Wie fühlt es sich an, einer der erfolgreichsten Gegenwartskünstler der Welt zu sein?
Naja, also ganz gut eigentlich. Es läuft gut, ich bin zufrieden.
Riesengurken, FAT-Cars, geschrumpfte Häuser, oder - inszeniert für die Vogue - Supermodel Claudia Schiffer mit Besenstil - wie reagieren die Leute auf Ihre Kunst?
Die Leute reagieren sehr unterschiedlich. Grundsätzlich muss ich sagen, sehr positiv. Tatsache ist, dass ich auf der ganzen Welt zu Ausstellungen eingeladen werde, nächstes Jahr Israel, Amerika, England, jetzt Korea – überhaupt viel in Asien. Es ist unglaublich schön, dass ich die Möglichkeit habe, mit meinen Skulpturen überall zu sein und dass meine Skulpturen quasi die Welt bereisen und ich darf mitkommen. Wunderbar, was gibt es Schöneres. Also für mich ist es unglaublich toll.
Wie wichtig ist Ihnen Erfolg?
Das Angenehme und Tolle am Erfolg ist, dass ich meine Arbeiten wirklich überall auf der Welt zeigen kann und dass ich von meiner Arbeit gut leben kann. Und dass ich eine Gruppe von Mitarbeitern habe, mit denen ich wirklich viel realisiere. Und dass der ganze Betrieb super läuft. Das ist etwas Herrliches, ein tolles Gefühl.
Apropos Team: Mit offensichtlich einem steirischen Gießer?
Nicht nur der Gießer ist aus der Steiermark, wir haben auch einen Scanner und einen Fräser aus der Steiermark. Diese Firma ist aus der Nähe von Stainz.
Wie viel Idealismus steckt in Erwin Wurm?
Ohne Idealismus geht es überhaupt nicht. Das ist das Wichtigste überhaupt. Wenn man anfängt, sich mit Kunst zu beschäftigen, denkt man nicht einmal annähernd daran, ob man Erfolg damit hat oder ob das anderen gefällt oder ob man vielleicht einmal davon leben kann. Das kommt erst viel, viel später. Am Anfang ist zuerst einmal die Leidenschaft, sich dem Thema hingeben zu dürfen und zu können, dann die Zeit sich nehmen zu dürfen und zu können, um das zu realisieren. Das ist der Anfang, und dann wächst das immer mehr. Man merkt dann plötzlich – hoppala, das kann ich vielleicht ausstellen und das kann ich vielleicht verkaufen und das finden Leute toll – andere finden es weniger toll. Also da ergibt sich so ein großes Konglomerat aus verschiedenen Erlebnissen und Realitäten die wunderbar sind letzten Endes.
Wie läuft so ein typischer Wurm-Tag arbeitstechnisch ab? Wie kann man sich das vorstellen?
Also aufstehen, dann dreimal in der Woche Training. Da kommt einer her, ich habe unten so ein kleines Fitness-Studio. Das ist ganz wichtig. Und dann beginne ich zu arbeiten. Ich arbeite eigentlich wie ein Maurer, Arbeiter oder Handwerker bis zu Mittag, dann eine Stunde Pause und weiter am Nachmittag bis fünf. Also „9 to 5“ – ich brauche diese Regelmäßigkeit, ich brauche die Ruhe. Und ich bin sehr diszipliniert, ich arbeite immer. Und ja, ich genieße es aber auch, für mich ist es eine Freude, es ist das Schönste, wenn ich im Atelier bin und neue Dinge entwickeln kann. Die Alten interessieren mich nimmer, das Neue interessiert mich.
Wie entsteht aus der Idee ein Kunstwerk, wo nehmen Sie die Inspiration her? Donald Duck, haben Sie einmal in einem Interview gesagt, hätte Sie inspiriert – inwiefern?
Erstens einmal ist das ein Comic, der zu meiner Generation passt. Die haben zwar schon früher angefangen, aber in den 50er-Jahren war es so richtig groß und das hat sich dann so weitergezogen. Der Donald Duck, der ewige Loser, der eigentlich nichts erreicht hat, und trotzdem ungeheuer faszinierend und spannend und toll ist – das hat mir eigentlich immer gefallen. Im Gegensatz zu Dagobert Duck, seinem Onkel, der im Geld schwimmt. Also ich fand den Donald immer als den Spannenderen.