Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl
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Conny Hütter

Conny Hütter zählt zu den erfolgreichsten österreichischen Schirennläuferinnen. Die dreifache Olympia-Teilnehmerin konnte bisher mehr als 20 Weltcup-Podestplätze, drei Siege und eine WM-Bronze-Medaille für sich verbuchen. Wir plauderten mit der Speed-Queen aus Kumberg über Geschwindigkeit, Heimatverbundenheit und ihre Zukunft als Frau Inspektor. 

Ihr Konterfei ist auf der großen Plakatwand am Ortsanfang von Kumberg nicht zu übersehen. „Heimat von Medaillengewinnerin Conny Hütter“ ist da zu lesen. Stolz, die große Tochter der Marktgemeinde zu sein?

Auf jeden Fall. Also ich finde es richtig cool, wenn auch die Heimat hinter einem steht. Das bedeutet mir extrem viel. Vor allem heuer nach dem Medaillengewinn in Méribel war es irrsinnig cool. Es waren, glaube ich, bis zu 1.000 Leute am Kumberger Marktplatz. Er war getreten voll und es war eine super Stimmung. Sogar die „Stoanis“ sind gekommen. Es war eine super Fete, das macht mich sehr stolz, ja

Ihr Fanclub, der Sie zu Rennen begleitet oder nach Erfolgen in Kumberg triumphal empfängt, ist beeindruckend. Eine besondere Heimatverbundenheit?

Ja. Für mich ist das extrem wichtig, dass ich mich daheim einfach wohlfühlen kann. Und das ist hier auch nicht schwer, weil es einfach so schön und gemütlich ist. Im Sommer haben wir immer einen Fanclub-Wandertag, da gehen bis zu 150 Leute mit. Kumberg und Umgebung ist jetzt nicht so die Skiregion. Es ist daher für mich etwas Besonderes, Skifahrerin geworden zu sein, obwohl ich hier aufgewachsen bin. Aber es ist auch etwas Besonderes, dass so viele Menschen hinter mir stehen.

Sie haben es angeschnitten. Kumberg ist ja nicht unbedingt eine Skiregion. Wie hat es Sie überhaupt auf die „zwei Brettln“ verschlagen?

Stur muss man sein und den Willen haben, es durchzuziehen. Man braucht aber auch Eltern und eine Familie, die einen dabei unterstützen. Wenn ich in Tirol wohnen würde und aus der Haustür rausgehe und dort gleich einen Skilift habe, macht es die ganze Sache natürlich einfacher. Hier mussten wir natürlich immer lange mit dem Auto fahren, das hat auch viel Geld gekostet. Das sieht man als Kleiner ja gar nicht. Es ist aber einfach lässig, wenn einen die Eltern bei dem unterstützen, was man gerne tut. Ich bin erst relativ spät zum Rennen fahren gekommen. Ich war halt dementsprechend stur und für mich hat es dann nur diesen Plan gegeben.

Die Speed-Bewerbe sind Ihre Spezialität, da führt der Sieg zumeist über Sie. Die Lust auf Geschwindigkeit birgt aber auch viel Risiko. Sie haben harte Zeiten nach schweren Stürzen erlebt. Was lernt man aus Verletzungen?

Die letzten Jahre waren sehr prägend. Es war definitiv eine schwere Zeit. Aber nichtsdestotrotz habe ich gemerkt – das sind jetzt Hindernisse, Steine, die mir in den Weg gelegt worden sind – aber es ist sicher nicht das Ende. So habe ich das immer gesehen, obwohl es in dem Moment schon immer sehr schwierig war. Aufgeben ist nicht nur einmal in meinem Kopf drinnen gewesen, aber es ist Gott sei Dank auch immer wieder schnell vorübergegangen. Wenn das Knie dreimal komplett kaputt ist, kommt man schon an den Rand der Verzweiflung. Alles, was man gerne hat, geht einem in diesen Momenten noch mehr ab. Der Rennsport, das Adrenalin, der Nervenkitzel am Start, der Druck – das taugt mir und das wollte ich noch einmal erleben. Und das hat mir dann den gewissen Ehrgeiz – die Motivation – gegeben, dass ich noch einmal zurückgekommen bin. Nicht nur mir beweisen, dass ich schnell Skifahren kann, sondern es der ganzen Welt zeigen.

Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl
Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl
Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl
„Die Steiermark hat alles, was das Herz begehrt.“

In einem Interview sagten Sie kürzlich: Die letzten Jahre haben mich zu mir gebracht - dahin, wo ich jetzt bin. Wo sind Sie?

Ich glaube, dass ich generell viel ausgeglichener bin. Ich habe mich einfach selbst auch von anderen Seiten kennengelernt. Ich habe für mich herausgefunden, dass, wenn es immer super toll ist, sieht man alles als selbstverständlich an und dann ist es nicht so viel wert. Ich habe gesehen, dass mir das alles sehr viel bedeutet und dass ich es wieder haben möchte. Ich habe alles viel mehr zu schätzen gelernt und nehme es bewusster wahr. Geduld ist mir jetzt nicht so in die Wiege gelegt worden, das habe ich auch lernen müssen.

Welche Sportart hätte Sie eigentlich sonst noch gereizt? Sie haben sich unter anderem als talentierte Rallyefahrerin versucht?

Nicht versucht, das ist einfach ein Hobby von mir. In meiner Familie und bei meinen Bekannten in der Region hat fast jeder ein Rallye-Auto und eine Werkstatt daheim, in der herumgeschraubt wird. Motorsporttechnisch bin ich familiär sehr geprägt. Mein Papa war Rallye-Mechaniker und ich bin schon als kleines Dirndl immer bei Probefahrten mitgefahren. Das war immer ein Highlight. Ich glaube, der Speed und die Geschwindigkeit sind mir schon ein bisschen in die Wiege gelegt worden. Das merke ich auch daran, dass Super-G und Abfahrt einfach meine Disziplinen sind. Es taugt mir einfach, wenn es dahingeht und im Helm zum Pfeifen anfängt. Sonst betreibe ich auch gerne den Trial-Sport sowie reiten und klettern. Fußball habe ich auch einmal gespielt. 

In Ihrer Biografie geben Sie zu, auch gut „couch potato“ spielen zu können. Wie lange halten Sie das durch?

Ich halte es auch für sehr wichtig, dass man nach der ganzen Action wie Training etc. auch einmal gemütlich nichts tut. Aber länger als eine Stunde ist für mich schwierig, weil dann fällt mir schon wieder alles Mögliche ein, was ich herumkramen muss. Aber prinzipiell finde ich es schon angenehm, so ein „Powernap“ gehört schon dazu.

Für die Zukunft haben Sie vorgesorgt, Sie haben neben Ihrer Schikarriere eine Ausbildung zur Polizistin absolviert. Würde es Ihnen gefallen, später einmal als Frau Inspektor Hütter am Posten Kumberg für Recht und Ordnung zu sorgen?

Nicht unbedingt in Kumberg. Ich stehe als Person doch sehr in der Öffentlichkeit und da ist es schwierig, diesen Beruf zu Hause auszuüben. Aber wir haben in der Ausbildung so viele verschiedene Facetten von Polizei-Alltag gesehen. Es gibt hier so viele Möglichkeiten. Es gibt sehr viele Bereiche, die für mich richtig interessant sind. Als Verkehrspolizistin auf der Straße zu arbeiten ist jetzt ehrlich gesagt nicht so meins. Aber im Innendienst, z. B. in der Öffentlichkeitsarbeit in der Landespolizeidirektion Graz. Es wäre cool, da einmal reinzuschnuppern. Die Öffentlichkeit sieht oft nur den Polizisten, der dich abstraft, weil du zu schnell fährst. Aber da ist viel mehr dahinter. Es ist ein sehr interessanter Beruf. Jetzt fahre ich aber noch ein paar Jahre Ski. Ich bin sehr froh, dass wir bei der Polizei die Möglichkeit haben, das neben dem Sport auszuüben. Es wäre sonst schon sehr schwierig, neben dem Leistungssport einen Beruf zu erlernen. Dafür sind wir als Sportler sehr dankbar.

Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl
SUI, FIS Weltcup Ski Alpin, Crans Montana | © STG | Josef Pail

Ihr Lebensmittelpunkt ist Kumberg, wo Sie auf einer kleinen, feinen Landwirtschaft Ihr großes Herz für Tiere perfekt ausleben können. Kumberg forever?

Ja, ich glaube schon. Also es taugt mir irrsinnig daheim. Ich bin zwar nicht der Mensch, der 20, 30 Jahre in die Zukunft plant. Ich bin jetzt da, ich bin jetzt gerne da. Es gibt mir die Energie, die ich im Winter für die Reisen brauche. Es ist immer wieder schön, heimzukommen. Wir wohnen ein wenig außerhalb von Kumberg und hier ist einfach Natur, es ist gemütlich und schön.

Verraten Sie uns Ihren Kraftort in Ihrer Heimat?

Es kling zwar blöd, aber wenn ich da jetzt 20 Meter runtergehe, sind dort meine Pferde. Das ist mein Daheim. Das ist das, was für mich in diesem Moment das Wichtigste ist und was ich brauche. Der Ort, wo meine Pferde sind, ist mein Kraftort.

Was macht die Steiermark so lebenswert?

Wir sind nicht umsonst das „Grüne Herz“ Österreichs. Mir taugt es irrsinnig, dass wir so viel Natur haben und nicht alles verbaut ist. Dort, wo ich aufgewachsen bin, dort gibt es einfach sehr viel Grün. Das macht es hier sehr, sehr lebenswert. Es ist auch unglaublich, welche wunderbaren geheimen Platzerl es bei uns gibt. Man braucht nur links und rechts schauen, es ist einfach überall schön.

Was geht Ihnen ab, wenn Sie längere Zeit nicht im Land sind?

Auf jeden Fall die Kulinarik. Also nicht nur die Natur und das viele Grün, das wir in der Steiermark haben, sondern auch das richtig gute Essen. Angefangen vom Kernöl bis hin zum guten Wein. Wir haben einfach alles, was das Herz begehrt. Ich merke immer, wenn wir unterwegs sind: Die internationale Küche kann mit der steirischen nicht mithalten. So ist es.

Wenn Sie Freunde, die noch nie in der Steiermark waren, zu fünf besonderen Plätzen führen müssten – wohin geht‘s?

Sehr schwer, weil mir da jetzt sehr viel einfallen würde. Was ich aber sicher empfehlen würde, ist die Raabklamm. Die ist nicht weit weg von mir zu Hause. Dann den Schöckl, dort gibt es eine wunderbare Aussicht. Sowohl von der Natur her als auch kulinarisch gesehen empfehle ich die südsteirische Weinstraße. Und auch der „Grüne See“ in der Obersteiermark ist wunderschön, oder der „Leopoldsteiner See“ in Eisenerz. Es gibt wie gesagt so viele tolle Platzerl, man sollte einfach eine Rundreise durch die Steiermark machen. Man bekommt so viele verschiedene Facetten zu sehen. Das ist bei uns einfach einzigartig.

Zuletzt: Welchen Traum wollen Sie sich noch erfüllen?

Also sportlich gesehen ist sicher die Heim-WM 2026 in Saalbach Hinterglemm ein großes Ziel. Wir haben bis dahin noch zwei Saisonen. Heuer ist es „nur“ eine Weltcup-Saison ohne Großereignis. Das Weltcup-Finale findet als Generalprobe in Saalbach statt. Abgesehen vom Sportlichen wünsche ich mir generell, dass alle in meiner Familie gesund bleiben, dass es ihnen gut geht. Dass es gemütlich und schön ist – dass es einfach passt.

Conny Hütter | © STG | Jesse Streibl

Wordrap

Von nix kummt nix.

Daheim sein.

Ungeduldig.

Schwer mit ein paar Worten zu beschreiben.

Sportlich sehr viele. Sonst wäre ich jetzt nicht da, wo ich jetzt bin.

Ein bisschen geduldiger zu werden.

Lake Loise.

Quer durch die Bank.

Steirischer Backhendlsalat mit Kernöl.

Oida Voda.

Die grüne Mark

…daheim sein.

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