, wo mir viel langweilig war an der Grenze. Wenn ich so schaue, wie das über die Jahrzehnte entstanden ist, sage ich, dann ist es total schön, heute zu sehen, wie da seit Jahren Millionen von Menschen in die Stadien pilgern – wegen einem Lausbuam.

Wie geht es Ihnen mit politischer Korrektheit, oder formulieren wir es so, mit der Intoleranz der Toleranten?

Ja. Mein Gott, ich glaube, das weiß die ganze Nation und weit darüber hinaus. Was es da über Jahre hinweg für mediale Aufreger, Schlagzeilen oder Ähnliches gegeben hat. Ich habe das immer ein bisserl in der Waage gehalten, weil ich mir gesagt habe, wie viel Gewichtung soll man dem wirklich schenken? Wir neigen in der heutigen Zeit halt leider einfach ein bisschen dazu, dass man vereinzelten Meinungsmachern und -schürern oft mehr Bühne schenkt als einem Millionenpublikum, das mit großer Freude friedlich in diese Stadien pilgert. Was ich schon ein wenig schade finde, ist etwas, was seit einigen Jahren passiert, nämlich eine Spaltung in der Gesellschaft, die nicht sein müsste.

„No Pain – no gain“ steht auf Ihrem Armband, kein Schmerz, kein Gewinn. Ansporn oder Motto?

Ja, habe ich sehr oft beim Sport aufgelegt, dieses Armband. Wird mir auch regelmäßig abgenommen von Trainingspartnern in den unterschiedlichen Hotel-Gyms. Das sind schon auch vielleicht ein paar so Grundregeln vom Arnold Schwarzenegger gewesen.

Schmerzt Sie die gelegentliche Geringschätzung der Kultur-Schickeria oder wiegt der Erfolg das locker auf?

Ich würde das gar nicht so pauschal sagen. Es gibt ganz viele Kollegen, die das sehr, sehr schätzen und jahrein jahraus mit mir mitreisen. Schöne Berichte quer durch die Medien bringen. Deswegen möchte ich das nicht ganz so stehen lassen. Es hat über diese vielen Erfolgsjahre hinweg viele Preise gegeben. Ein paar vielleicht auch nicht. Es muss aber irgendwie gar nicht mehr sein. Deswegen sage ich Nein.

Wie gehen Sie mit Ihrer Popularität um? Wo sind die Grenzen?

Ja, die gibt es nicht. Ich glaube aber, dass das für die Außenstehenden oft mühsamer ausschaut als es für einen selbst ist. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, man wächst über die Jahre in das, was man macht, hinein. Auch in ein Leben in der Öffentlichkeit mit einem Kopf, den man halt so kennt, wenn man herumspaziert. Im Regelfall setzte ich in der Freizeit auch gern auch einmal ein Kapperl und eine Sonnenbrille auf. Auf der anderen Seite genieße ich es.

Andreas Gabalier | © STG | /Press/MediaCopyright/steiermark_tourismus
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„Ich komme unglaublich
gern wieder nach Hause“

Wie haben Sie aus Ihren persönlichen Tiefs wieder herausgefunden?

Das ist das Leben. Auch in meinem Fall. Je älter du wirst, desto mehr siehst du, dass es eigentlich in fast allen Familien irgendwo Probleme gibt. Man muss nur ein paar Jahre am Buckel haben, um zu erkennen, dass dem so ist. Dass es nirgendwo ganz rund läuft. Die Verluste meines Vaters und meiner kleinen Schwester waren natürlich hart. Das hat Zeit gebraucht, viele Freunde, vielleicht auch die Musik. Dieses musikalische Hobby, das es bis zu diesem Zeitpunkt gewesen ist. Aus dem ich dann meine Berufung gemacht habe. Und vielleicht diese Trauer, diesen Verlust, diesen Schmerz so wettgemacht habe. Meine Aufgabe für mich gefunden habe, da vielleicht doch Musiker zu werden. Das gehört zum Leben wahrscheinlich einfach dazu.

Wer sind Ihre Lebensmenschen?

Ich habe in meinem Leben ein riesengroßes Glück mitbekommen. Warum auch immer dem so ist. Ich habe von Kindheit an immer liebe Leute um mich gehabt. Unglaublich herzliche familiäre Verhältnisse erleben dürfen. Eine Großverwandtschaft, Großeltern, mit so unterschiedlicher Vielfalt in deren Charakterzügen, geographischen Beheimatungen und. Freundeskreisen, die bis heute da sind. Prägende Lehrer aus der Schulzeit, die mir sehr viel mitgegeben haben auf meinem Leben. Ich habe einfach immer nur liebe Leute an mich herangelassen, die es gut mit mir gemeint haben. Auf die ich auch höre, die nach wie vor da sind. Viele sind auch nicht mehr da. Wenn ich einen vielleicht erwähne - den Didi Mateschitz, der ein unglaublich lieber Weggefährte war.

Sie gelten als sehr bodenständig, mögen Sie für uns Ihren Heimatbegriff definieren?

Das definiere ich seit vielen Jahren über die Lieder, über viele Interviews, Geschichten, Statements. Auch das ist ein großes Glück, in diesen Breitengraden geboren worden zu sein, hier aufgewachsen zu sein. Ich genieße das total. Es ist einzigartig schön. Ich darf die Welt das ganze Jahr bereisen rund um meine Konzerte und meine musikalischen Wege und komme unglaublich gerne wieder nach Hause.

Könnten Sie sich vorstellen auch woanders als in der Steiermark zu leben?

Puh, das haben sich schon viele wirtschaftlich Erfolgreiche aus steuerlichen Gründen überlegt (lacht). Da hoffe ich schon stark, dass auch da wieder ein bisserl Vernunft walten wird, was jetzt unsere politischen Spitzen anbelangt. Und dass man wieder aufhört, auf die Fleißigen mit den Fingern zu zeigen und die eher so ein bisserl als Buhmänner der Nation zu sehen. Dass man das Reichen-Bashing schön langsam, aber sicher auch wieder einstellen wird. Das ist der Grund wahrscheinlich, dass die einen oder anderen in der Vergangenheit schon abgewandert sind. Und nichts leichter als das. Es liegt mir prinzipiell fern.

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Wie viele Lederhosen besitzen Sie?

Das sind gar nicht so viele. Das werden so an die zehn bis fünfzehn sein. Weil ich die auch regelmäßig immer wieder versteigere oder dann auch immer wieder einmal beim Osterfeuer einheize, weil ja doch verdammt viel Sport darin gemacht wird. Ich schmeiße sie sehr wohl in die Waschmaschine mit 20 Grad und lasse sie dann tagelang im Schatten trocknen. Und dann wuzle ich sie wieder weich. Aber irgendwann sind sie dann doch reif für die Insel.

Mögen Sie uns fünf Plätze sagen, zu denen Sie Freunde, die noch nie in der Steiermark waren, schicken würden?

Fünf sind vielleicht viel zu wenig. Am Pogusch muss man vielleicht einmal einen Speck gegessen haben. Die Südsteiermark ist glaube ich mittlerweile international beliebt. Viele Großkonzerne oder internationale Erfolgsgeschichten, die bei uns in Graz beheimatet sind, führen ihre Kunden gerne in die Südsteiermark auf eine gute Jause. Raus in diese südsteirische Toskana, wie man so sagt bei uns. Du hast die Möglichkeit, auf den Gletscher hinaufzufahren. Ein besonderes, schroffes Bergsteiger-Erlebnis. Und was für mich beim Motorradfahren immer so ein Fixpunkt war, ist der Gellsee am Lachtal oben. Ein ganz ein verstecktes Platzerl. Der grüne See, der seine Farbvielfalt spielt. Was haben wir noch? Du musst einmal am Ring gewesen sein, wenn wir international schon mitspielen durften dank einem großen Steirer.

Wenn Sie im Land an Verbesserungs-Schrauben drehen könnten, wo würden Sie ansetzen? Oder anders gefragt: was ist gut, was ist nicht so gut in der Steiermark?

Gut bei uns ist auf jeden Fall die Lebensqualität. Die Bildungsmöglichkeiten, die wir hier haben. Diesen Weitblick, den wir Steirer trotz vieler Berge haben, finde ich immer sehr schön. Dieses internationale Denken gepaart mit den traditionellen Werten. Die Anbindungen, wir liegen geographisch sehr, sehr gut. Wir haben ein großes soziales Engagement. Ich glaube, wir Steirer oder überhaupt wir in Österreich haben die Möglichkeit, sehr viel abzufedern, aufzufangen, zu helfen. Auch dafür sind wir sehr bekannt. Was ich momentan nicht so gut finde, ist diese Spaltung der Gesellschaft.

Sie haben ein Hochglanz-Magazin über Andreas Gabalier auf den Markt gebracht, in dem Sie - als Chefredakteur - viel Privates preisgeben. Lust auf mehr? Darf es vielleicht demnächst ein Filmprojekt sein?

Ja, wie gesagt, man weiß nie, was kommt, welche Anfragen daher flattern. Ich bin so ein Gemüt, das sich alles immer anhört. Ab und zu ein paar Tagerl oder Wochen gewisse Projekte, Vorschläge, Ideen liegen lässt und dann abwiegt, ob es die Zeit oder die Möglichkeiten zulassen. Sich diesen Herausforderungen zu stellen. Da gibt es immer wieder etwas Neues. Ja, Visionen sind da, natürlich, auch einmal in Richtung Film. Vielleicht liegt das auf der Hand.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Eine Frage, die ich nicht beantworten kann.

Andreas Gabalier | © STG | Sepp Pail

Wordrap

In der Gegenwart eine gute Zeit haben.

Zufriedenheit.

Großzügig.

Den behalte ich für mich.

Dietrich Mateschitz.

Ich bin vom lieben Herrgott mit Gaben reichlich beschenkt worden. Für einen Menschen genügt es.

Peter Krawagna.

Swing.

Eine herrliche Bachforelle.

Sterz.

Aufsteirern.

Daheim.

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