Georg Pölzl | © STG | Jesse Streibl Georg Pölzl | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Georg Pölzl

Georg Pölzl war seit 2009 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Post AG. Wir sprachen mit dem gebürtigen Grazer in den letzten Monaten seiner Amtszeit über Verantwortung, die Zukunft der Post und die Heimatliebe des Herzbotschafters.

Menschen, die Sie gut kennen, halten Sie für einen exzellenten Kommunikator und bezeichnen Sie als hochkompetent, eloquent, verlässlich und bodenständig. Haben wir etwas vergessen?

Also erstens einmal freut mich diese sehr positive Beurteilung. Ich glaube, eine Mischung aus Sachlichkeit und einer gewissen Empathie wird es schon treffen.

Sie studierten Erdölwesen an der Montanuniversität Leoben und promovierten mit einer Dissertation zum Thema ,,Numerische Simulation von Aquiferen mit Anwendungen im Berg- und Tunnelbau“. Wie gelangt man da am Ende an die Spitze der Österreichischen Post AG?

Ja spannend. Also nach dem Studium des Erdölwesens und nach der Vertiefung dann noch im Rahmen einer Dissertation, wollte ich einfach etwas ganz anderes machen. Ich glaube, schlussendlich war es immer eine gewisse Neugierde. Und in dem Moment, wo ich mich an etwas gewöhnt habe, habe ich irgendwie schon wieder meinen Blick auf neue Ufer gerichtet. Also es ist eine gewisse Neugierde und die beschreibt meinen ganzen beruflichen Werdegang.

Ihre berufliche Vita ist sehr beeindruckend. Gäbe es für Sie noch den ultimativen Traumjob?

Ich habe mehrere Traumjobs gehabt und es hat mir immer Spaß gemacht, mit Menschen gemeinsam ein Unternehmen zu leiten und zu lenken. Ich muss sagen, das, was ich in den letzten 15 Jahren bei der Post machen durfte mit den vielen Kolleginnen und Kollegen war schon toll. Eine Steigerung gibt es für mich nicht mehr. Es hat mir immer Spaß gemacht. Und ich wüsste nicht, was ich lieber getan hätte, als ein Unternehmen zu gestalten und fit für die Zukunft zu machen.

Als Generaldirektor eines Unternehmens mit rund 28.000 Mitarbeitern trugen Sie ziemlich viel Verantwortung in durchaus turbulenten Zeiten. Ist Ihr Schlaf schon einmal unruhig geworden?

Ach, das hat gewechselt. Es gab schon Momente und Phasen, wo einem Sorgen schon auch bis in die Nacht hinein begleiten. Das können sowohl berufliche als auch private Sorgen sein, die wechseln sich da ab. Aber eigentlich schlafe ich ganz gut. Meistens - aber nicht immer.

Auch die Post ist im Wandel, wohin führt die Transformation, wo sehen Sie die Post in 10 Jahren?

Die Post ist seit Jahren mit einem sinkenden Briefgeschäft konfrontiert. Das bedenken die meisten nicht. Die meisten Leute glauben, Pakete sind das wichtigstes Geschäft. Nein, es ist noch immer der Brief. Und der Trend des Briefrückganges begleitet uns seit 15 Jahren. Und deswegen versuchen wir auch weiter, die Post in Richtung anderer Geschäfte umzubauen. Wir versuchen, den Brief möglichst langsam sinken zu lassen, also im Sinne einer „Cash-Cow“ den Brief noch zu nutzen und das Geld in den Umbau zu investieren. Wir haben das Paketgeschäft aufgebaut, gerade in den letzten Jahren haben wir hier extrem viel investiert. Wir haben im Ausland Paket-Töchter dazugekauft. Wir probieren aber auch andere Dinge aus. Wir haben eine Bank gegründet. Das war auch keine Selbstverständlichkeit, aber wenn man sich ansieht, was zumindest europaweit Postgesellschaften machen, dann sieht man, dass sie diversifizieren. Etwa auch ins Bankgeschäft – es war für uns einerseits eine Bedrohung, als die BAWAG gesagt hat, sie will nicht mehr über die Post-Filialen Geschäft machen, andererseits war es auch eine Chance. Und das ist vielleicht auch etwas, was ich mir mein Leben lang zum Prinzip gemacht habe: in schwierigen Situationen die Chancen zu suchen. Und nicht Angst vor den Bedrohungen zu bekommen.

Georg Pölzl | © STG | Jesse Streibl
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„Die Steiermark war immer ein Quell von Kreativität und intellektuellem Potenzial“

„Die Post bringt allen was“ war einst ein legendärer Slogan. Wie würde der Slogan der Zukunft lauten?

Der aktuelle Slogan heißt „Zusammenbringen“. Also wir bringen Dinge zusammen, wir bringen die Pakete und Nachrichten zu unseren Kunden. Zusammenbringen eben in dieser Doppeldeutigkeit. Das zeigt schon, dass wir als gesamtes Unternehmen immer wieder Herausforderungen suchen – die kommen teilweise eh von selbst – aber darüber hinaus suchen wir diese, die wir dann in Chancen und neue Geschäftsmodelle umwandeln können. Zusammenbringen eben.

Jetzt aber in die Steiermark. Sie sind in Graz geboren, arbeiten und leben aber schon lange Zeit in Wien und Niederösterreich. Wie viel Steirer steckt noch in Georg Pölzl und wie oft verschlägt es Sie noch in Ihre Heimat?

Also in mir stecken 100 Prozent Steirer. Und ich bin nach wie vor sehr gerne in der Steiermark, in Graz und in Leoben, weil ich dort mit der Universität noch immer verbunden bin. Ich unterrichte auch in Graz, was mir großen Spaß macht. Ich bin immer sehr gerne zu Hause.

Was erinnert Sie an Ihre Studienzeiten in Leoben?

Intensives Studieren, intensiver Gösser-Genuss. Wasserball, viele sehr nette Kollegen, mit denen ich das Studium gemeinsam gemacht habe. Ohne die ich das Studium auch nicht geschafft hätte, weil man sich eben gegenseitig hilft. Ich denke gerne an die Zeit des Studiums zurück und würde sofort wieder von vorn anfangen.

 

Georg Pölzl | © STG | Jesse Streibl

Wie sehen Sie generell die Entwicklung der Steiermark, wie ist Ihr Blick auf das Land?

Die Steiermark war immer ein Quell von Kreativität und auch von intellektuellem Potenzial. Das sollte erhalten bleiben. Ob das so ist, kann ich heute gar nicht beurteilen. Ich sehe viele tolle Leute und nach wie vor viele Steirer in Spitzenpositionen in Österreich. Ich möchte gar nicht beurteilen, ob das heute noch so gut ist, wie es einmal war. Auf jeden Fall sollte man sich darum bemühen, dass das erhalten bleibt.

Wohin würden Sie Freunde führen, die zuvor noch nie in der Steiermark waren?

Zuerst auf den Grazer Schlossberg. Und dann in die Südsteiermark. 

Ihr persönlicher Lieblingsplatz?

Das ist ganz oben am Schlossberg beim Hackher-Löwen mit dem Blick auf die Dächer von Graz. Da bin ich schon als Jugendlicher gerne raufgegangen, habe auch schöne Dinge dort oben erlebt. Das ist schon ein toller Platz.

Unsere Standardfrage: Wie würden Sie einem Blinden die Steiermark erklären?

Grün ist eh aufgelegt. Aber einem Blinden Grün zu erklären, ich weiß nicht, ob das viel bringt. Aber auch als sonnig, als luftig, als frisch.

Was haben Sie noch alles vor?

Ich habe noch einiges vor. Auf jeden Fall mehr segeln zu gehen. Und ich werde schon noch die eine oder andere berufliche Herausforderung angehen. Auch jenseits der Post. Mich interessieren Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit. Das ist alternative Energiegewinnung, das ist aber auch Recycling. Ich habe ja ganz am Anfang meiner Karriere ein Unternehmen in der Steiermark geleitet, die Binder + Co in Gleisdorf. Und die beschäftigt sich ja sehr stark mit Recycling. Meine Zukunft liegt jetzt nicht bei dieser Firma, aber der Bereich interessiert mich sehr. Und ich glaube, dass man da auch einen Beitrag zur Bewältigung der Umweltherausforderungen leisten kann.

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Wordrap

Immer in Bewegung.

Beständigkeit.

Ungeduld.

Ja. Meinen Doktorvater.

Fliegen können.

Da möchte ich jetzt keinen nennen, weil ich viele Lieblingsmaler habe. Und die zum Großteil alle noch leben.

Speckknödel.

Kernöl.

Gerne in der Steiermark zu sein.

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