Es heißt, es hätte Sie als hochbegabte Pianistin und Saxofonistin beinahe in die Musikbranche verschlagen. Was gab den Ausschlag für die Technologie?
Ob es wirklich die Hochbegabung war, das kann ich nicht so beurteilen. Aber ich glaube, Technik und Musik sind unglaublich verbindende Elemente und das hat mich seit frühester Kindheit begleitet. Ich habe mit fünf Jahren mit dem Klavier begonnen. Rechte, linke Gehirnhälfte, Noten-, Bass- und Violinschlüssel lesen, Notenlehre – das hat sehr viel mit Mathematik zu tun. Und die Begabung in der Mathematik hat sich sehr früh herausgestellt. Die Musik wird immer in meinem Herzen bleiben, aber ich bin schon sehr froh, dass es dann doch die Technik geworden ist.
Als Kind wollten Sie angeblich auch Astronautin werden. Stimmt das?
Das war auch ein Berufswunsch in jungen Jahren. Hat wahrscheinlich mit dem ersten Österreich im All, Franz Viehböck, zu tun. Auch da spiegelt sich die Leidenschaft zur Technik und neue Dinge auszuprobieren, sehr deutlich wider. Das hat sich bei mir schon in der Kindheit ziemlich durchgesetzt.
Ihr Karriereweg ist beeindruckend. Lief immer alles nach Plan?
Definitiv nicht. Egal, wie man jetzt Erfolg oder Karriere definiert, ich kenne kaum Personen, die das wirklich geplant haben. Was sich aber schon durch meinen bisherigen Lebensweg durchzieht, ist eine Zielstrebigkeit und auch der innere Drang, Verantwortung zu übernehmen. Und ich glaube, das hat dann von einem zum nächsten Schritt geführt. Ein bisschen gehört es auch dazu, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Als Geschäftsführerin der Softwareschmiede SAP tragen Sie hohe Verantwortung. Vor welchen großen Herausforderungen steht Ihre Branche?
Natürlich geht es sehr stark darum, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Nicht nur für uns als der einzige europäische Softwarekonzern in dieser Dimension, sondern insbesondere für unsere Kunden, die sich quer über die Industrien, vor allem aber in den letzten zehn Jahren im Mittelstand wiederfinden. Es geht darum, die richtigen Ressourcen zu erhalten, damit diese auch ihren Digitalisierungsherausforderungen nachkommen können. Wir können die Software dazu liefern, aber am Ende des Tages ist es bei aller KI-Diskussion schon sehr wichtig, die richtigen Ressourcen zu finden. Da geht es nicht nur um die absoluten Techniker, sondern es geht auch darum, dieses technische Verständnis zu haben. Das ist, glaube ich, die große Herausforderung für uns als Konzern, damit wir auch unsere Kunden optimal servicieren können.
Wie ist Österreich generell in der digitalen Transformation unterwegs?
Ich würde einmal sagen, es ist noch deutlich Raum für Verbesserung da. Ich bin aber Grundsatz-Optimistin und sage, es gibt viele, viele hervorragende Initiativen, die auf unterschiedlichsten Ebenen, ob jetzt von Wirtschaftstreibenden, von kleineren Unternehmen, aber auch im Bildungsbereich gestartet worden sind. Nur wir könnten ein bisschen mutiger sein. Und wir könnten uns vor allem ein bisschen am Speed orientieren, denn wir sind einfach zu langsam.