Menschen, die Sie gut kennen, halten Sie für einen exzellenten Kommunikator und bezeichnen Sie als hochkompetent, eloquent, verlässlich und bodenständig. Haben wir etwas vergessen?
Also erstens einmal freut mich diese sehr positive Beurteilung. Ich glaube, eine Mischung aus Sachlichkeit und einer gewissen Empathie wird es schon treffen.
Sie studierten Erdölwesen an der Montanuniversität Leoben und promovierten mit einer Dissertation zum Thema ,,Numerische Simulation von Aquiferen mit Anwendungen im Berg- und Tunnelbau“. Wie gelangt man da am Ende an die Spitze der Österreichischen Post AG?
Ja spannend. Also nach dem Studium des Erdölwesens und nach der Vertiefung dann noch im Rahmen einer Dissertation, wollte ich einfach etwas ganz anderes machen. Ich glaube, schlussendlich war es immer eine gewisse Neugierde. Und in dem Moment, wo ich mich an etwas gewöhnt habe, habe ich irgendwie schon wieder meinen Blick auf neue Ufer gerichtet. Also es ist eine gewisse Neugierde und die beschreibt meinen ganzen beruflichen Werdegang.
Ihre berufliche Vita ist sehr beeindruckend. Gäbe es für Sie noch den ultimativen Traumjob?
Ich habe mehrere Traumjobs gehabt und es hat mir immer Spaß gemacht, mit Menschen gemeinsam ein Unternehmen zu leiten und zu lenken. Ich muss sagen, das, was ich in den letzten 15 Jahren bei der Post machen durfte mit den vielen Kolleginnen und Kollegen war schon toll. Eine Steigerung gibt es für mich nicht mehr. Es hat mir immer Spaß gemacht. Und ich wüsste nicht, was ich lieber getan hätte, als ein Unternehmen zu gestalten und fit für die Zukunft zu machen.
Als Generaldirektor eines Unternehmens mit rund 28.000 Mitarbeitern trugen Sie ziemlich viel Verantwortung in durchaus turbulenten Zeiten. Ist Ihr Schlaf schon einmal unruhig geworden?
Ach, das hat gewechselt. Es gab schon Momente und Phasen, wo einem Sorgen schon auch bis in die Nacht hinein begleiten. Das können sowohl berufliche als auch private Sorgen sein, die wechseln sich da ab. Aber eigentlich schlafe ich ganz gut. Meistens - aber nicht immer.
Auch die Post ist im Wandel, wohin führt die Transformation, wo sehen Sie die Post in 10 Jahren?
Die Post ist seit Jahren mit einem sinkenden Briefgeschäft konfrontiert. Das bedenken die meisten nicht. Die meisten Leute glauben, Pakete sind das wichtigstes Geschäft. Nein, es ist noch immer der Brief. Und der Trend des Briefrückganges begleitet uns seit 15 Jahren. Und deswegen versuchen wir auch weiter, die Post in Richtung anderer Geschäfte umzubauen. Wir versuchen, den Brief möglichst langsam sinken zu lassen, also im Sinne einer „Cash-Cow“ den Brief noch zu nutzen und das Geld in den Umbau zu investieren. Wir haben das Paketgeschäft aufgebaut, gerade in den letzten Jahren haben wir hier extrem viel investiert. Wir haben im Ausland Paket-Töchter dazugekauft. Wir probieren aber auch andere Dinge aus. Wir haben eine Bank gegründet. Das war auch keine Selbstverständlichkeit, aber wenn man sich ansieht, was zumindest europaweit Postgesellschaften machen, dann sieht man, dass sie diversifizieren. Etwa auch ins Bankgeschäft – es war für uns einerseits eine Bedrohung, als die BAWAG gesagt hat, sie will nicht mehr über die Post-Filialen Geschäft machen, andererseits war es auch eine Chance. Und das ist vielleicht auch etwas, was ich mir mein Leben lang zum Prinzip gemacht habe: in schwierigen Situationen die Chancen zu suchen. Und nicht Angst vor den Bedrohungen zu bekommen.