Eva Poleschinski  | © STG | Harry Schiffer Eva Poleschinski  | © STG | Harry Schiffer
💚-Botschafterin

Eva Poleschinski

Mit Design Geschichten erzählen – die Mode der Eva Poleschinski. Die Modedesignerin und Herzbotschafterin erzählt, wie sie von der Steiermark aus die Laufstege der Welt erobert hat. 

Von Hartberg aus in die Welt. Im zarten Alter von 23 Jahren hat Designerin Eva Poleschinski ihr eigenes Modelabel gegründet, gehört heute mit zu den einflussreichsten Modemachern. Ihre Designs sind auf den Red Carpets bei Oscar-Verleihungen oder den Golden Globes zu bewundern oder finden sich in internationalen Modemagazinen von Vogue bis zur Elle. Vor dem Schloss Herberstein, Kraftort (und Hochzeitskulisse) ein Gespräch über Trachtiges, das erste Cover-Shooting und den Traum, Kate Middleton, die Prinzessin von Wales, anzukleiden.

Mit 23 ein eigenes Label zu gründen, noch dazu im kleinen Österreich, mutig. Hatten Sie eigentlich auch einen Plan B, wenn es nicht klappen sollte?

Also Plan B hatte ich keinen, weil ich mich auf Plan A fokussiert habe. Ich glaube, wenn man etwas von Null weg startet, dann braucht man immer Mut, man braucht Durchhaltevermögen, viel Arbeit und auch die Liebe für das, was man macht. Mein Credo ist nicht aufzugeben, sondern mich auf das zu fokussieren, was meine Ziele sind. Und Plan B und Plan C, nö. Pfeif drauf.

Mittlerweile zählen Sie zu den Top-Designerinnen. Erzählen Sie ein bissl von den Anfängen.

Zu Beginn war natürlich alles irrsinnig aufregend und spannend. Ich habe meine Ausbildung im Ausland gemacht. Und insofern habe ich am Anfang sehr viel Zeit und Energie reinstecken müssen, um mir überhaupt ein Netzwerk zu schaffen. Ich habe in der Branche in Österreich, in Wien niemanden gekannt. Zu Beginn meiner Selbstständigkeit habe ich auch so diesen klassischen Mode-Rhythmus mitgemacht, der sehr schnelllebig ist. Das bedeutet mehrmals im Jahr die Kollektionen zu machen. 2014 habe ich mich dann bewusst dazu entschieden, einen anderen Weg zu gehen, nämlich zum Individuellen zurückzukehren, weil ich der Meinung bin, dass die Regionalität, die Nachhaltigkeit und auch der Fokus auf das Handwerk etwas ganz Wichtiges ist. Und weil Mode durchaus auch etwas Langfristiges haben kann, haben darf und haben soll.

Was braucht man eigentlich, um sich in dieser doch glamourösen Branche durchzusetzen?

Ich weiß jetzt nicht, ob es da ein Geheimrezept gibt. Mir hat die Liebe zu meiner Arbeit, die Liebe zum Menschen sehr geholfen. Dazu kommen das Schaffen von hochqualitativen Produkten und das Entwickeln von meinem USP. Und natürlich auch das Schaffen einer wirtschaftlichen Grundbasis, weil ohne die geht es nicht. Weiters muss ich ganz ehrlich sagen, wenn man sein eigenes Netzwerk loyal behandelt und auch mit Handschlagqualität durchs Leben geht und das Glück hat, von Leuten umgeben zu sein, die diese Werte teilen, dann kann es nur gut gehen.

Gibt es ein berufliches Highlight?

Jedes Jahr hat berufliche Highlights, die man auch nicht wirklich miteinander vergleichen kann. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Vor 15 Jahren, als ich mein erstes Cover hatte im Kurier, da bin ich 20 Minuten bevor die Trafik aufgesperrt hat, schon davorgestanden, weil ich einfach dieses Magazin haben wollte. Und sicher war eines der Highlights, dass ich als Gast-Designerin in einem amerikanischen Fernsehformat vor einem Millionenpublikum zu sehen war. Die mediale Resonanz und auch die Aufträge aus Amerika, die sich daraus entwickelt haben, waren sensationell.

Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer
Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer
Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer

Mögen Sie uns kurz Ihren Stil beschreiben?

Also mein Stil - glaube ich - lebt durch eine klare Grund-Silhouette, die mit vielen Details zum Leben erweckt wird. Ich möchte mit meinen Kreationen Geschichten erzählen, ich möchte mit meinen Kreationen die Trägerinnen unterstreichen, nicht verkleiden und ihnen Emotionen mitgeben.

Was darf in Ihrem Kleiderschrank nicht fehlen?

Teile dürfen nicht fehlen, die ich immer wieder anders kombinieren kann und die mich dem Anlass entsprechend selbstbewusst fühlen lassen. Meine absoluten Lieblingsteile derzeit sind meine Federnröcke, für die ich auch bekannt bin.

Sie waren in Island, um sich offensichtlich von der wilden Natur für eine Kollektion inspirieren zu lassen. Warum der wilde Norden und nicht der tiefe, schöne Süden?

Der ist es doch auch. Also meine Heimat ist die Steiermark und die hat mich geprägt und wird mich immer prägen. Wenn man z. B. die 3-D-Blütenroben anschaut, die ich in meinen Kollektionen habe, da steckt ganz viel Steiermark drinnen. Meine Designs leben oft auch durch einen Kontrast, insofern ist Island nicht in Konkurrenz mit der Steiermark, sondern bereichernd dazu zu sehen.

 

Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer
Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer

Ihre Kreationen werden gerne von Prominenten getragen. Gibt es eine Person, die Sie besonders gerne einmal einkleiden würden?

Ich muss sagen, alle Frauen, mit denen ich bis jetzt arbeiten durfte, waren mir ein Volksfest, eine große Freude. Kate Middleton finde ich sehr stilsicher. Für diese Frau einmal etwas zu designen wäre schon ganz schön.

Sie leben international, haben Sie eigentlich noch einen intensiven Bezug zur alten Heimat?

Was die wenigsten wissen ist, dass ich sehr, sehr viel Zeit in der Steiermark verbringe. Das ist meistens dann, wenn ich entweder intensiv arbeite, weil ich Ruhe habe und andererseits die Zeit, wo ich runterkommen, entspannen kann und Zeit mit der Familie verbringen. Ich genieße das in der Steiermark dann auch ein bisschen inkognito.

Wo fühlen Sie sich in der Steiermark am wohlsten, was ist Ihr Lieblingsplatz?

Das ist total schwierig, weil es so viele schöne Plätze gibt. Also an einem dieser Lieblingsplätze, da sind wir gerade, weil es mich mit unserer Hochzeit verbindet (Anm. Schloss Herberstein). Ich mag einfach Plätze, wo unberührte Natur ist, wo man Natur erleben kann. Und da gibt es Gott sei Dank in der Steiermark ja sehr viele.

Dass Leben anderswo schärft bekanntlich den Blick auf die eigene Herkunft. Was empfinden Sie gut an der Steiermark oder wo würden Sie sich wünschen, dass man noch nachschärft?

Also ich finde, dass die Steiermark außergewöhnlich innovativ ist und tolle Betriebe hat. Es gibt hier super ausgebildete Leute. Es gibt hier noch einen großen Fundus an echtem Handwerk und Natur. Das sind zwei Punkte, die mir wichtig sind. Dass man Bewusstsein schafft und sich das auch bewahrt. Alleine dass wir zum Beispiel Trinkwasser jederzeit verfügbar haben, das ist nicht selbstverständlich. Ich finde, wenn wir uns alle daran beteiligen, dass wir das bewahren, das wäre schon nicht schlecht.

Was verbinden Sie mit der steirischen Tracht? Und: Gibt es ein paar Dirndln im eigenen Schrank?

Also Tracht ist ja Tradition pur. Ich finde, dass die steirische Tracht sehr kleidsam ist und auch mit modernen Elementen toll kombiniert werden kann. Ich habe natürlich einige Dirndln im Kleiderschrank, weil ich ja auch in München gelebt habe und an der Wiesn kommt man dort nicht vorbei. Mein absolutes Lieblingsdirndl ist das Hochzeitsdirndl meiner Mutter vom Steirischen Heimatwerk. Das ist jetzt 42 Jahre alt und ist immer noch wie neu. Da sieht man auch, wie langlebig Kleidung sein kann.

Freunde bitten Sie, ihnen die fünf „Must Sees“ der Steiermark zu schildern. Was empfehlen Sie?

Also auf jeden Fall einmal das Hartbergerland, weil es meine Heimat ist. Wunderschöne, so zarte Hügellandschaft, die wirklich zu jeder Jahreszeit wunderbar ist. Dann natürlich die traumhaften Bergkulissen im Norden. Ich finde, manchmal braucht man so einen Weitblick und den findet man dort garantiert. Ganz klar auch das trendige und kulturreiche Graz mit dem Schlossberg. Ich finde auch, man sollte nicht die Steiermark verlassen, ohne in Piber gewesen zu sein. Die Pferde sind einfach auch unser Markenzeichen und haben so eine Grazie, so eine Anmut, das ist immer ein Erlebnis. Und Tiere tun mir einfach gut. Und zum Schluss würde ich noch sagen Süden und Südosten der Steiermark, neben der traumhaften Landschaften gibt es dort auch kulinarisch sehr viel zu entdecken.

Was vermissen Sie am meisten aus der Heimat, wenn Sie auf der Welt unterwegs sind?

Ehrlicherweise die Schwammerlsuppe mit Heidensterz. Für mich sind Schwammerl überhaupt so ein Prozedere. Man geht suchen, man putzt sie – meistens mit Familie und Freunden zusammen, das hat so etwas Verbindendes.

Eva Poleschinski | © STG | Harry Schiffer

Erklären Sie bitte jemandem die Steiermark, der noch nie da war?

Also zuallererst ist die Steiermark das Grüne Herz von Österreich. Es ist eine Schatzkiste in sich, es gibt immer etwas zu entdecken. Ich finde auch, dass die Steirerinnen und Steirer die gastfreundlichsten Menschen sind, die ich kenne.

Bleiben wir weiter steirisch: Ihr liebstes Restaurant/Gasthaus?

Das ist total schwierig, weil die Steiermark ja so für Kulinarik bekannt ist. Also als Erstes muss ich natürlich die Küche meiner Mutter nennen, weil das Kulinarische dort einfach zu Hause für mich ist. Wenn ich jetzt ein paar Betriebe nennen müsste, dann würde bei den Buschenschänken den Weinhof Postl in der Oststeiermark sagen und das Weingut Firmenich in der Südsteiermark. Und wo ich sonst ganz gerne hingehe, ist der „Wilde Eder“ vor allem wegen der Süßspeisen. Beim Richard Rauch hat man immer ein tolles Erlebnis, das „Steirereck“ am Pogusch ist Kult. Und die besten Backhendl gibt es beim Gasthaus Brauhaus in Hartberg.

Was darf bei einem Besuch in der Heimat auf gar keinen Fall fehlen?

Käferbohnen mit Kernöl und eine gute weiße Mischung.

Zu was können Sie nicht Nein sagen?

Bei schönem Wetter zu einer Sonnenaufgangswanderung auf den Hochschwab. Und zum Apfelstrudel.

Die berühmte „einsame Insel“-Frage: Was aus der Steiermark würden Sie dahin mitnehmen?

Also ehrlicherweise würde ich nur eines mitnehmen, weil dann ist man immer auf der sicheren Seite. Und zwar ist das der Steirerdiesel, unser Kernöl. Das ist wirklich immer mit dabei, das war jetzt auch mit in Island. Ich finde, eine Eierspeise kann man ja überall kochen und mit Kernöl fühlst dich dann wie zu Hause. Egal wo Du bist.

Wordrap

Trotz der ständigen Weiterentwicklung sich selber treu bleiben.

Zeit in der unberührten Natur mit meinem Hund und meinem Mann zu verbringen.

Optimismus.

Ehrlichkeit, gemeinsames Lachen und immer füreinander da zu sein.

Wenn ich richtig inspiriert bin, dann geht’s bei mir chaotisch zu.

Vorbild sind Frauen, die ihre Ziele und Werte verfolgen, unabhängig davon, welche Steine ihnen in den Weg gelegt werden.

Ich würde wahnsinnig gerne fliegen können.

Buschenschank Postl.

Käferbohnen mit Kernöl.

Gelber Muskateller.

Der kleine Prinz.

Claude Monet.

Ist stimmungsabhängig. Musik unterstreicht die Stimmung für mich und da gibt es von bis.

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