Bleiben wir noch ein bisserl beim Sport. Wenn Sie heute im Zielraum stehen, juckt es Sie noch oder sind Sie froh, nicht mehr herunter zu müssen?
In gewisser Weise bin ich froh, weil ich ja ganz einfach weiß, was es verlangt, immer an der Spitze zu sein. Es sind nicht nur die Rückenschmerzen oder die Problemchen, die man hat, sondern der unglaubliche Druck, den man sich selbst auferlegt. Dem will ich nicht mehr ausgesetzt sein. Andersherum habe ich so Momente, wo ich mir denke – ah, der Zielhang, wenn es pickelhart ist, ein guter Ski mit einer scharfen Kante… Es gibt vom Gefühl her für mich nichts Schöneres, als so einen geschnittenen Schwung zu fahren. Und ab und zu packt mich da die Leidenschaft, dann mach ich es halt noch ein bisserl. Aber Rennfahren – Nein danke!
Rückblickend: Welcher Sieg war Ihnen persönlich der wichtigste? Muss nicht beim Skirennen gewesen sein…
Nachdem mein Leben schon einfach, was das Erfolgsorientierte betrifft, sehr viel mit dem Skisport zu tun hatte, war der wichtigste wahrscheinlich der erste Weltcup-Sieg. In Alta Badia habe ich damals gewonnen vor Michael von Grünigen und dem großen Alberto Tomba. Da habe ich zum ersten Mal alles zurückbekommen, was ich damals von Kindheit an 15 Jahre lang investiert hatte. Und das innerhalb von ein paar Stunden, diesen Tag vergisst du nie im Leben.
Wie oft stehen Sie eigentlich noch auf Ski?
Stehen viel, aber leider nur stehen, wenn ich für den ORF irgendwo auf der Piste Reportagen mache. Als Streckenmelder steht man viel am Ski. Aber richtig fahren sind es dann so 15, 20 Tage im Jahr. Das ist eigentlich nicht viel, gell? (lacht).
Sie haben sich zwischendurch auch im Motorsport versucht. Wäre Auto-Rennfahrer reizvoll gewesen?
Ja, immer. Ich glaube, wenn wir früher mehr Geld gehabt hätten, dann wären meine Brüder und ich alle irgendwo im Motorsport gelandet. Mein Bruder Franz, der bei mir dann Servicemann war, ist einmal Motocross-Rennen gefahren. Wir sind alle extreme Geschwindigkeitsliebhaber. Nach dem Skifahren habe ich das Autorennfahren versucht und es waren drei intensive, schöne Jahre.
Der Slogan „frisch, saftig, steirisch“ ist ja wie für Sie erfunden. Fitness und Strahlkraft sind Markenzeichen. Wie behält man das?
Ich bin sehr viel unterwegs und habe auch so meine stressigen Phasen. Ich muss dann, wenn ich fünf Tage nichts trainiere, hinaus. Da ist ein Drang in mir, da gehe ich eine Skitour oder ich gehe laufen oder ins Fitnessstudio. Oder ich gehe mountainbiken, das ist im Sommer eines meiner Lieblingshobbies. Ich bin extrem froh, dass ich diesen Trieb verspüre, dass ich mich bewegen muss.
Dürfen wir jetzt in die Steiermark kommen? Beherrschen Sie die Landeshymne, dürfen wir um eine kurze Hörprobe bitten?
Gelernt haben wir sie ja, gell? Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis ins Wendenland zum Bett der Sav… Und jetzt is a Ruah (lacht).
Apropos Dachsteinlied, wie oft waren Sie schon am höchsten Berg der Steiermark?
Ich war schon auf vier verschiedenen Routen am Dachstein. Als kleiner Bub schon einmal den normalen Weg, der ja auch nicht so ohne ist. Dann der Pichlerweg, das ist so 3-er, 4-er-Gelände und der Steinerweg. Das ist schon die eher heißere Nummer, aber eine wunderschöne Tour gerade hinauf auf den Dachstein. Und seitlich die Klettersteige gehe ich natürlich auch gern.
Wenn Sie auf Entdeckungsreise im Land sind: Wo ist die Steiermark vom Feinsten?
Natürlich bei mir in der Schladminger Heimat, das kenne ich wirklich wie meine Westentasche. Da habe ich so viele Platzerl, wo es mich immer hinzieht. Ich bin auch Hobby-Motorradfahrer und genieße es an freien Tagen oft einmal, einfach durch die Steiermark zu fahren. Wenn ich zum Beispiel nur über den Sölkpaß rüberfahre ins Murtal, wo es schon wieder etwas ruhiger wird. Oder raus ins Mariazellerland. Das genieße ich. Das sind dann so Strecken, wo sehr viel unberührte Natur ist, das taugt mir extrem.
Wie empfinden Sie das Privileg, da leben zu dürfen, wo andere Urlaub machen?
Da habe ich relativ alt werden müssen, dass ich es jetzt wirklich kapiert habe, dass das ein Privileg ist. Es ist oft mühsam, wenn man schnell nach Graz oder Wien muss, da habe ich mir schon oft gedacht, es wäre schon bald gescheiter, ich wohne irgendwo dort. Aber nein, ich bin es nicht, ich gehöre hierher in die Berge. Und jetzt mit Familie, mit Kindern ist es sowieso so, dass ich nirgendwo anders leben will. Wir haben hier noch vier tolle Jahreszeiten und das genieße ich.
Verraten Sie uns Ihren Kraftort in der Heimatregion?
Wenn es schnell gehen muss, dann rauf mit der Gondel auf die Planai. Und dann sind es die ersten zwei Gipfel. Wenn am Krahbergzinken zu viele Leute sind, dann gehe ich weiter auf den Seerestzinken – und spätestens dort sitzt man dann irgendwo alleine am Berg. Das Rauschen vom Wind, schau hinunter und denk mir – herrlich.
Eine unsere Standard- und Lieblingsfragen: Wie würden Sie einem Blinden die Steiermark beschreiben?
Ich würde ihm schon diese massiven Felsenberge beschreiben, die wir ja durchaus haben mit der Hochwildstell, gegenüber der hohe Dachstein mit dem rauen Gletscher oben – und dann steigt man ins Auto und fährt nur zwei Stunden, und man kommt in die hügelige Weingegend.
Nennen Sie uns fünf Plätze, die man in der Steiermark gesehen haben muss?
Die Nummer eins ist sicher der Ausblick oben am Dachstein. Ob wir in 50 Jahren noch einen Gletscher haben oder nicht – die Leute wird es immer ganz raufziehen zum Runterschauen. Das ist einfach so ein herrlicher Überblick. Dann natürlich die Berge von Schladming hinten rein, die sind zum Wandern für mich super, da haben wir überall noch ein Bacherl, wo das Wasser herunterrinnt. Das Ausseerland drüben ist auch einfach extrem schön. Und für mich ist es dann auch der Kontrast in der Südoststeiermark, wo es mich im Urlaub immer wieder hinzieht zum Radfahren und zur Kulinarik. Und auch die Gegend Richtung Mariazell, wo mir diese Ruhe gefällt.