Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Hans knauß

Der Schladminger Hans Knauss ist Moderator, Entertainer und Ex-Skistar. Der ansteckende Optimist und populäre Sympathieträger erzählt im „Botschafter“-Gespräch von seinen Wurzeln, nicht so guten Zeiten, warum er Engagement für Randgruppen als Verpflichtung sieht und wo das „Grüne Herz“ für ihn vom Feinsten ist.

Im ersten Leben waren Sie - sehr erfolgreich- Skifahrer, heute steht eine Romy im Regal, Sie sind einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren. Auch andere Wintersportler - Assinger, Hinterseer - haben einen Hang zum Entertainment. Sind Skifahrer von Natur aus begabte Unterhalter?

Sport zählt ja doch auch ein bisserl zur Unterhaltung. Natürlich fängt man zuerst einmal damit an, dass man Rennen gewinnt. Und irgendwann kapiert man, warum da so viele Leute kommen. Und ich habe schon ein bisserl das Gefühl gehabt, die muss man doch ein bisschen unterhalten auch. Ohne Zuschauer wäre es für mich total fad gewesen. Man kommuniziert viel mit Fans, dazu kommen die Interviews. Es hat mir immer schon getaugt zu kommunizieren und ich habe bald einmal gemerkt, dass das Co-Kommentieren danach für mich perfekt war. Ich habe gesehen, dass ich den Umstieg in die Unterhaltungsbranche schaffen kann und da stecke ich jetzt gerade am Beginn drin.

Um wie viel leichter hat’s ein populärer Sympathieträger beim Umstieg in Karriere 2?

Ich glaube, ohne eine gewisse Popularität hätte ich dieses Angebot nicht einmal bekommen. Es gibt gelernte Moderatoren, die machen einen hervorragenden Job. Ich habe durch den Skisport und das Ski-Experten-Dasein einfach ich selbst sein dürfen und konnte mich so entfalten. Und irgendwie ist das dann gut angekommen, weil sonst hätte ich das Angebot nicht gekriegt, in die Unterhaltung zu wechseln. Aber das Fundament war immer der Skisport.

„Hans im Glück“ wurden Sie einmal genannt. Ist alles im Leben wirklich so easy? Oder erlebt der sonnige Hans auch Schattenseiten?

Ich erlebe schon auch meine Schattenseiten. Aber dieses „Hans im Glück“ und so – ich war von klein auf irgendwo doch extrem positiv und habe alles sehr geschätzt, was ich so an Möglichkeiten bekommen habe. Und trotzdem gibt es da diese andere Seite, wenn man es sportlich sieht, diese Hundertstel-Entscheidungen, die mich schwer geprüft haben. Die mich aber, so glaube ich, menschlich sogar gefestigt haben.

Ihnen wird ansteckender Optimismus nachgesagt, hat der mit Ihren Wurzeln zu tun?

Ja schon. Wir sind da oben aufgewachsen am Fastenberg. Das ist rauf am Weg zur Planai. Wir sind schon wirklich sehr bodenständig aufgewachsen. Der Vater war einer der letzten Kriegsheimkehrer, dann oben am Berg Liftwart. Wir waren sechs Kinder, ich war der Letzte. Uns hat es an nichts gefehlt. Die Eltern waren immer für uns da. Aber wir haben jetzt keinen Reichtum gehabt, wir haben wirklich den Schilling ein paar Mal umdrehen müssen. Und da kriegt man schon so eine grundsätzlich bodenständige Art und Weise des Lebens mit. Und das ist heute noch der Kern, so wie ich sein will.

In „Österreich vom Feinsten“, dessen Reiseführer Sie sind, folgen Sie den Spuren des legendären Sepp Forcher. Ehre oder Last?

Es ist im Grunde jetzt schon eine ganz, ganz große Ehre. Weil meine Eltern haben das schon immer geschaut. Ich kenne den Sepp Forcher seit meiner Kindheit. Und als es dann geheißen hat, ich soll das probieren, ich könnte das übernehmen, da habe ich nach meiner Zusage erst einmal gemerkt, welcher Rummel da entstanden ist. Ich habe aus allen Ecken Österreichs Anfragen für Radio- und TV-Interviews bekommen. Da habe ich erst bemerkt, welche Größe der Sepp Forcher war. Und dann ist der Druck dazu gekommen. Dann habe ich wirklich ein paar Wochen nicht gut geschlafen, da ich nicht wusste, was kommt da auf mich zu. Und spätestens beim Hinfahren zur ersten Sendung in der Weststeiermark habe ich mir gesagt: „Sei einfach du selber, so wie immer.“ Und fertig. Und so probiere ich das jetzt zu Praktizieren.

Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl
Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl
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„Es ist ein Privileg, dort zu leben, wo andere Urlaub machen“

Sie engagieren sich - unter anderem - für die Special-Olympics-Bewegung. Wie wichtig ist es, dass Prominente Zeit und Kraft für sozial und gesundheitlich nicht so privilegierte Menschen investieren?

Ich bin der Meinung es ist, wenn man bekannt ist und einen gewissen Erfolg hatte oder vermögend ist, Pflicht, dass man in diese Richtung sozial etwas zurückgibt. Meine Frau war elf Jahre lang Schriftführerin von Special Olympics – ich bin hier bei uns in Schladming damit mehr oder weniger aufgewachsen. Etwa die Weltwinterspiele. Für mich war jeder Tag dort eine große Ehre und ich merke, welche Freude diese Leute haben. Das Interessante ist, dass ich mittlerweile viele Athleten kenne – und sie kennen mich. Die freuen sich herzlich, wenn sie bei den Sommertagen bei uns sind. Da haben wir Kontakt, das gibt wahnsinnig viel zurück.

Mögen Sie uns ein bisserl von Ihren Anfängen erzählen, man wird ja nicht als Weltcup-Sieger geboren?

Als letztes von sechs Kindern hatte ich ein Riesenglück, weil mich die älteren Geschwister einfach mitgezogen haben. Wir waren alle beim WSV Schladming. Und es war damals schon alles so top-organisiert – das Kindertraining und alles. Und man muss auch dazu sagen, dass es früher wenig Ablenkung gegeben hat. Es war einfach Skifahren, und das haben wir gehabt den ganzen Winter und das haben wir genützt. Wir haben alles gespart, damit im Winter die Ausrüstung passt. Und es ist recht schnell losgegangen. Mit fünf Jahren fuhr ich das erste Rennen, obwohl ich noch gar nicht fahren hätte dürfen, weil ich noch zu jung war. Ich bin bei meinem Bruder in der Klasse gestartet und mein Bruder hat gewonnen, ich wurde Dritter. Und dann, als ich durfte, habe ich die Rennen eigentlich ziemlich dominiert hier bei uns. Es gab von klein auf nichts anderes in meinem Kopf als Skirennfahrer zu werden. Die Weltmeisterschaft 1982 in Schladming war so der ausschlaggebende Punkt. Ich war damals Fahnenfahrer über den Zielhang, ich habe den Stenmark und die ganzen österreichischen Stars gesehen. Ich wollte einfach so sein wie die. Von klein auf das Ziel im Auge und Gott sei Dank habe ich es verfolgt.

Der Vater war prägend, einen Satz aus Ihrer Anfangszeit, als es nicht so gut lief, hat uns sehr gefallen. „Bua, übernimm di net, das wird schon.“ Da steckt so viel Liebe und Toleranz drinnen. Halten Sie das bei Ihren Kindern auch so?

Ja, genau so. Jetzt bin ich diesbezüglich gerade extrem gefordert. Da muss ich mich zeitweise selber einbremsen, wenn ich wieder einmal schimpfen muss. Dass ich mir denke, gib ihnen dieses Vertrauen und diese Freiheit, damit sie sich selbst entwickeln können. Und das machen, was sie wollen und nicht, was mir vorkommt. Und da bin ich heute meinen Eltern extrem dankbar, dass ich diese Freiheit bekommen habe. Dass sie mich ziehen haben lassen. Diesen Wahnsinn – Spitzensport, Profisport zu betreiben. Es ist einfach gefährlich. Und auch die Ausbildung ist natürlich irgendwie auf der Strecke geblieben, weil ich nur Skifahren wollte. Aber irgendwie haben sie gewusst, aus dem Buam wird schon irgendwann was werden.

Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl
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Bleiben wir noch ein bisserl beim Sport. Wenn Sie heute im Zielraum stehen, juckt es Sie noch oder sind Sie froh, nicht mehr herunter zu müssen?

In gewisser Weise bin ich froh, weil ich ja ganz einfach weiß, was es verlangt, immer an der Spitze zu sein. Es sind nicht nur die Rückenschmerzen oder die Problemchen, die man hat, sondern der unglaubliche Druck, den man sich selbst auferlegt. Dem will ich nicht mehr ausgesetzt sein. Andersherum habe ich so Momente, wo ich mir denke – ah, der Zielhang, wenn es pickelhart ist, ein guter Ski mit einer scharfen Kante… Es gibt vom Gefühl her für mich nichts Schöneres, als so einen geschnittenen Schwung zu fahren. Und ab und zu packt mich da die Leidenschaft, dann mach ich es halt noch ein bisserl. Aber Rennfahren – Nein danke!

Rückblickend: Welcher Sieg war Ihnen persönlich der wichtigste? Muss nicht beim Skirennen gewesen sein…

Nachdem mein Leben schon einfach, was das Erfolgsorientierte betrifft, sehr viel mit dem Skisport zu tun hatte, war der wichtigste wahrscheinlich der erste Weltcup-Sieg. In Alta Badia habe ich damals gewonnen vor Michael von Grünigen und dem großen Alberto Tomba. Da habe ich zum ersten Mal alles zurückbekommen, was ich damals von Kindheit an 15 Jahre lang investiert hatte. Und das innerhalb von ein paar Stunden, diesen Tag vergisst du nie im Leben.

Wie oft stehen Sie eigentlich noch auf Ski?

Stehen viel, aber leider nur stehen, wenn ich für den ORF irgendwo auf der Piste Reportagen mache. Als Streckenmelder steht man viel am Ski. Aber richtig fahren sind es dann so 15, 20 Tage im Jahr. Das ist eigentlich nicht viel, gell? (lacht).

Sie haben sich zwischendurch auch im Motorsport versucht. Wäre Auto-Rennfahrer reizvoll gewesen?

Ja, immer. Ich glaube, wenn wir früher mehr Geld gehabt hätten, dann wären meine Brüder und ich alle irgendwo im Motorsport gelandet. Mein Bruder Franz, der bei mir dann Servicemann war, ist einmal Motocross-Rennen gefahren. Wir sind alle extreme Geschwindigkeitsliebhaber. Nach dem Skifahren habe ich das Autorennfahren versucht und es waren drei intensive, schöne Jahre.

Der Slogan „frisch, saftig, steirisch“ ist ja wie für Sie erfunden. Fitness und Strahlkraft sind Markenzeichen. Wie behält man das?

Ich bin sehr viel unterwegs und habe auch so meine stressigen Phasen. Ich muss dann, wenn ich fünf Tage nichts trainiere, hinaus. Da ist ein Drang in mir, da gehe ich eine Skitour oder ich gehe laufen oder ins Fitnessstudio. Oder ich gehe mountainbiken, das ist im Sommer eines meiner Lieblingshobbies. Ich bin extrem froh, dass ich diesen Trieb verspüre, dass ich mich bewegen muss.

Dürfen wir jetzt in die Steiermark kommen? Beherrschen Sie die Landeshymne, dürfen wir um eine kurze Hörprobe bitten?

Gelernt haben wir sie ja, gell? Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis ins Wendenland zum Bett der Sav… Und jetzt is a Ruah (lacht).

Apropos Dachsteinlied, wie oft waren Sie schon am höchsten Berg der Steiermark?

Ich war schon auf vier verschiedenen Routen am Dachstein. Als kleiner Bub schon einmal den normalen Weg, der ja auch nicht so ohne ist. Dann der Pichlerweg, das ist so 3-er, 4-er-Gelände und der Steinerweg. Das ist schon die eher heißere Nummer, aber eine wunderschöne Tour gerade hinauf auf den Dachstein. Und seitlich die Klettersteige gehe ich natürlich auch gern.

Wenn Sie auf Entdeckungsreise im Land sind: Wo ist die Steiermark vom Feinsten?

Natürlich bei mir in der Schladminger Heimat, das kenne ich wirklich wie meine Westentasche. Da habe ich so viele Platzerl, wo es mich immer hinzieht. Ich bin auch Hobby-Motorradfahrer und genieße es an freien Tagen oft einmal, einfach durch die Steiermark zu fahren. Wenn ich zum Beispiel nur über den Sölkpaß rüberfahre ins Murtal, wo es schon wieder etwas ruhiger wird. Oder raus ins Mariazellerland. Das genieße ich. Das sind dann so Strecken, wo sehr viel unberührte Natur ist, das taugt mir extrem.

Wie empfinden Sie das Privileg, da leben zu dürfen, wo andere Urlaub machen?

Da habe ich relativ alt werden müssen, dass ich es jetzt wirklich kapiert habe, dass das ein Privileg ist. Es ist oft mühsam, wenn man schnell nach Graz oder Wien muss, da habe ich mir schon oft gedacht, es wäre schon bald gescheiter, ich wohne irgendwo dort. Aber nein, ich bin es nicht, ich gehöre hierher in die Berge. Und jetzt mit Familie, mit Kindern ist es sowieso so, dass ich nirgendwo anders leben will. Wir haben hier noch vier tolle Jahreszeiten und das genieße ich.

Verraten Sie uns Ihren Kraftort in der Heimatregion?

Wenn es schnell gehen muss, dann rauf mit der Gondel auf die Planai. Und dann sind es die ersten zwei Gipfel. Wenn am Krahbergzinken zu viele Leute sind, dann gehe ich weiter auf den Seerestzinken – und spätestens dort sitzt man dann irgendwo alleine am Berg. Das Rauschen vom Wind, schau hinunter und denk mir – herrlich.

Eine unsere Standard- und Lieblingsfragen: Wie würden Sie einem Blinden die Steiermark beschreiben?

Ich würde ihm schon diese massiven Felsenberge beschreiben, die wir ja durchaus haben mit der Hochwildstell, gegenüber der hohe Dachstein mit dem rauen Gletscher oben – und dann steigt man ins Auto und fährt nur zwei Stunden, und man kommt in die hügelige Weingegend.

Nennen Sie uns fünf Plätze, die man in der Steiermark gesehen haben muss?

Die Nummer eins ist sicher der Ausblick oben am Dachstein. Ob wir in 50 Jahren noch einen Gletscher haben oder nicht – die Leute wird es immer ganz raufziehen zum Runterschauen. Das ist einfach so ein herrlicher Überblick. Dann natürlich die Berge von Schladming hinten rein, die sind zum Wandern für mich super, da haben wir überall noch ein Bacherl, wo das Wasser herunterrinnt. Das Ausseerland drüben ist auch einfach extrem schön. Und für mich ist es dann auch der Kontrast in der Südoststeiermark, wo es mich im Urlaub immer wieder hinzieht zum Radfahren und zur Kulinarik. Und auch die Gegend Richtung Mariazell, wo mir diese Ruhe gefällt.

Hans Knauss | © STG | Jesse Streibl

Wordrap

Bleib locker und dir immer selbst treu.

Eine gesunde Familie.

Konsequenz und Ehrlichkeit.

Ab und zu mache ich mir zu viel Stress.

Ganz klar, je älter, dass ich werde: mein Vater.

Dass ich Probleme oft noch lockerer sehe.

Die Streif.

Alfons Walde.

Bruce Springsteen.

Ein Kalbsschnitzel mit Erdäpfel und Salat.

Heimat und einfach gutes Essen, schöne Gegend, nette Leute.

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