Die Steiermark ist eine Lieblingsdestination deutscher Urlauber. Wirtschaftlich ist die Steiermark eng mit Deutschland verbunden, Stichwort Automobil. Der Konzern, dem Sie als oberster Aufseher vorstehen, zählt zu den wichtigsten Kunden des steirischen Autoclusters. Der Mercedes G, gebaut bei Magna in Graz, ist eine einzige Erfolgsstory. Was können die Grazer besser als andere?
Also meine Lebenserfahrung sagt mir, Menschen tun und können das am besten, was sie mit Emotion tun und können. Und das ist glaube ich auch die Erklärung dafür, warum der G und ganz viele seiner Vorgängermodelle, die ja zum Teil auch für den militärischen Bereich waren – z. B. Haflinger usw., so erfolgreich waren und sind. Die Emotion ist da. Ein Mensch, der Automobile entwickelt, der macht das zwar am Computer, aber es gehört so wie in jedem anderen Beruf auch die Emotion dazu. Die Weinbauern hier machen auch keinen guten Wein, wenn sie keine Emotion haben. Emotion ist das Entscheidende. Und was ich kennengelernt habe, in vielen Jahren der Zusammenarbeit gerade mit dem Unternehmen, das heute den G herstellt: Das sind einfach Menschen, die haben – manchmal sagt man, die haben Benzin im Blut – ich glaube eher, die haben das Kletterauto-Gen im Blut…
Welche Chancen tun sich für Zulieferer in der derzeit stattfindenden Transformation innerhalb der Autobranche auf?
Es gibt ja einen wirklich starken Technologie-Cluster, der historisch gesehen natürlich sehr eng mit dem Verbrennungsmotor verbunden ist. Nur, die Emotion, was Neues machen zu wollen, die technologischen Fähigkeiten mit einer hervorragenden Technischen Universität in Graz ist die Voraussetzung dafür, dass man den technologischen Wandel auch beherrschen kann. Es gibt ja auch außerhalb der Automobilindustrie Bereiche und auch Unternehmer, die was völlig Neues gewagt haben. Wenn ich z. B. an KTM denke, ist es ja nicht selbstverständlich, was hier entstanden ist. Das war einmal ein Spezialist für Geländemotorräder, heute ist er einer der führenden Motorradhersteller, und nicht nur das. Ich glaube, die Innovationsfähigkeit, die hat abgesehen vom Wissen und dem entsprechenden emotionalen Umfeld auch die Begeisterung als Voraussetzung. Und wenn die da ist, dann werden es die Unternehmer in der Steiermark möglicherweise besser schaffen als irgendwelche anonym geführte Konzerne, die ihr Headquarter irgendwo haben.
Kommen wir zum Wein. Auf Ihrem Anwesen bewirtschaften Sie eine 1,2 Hektar große Parzelle in der Lage Hochgrassnitzberg. Das Weinmachen überlassen Sie allerdings ihrem Freund, dem Top-Winzer Willi Sattler. Dennoch darf man davon ausgehen, dass der Sauvignon Blanc Grassnitzburg auch ihre Handschrift trägt. Wie würden Sie Ihren Beitrag bezeichnen?
Also auf bayrisch würde ich sagen, ich red‘ halt g‘scheid daher. Das heißt, es ist ja kein Zufall, dass ich den Willi, mit dessen Familie ich schon sehr lange befreundet bin, gebeten habe, den Weinberg im Jahr 2004 neu anzulegen und zu bewirtschaften. Weil ich halt diese Stilistik von ihm und seinen Söhnen sehr schätze. Es ist immer ein persönlicher Geschmack, was man innerhalb einer Rebsorte oder einer Geschmacksrichtung dann bevorzugt. Auch andere Mütter haben schöne Töchter und andere Weinmacher haben hervorragende Weine. Mir gefällt die Stilistik. Was ich mache, ist, dass ich - angefangen beim Most bis zum dann abzufüllenden oder dann auch noch für ein Jahr in einem Holzfass reifenden Wein – g‘scheid daher red. (lacht).
Welche steirischen Weinbauern machen derzeit alles richtig?
Also in meinem Leben habe ich immer gesagt, wenn einer glaubt, er macht alles richtig, dann macht er alles falsch. Weil er nämlich das nicht glauben darf. Es gibt natürlich eine relativ prominente Gruppe von hervorragenden Weinbauern in der Steiermark, die, was den Sauvignon Blanc betrifft, sicher zur Weltspitze gehören. Einzelne Namen will ich jetzt hier nicht nennen, die machen alle einen guten Wein, mit unterschiedlicher Stilistik. Ich kann mich erinnern, ich bin mit dem Manfred Tement und dem Willi Sattler einmal zusammengesessen und hab gesagt, wie kann denn das sein: Eure Weinberge liegen nur ein paar Kilometer weit auseinander und euer Wein ist so ganz anders. Dann hat der Willi gesagt, wir sollten mal versuchen, dass ich dem Manfred meine Trauben geb‘ und umgekehrt. Schauen, was dann dabei herauskommt, da bin ich interessiert. Ich warte bis heute drauf, dass sie das einmal machen. Es gibt ja diese Bodenkarten hier, da kann man sehen, nachdem das ja einmal ein Urmeer war, dass die Bodengliederung so fein ist, dass in ein paar hundert Meter Entfernung der Wein schon wieder eine andere Mineralität hat.