Sie stammen aus einer Hoteliersfamilie, ihre Eltern betrieben ein Hotel am Altausseer See. Ihre Mutter führte später das Brauhaus Reininghaus in Graz. Wird einem da nicht der Gastro-Beruf in die Wiege gelegt?
Man entscheidet sich schon als Kind „dafür“ oder „dagegen“. Und ich habe mich von Haus aus dagegen entschieden, weil ja die Großeltern, der Onkel, meine Mutter und die alle … Und nach dem Krieg war das ja gar nicht so einfach. Die Amerikaner waren zweimal im Hotel und es hat nachher furchtbar ausgeschaut. Denen war halt auch schon fad, der Krieg war vorbei und die sind in diesen verschiedenen Pensionen und Hotels untergebracht worden. Meine Mutter hat sich dann finanziell nie mehr derfangen. Es ist auch schwierig gewesen, weil die Saison viel zu kurz war. Der Gastro-Beruf war also nie eine Option für mich.
Sie studierten in Graz am Dolmetsch-Institut Türkisch und Englisch, später Ungarisch und begannen danach in Wien ein Doktorat-Studium der Turkologie, Iranistik und Islamkunde. Wie viele Sprachen beherrschen Sie tatsächlich?
So gut wie keine mehr. Nein, es ist so, das Türkische und das Ungarische sind agglutinierende Sprachen. Wenn man da nicht dabeibleibt und immer wieder mit jemanden in dieser Sprache spricht, versickert es. Und das geht halt in Aussee nicht. Das muss ich ehrlich gestehen. Ich war neulich wieder einmal in Istanbul - nach ein, zwei Wochen ist man wieder drinnen. Aber wenn Sie mich jetzt plötzlich fragen würden, was heißt das und so, es wäre weg. Und es ist wahrscheinlich auch deswegen weg, weil ich mich seit Jahren mit ganz anderen Themen beschäftige. Eher mit der Natur und mit Tieren. Mit den anderen Welten in der Welt.
Wie kamen Sie zum Schreiben? Wer oder was hat Sie inspiriert?
Ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen. Zuerst wollte ich immer, dass man mir vorliest, dann habe ich sehr früh zu Lesen begonnen. Und ich hatte eine Tante, die auch Schriftstellerin war. Leider nicht sehr erfolgreich, aber da wusste ich schon, dass man das machen kann. Also Bücher schreiben und so. Ich habe auch schon in der Volksschule kleine Geschichten geschrieben. Die erste war über eine Wasserleiche. Naja, wir haben ganz nah am See gewohnt und das war für uns etwas, was natürlich schon immer wieder einmal passiert ist. Während der Pubertät hatte ich anderes zu tun. Ich habe dann erst so um die 17 wieder angefangen und ich war noch nicht 19, als das „Forum Stadtpark“ langsam entstanden ist. Naja, und dann bin ich für ein Jahr in die Türkei gegangen. Und als ich zurückkam, war das „Forum Stadtpark“ sozusagen schon in der Arbeit.
Erste Gedichte von Ihnen erschienen 1962 in der Zeitschrift „manuskripte“, Sie waren Gründungsmitglied des Forum Stadtpark. Wie sind die Erinnerungen an damals, zum Beispiel an den jungen Peter Handke.
Der Handke ist ja erst nach uns gekommen. Den habe ich erst kennengelernt, als ich dann wieder aus der Türkei zurückgekommen bin. Ja, wir waren eine Zeit lang sogar sehr gut befreundet. Es war halt so, dass mich dann später alle gefragt haben, „mein Gott, die einzige Frau“ - mir ist das gar nicht aufgefallen. Es ging ja um die Gedichte, die man geschrieben hat. Nicht, ob man Frau oder Mann war. Ich war halt die Einzige, die wirklich geschrieben hat. Es waren viele Mädels dort, aber das waren dann eher Groupies oder Leute, die sich dafür interessiert haben. Aber beim Schreiben war ich eine Zeit lang die Einzige.