Hans Roth | © STG | Jesse Streibl Hans Roth | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Hans Roth

Die Firma „Saubermacher“ ist der größte private Entsorger Österreichs, Hans Roth ihr Gründer. Im Gespräch erzählt der umtriebige Unternehmer über Abfall, den der Herzbotschafter lieber Wertstoff nennt, die Lust an der Arbeit, Kunst und soziales Engagement

Vor mehr als 40 Jahren sind Sie mit ,,Saubermacher“ angetreten, um einen täglichen Beitrag für eine lebenswerte Umwelt zu leisten. Konnten Sie diesen Anspruch erfüllen?

Ich hätte vielleicht mehr machen können, aber im Großen und Ganzen ist es ganz gut gelungen.

Wer hat eigentlich diesen sehr einprägsamen Firmennamen erfunden?

In Wahrheit waren es mehrere. Meine Gattin und Heribert Schurz waren hier federführend dabei. Wir wollten diesen Bereich nicht mit dem Namen der Familie Roth verbinden. Das hatte wirtschaftspolitische Gründe in der Südoststeiermark. Und so haben wir halt einen Namen gesucht, der dem entspricht, was wir tun. Sehr entscheidend war damals schon der Zusatz „Für die lebenswerte Umwelt“. Das war damals vielleicht nur ein Slogan, aber er hat uns sehr bedeutend beeinflusst.

Acht Länder, 1600 Gemeinden, knapp 4000 Mitarbeiter. Wie funktioniert das?

Nachdem wir von drei Mitarbeitern „step by step“ gewachsen sind, haben wir auch diese Organisation dem angepasst. Es funktioniert ganz gut, indem wir Länderorganisationen haben, viele Matrix-Organisationen. Es ist ganz gut gelungen, da wir immer nur Schritt für Schritt gewachsen sind.

Ihre Vision heißt ,,Zero Waste“. Das bedeutet, Sie wollen künftig möglichst alles verwerten und keinen Abfall mehr hinterlassen. Wann schlägt diese Stunde?

Unser Ziel ist es, so wenig Abfall wie möglich beseitigen zu müssen. Dem ordnen wir alles unter. Da gibt es verschiedene Dinge wie Recycling-Anlagen. Das letzte, das wir organisieren, ist ein Reycling-Werk für Gipsplatten. Unser Anspruch lautet: Abfall ist Rohstoff am falschen Platz. Es gibt noch jede Menge Rohstoffe, die im Abfall sind. Es ist unser großes Ziel, und dem kommen wir – zumindest hier in Österreich, in der Steiermark – schrittweise näher.

Wie gut funktioniert Mülltrennung in unseren Breiten?

Wir sind in Europa, neben Deutschland, den skandinavischen Ländern und Holland, spitze. Aber wenn man berücksichtigt, dass in der grauen Restmülltonne immer noch zwei Drittel Rohstoffe sind, etwa Bioabfall, Papier, Kunststoff, dann ist noch einiges zu tun. Das ist wertvoller Rohstoff, der in der Restmülltonne nichts verloren hat. Da liegen noch ziemliche Aufgaben vor uns.

 

Hans Roth | © STG | Jesse Streibl
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„Durch Vielfalt ein toller Standort“

Was ist der wertvollste Abfall, was der Gefährlichste?

Gefährlich sind derzeit vor allem Lithium-Batterien, gerade wenn sie gelagert werden. Sie sind auch der wertvollste Abfall, weil Lithium momentan einen sehr hohen Wert hat. Mir persönlich ist der Bioabfall fast am sympathischsten, weil dort Kreislaufwirtschaft am schönsten gezeigt wird. Man wirft etwas in die braune Tonne und könnte sich theoretisch nach einigen Wochen eine Erde aus dem Produkt kaufen, das man weggeworfen hat. Hier sieht man, was Positives geschehen kann.

Ihr Unternehmen wird immer wieder für sein Nachhaltigkeitsengagement international ausgezeichnet. Die Liste der Preise und Ehrenzeichen, die Sie persönlich erhalten haben, ist noch länger. Wie stolz macht Sie das?

Das macht einen natürlich stolz. Auf der anderen Seite ist es aber ein Zeichen der Wertschätzung, das ich nicht nur für mich, sondern insbesondere für meine Mitarbeiter entgegennehme. Drei Dinge begleiten mich für eine lebenswerte Umwelt: Die Menschen, die Kunden, denen wir alles zu verdanken haben. Dann die Mitarbeiter, die großartiges geleistet haben in dieser Wachstumsphase. Vor allem sehr viele junge Menschen in unserem Haus. Und schließlich, für die Gesellschaft da zu sein.

Bleiben wir im privaten Bereich. Sie sind unverändert hochaktiv. Keine Lust auf Rente? Hält „unternehmen“ geistig und körperlich fit?

Auf jeden Fall. Ich bin immer gefordert. Ich brauche vielleicht etwas länger für das, was mir früher leichter von der Hand gegangen ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich meinen Beitrag im Unternehmen und für die Gesellschaft leisten darf. Das ist nicht so selbstverständlich.

Sie engagieren sich stark im sozialen Bereich. Wie nehmen Sie Armut im Land wahr?

Wir gehören zu den reichsten Ländern in Europa. Den Menschen geht es auch sehr gut. Ich stelle fest, dass sich viele bei uns mit den Armen solidarisieren. Ich glaube, in Österreich fällt niemand durchs Netz. Vor allem in der Steiermark sind die sozialen Einrichtungen gut organisiert. Und wenn diese nicht mehr helfen, dann gibt es auch noch das Marienstüberl, das Vinzi-Dorf und viele andere Dinge. Es gibt die Armut, ich respektiere sie, aber Gott sei Dank hält sie sich in Grenzen, wenn man so will.

Thema Kunst. Sie haben unter anderem die ,,Saubermacher Sammlung“, welche junge steirische Talente fördert, ins Leben gerufen. Wie groß ist die Sammlung mittlerweile?

Grundsätzlich hat meine Frau Magret die „Styrian Art Foundation“ initiiert. Hier ist ein Teil der Sammlung zu sehen. Das sind rund 400 Kunstwerke, vor allem von weniger bekannten,  steirischen Künstlern. Jeder Mitarbeiter von uns kann sich im Internet ein Bild aussuchen, das dann in dessen Büro aufgehängt wird. Ich kenne auch viele Künstler persönlich, frage sie, warum sie das so oder so gemacht haben. Ich bin hier meiner Frau sehr dankbar, dass sie das mit 120 Künstlern so engagiert betreibt

Hans Roth | © STG | Jesse Streibl
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Zur Steiermark. Ein guter Wirtschaftsstandort oder sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Die Steiermark ist durch ihre Vielfältigkeit ein toller Standort. Zahlreiche höchst erfolgreiche Unternehmen haben eigene Intelligenz-Abteilungen, wo geforscht wird und wunderbare Erfindungen herauskommen. Die Landwirtschaft, die Weinbauern, die Kulinarik. Die ausgezeichneten Universitäten und Fachhochschulen, die ja teilweise bereits von Erzherzog Johann gegründet wurden. Ich glaube, all das ist das Fundament dafür, dass es wirtschaftlich verhältnismäßig gut läuft. Ich würde mir von der Politik, die ja grundsätzlich zum Wirtschaftsstandort steht, wünschen, dass etwa Genehmigungen konsequenter umgesetzt werden. Hier könnte man noch effizienter und wirkungsvoller sein.

Wir wissen, Sie sind überzeugter Steirer. Was wünschen Sie dem Land?

Ich wünsche dem Land nur das Beste. Dass es diese Dynamik beibehält. Ich hoffe, dass viele junge Menschen in die Steiermark kommen, um hier zu studieren und womöglich hier auch zu bleiben. Und dass diese unglaublich vielfältige Form mit vielen fleißigen, bodenständigen Menschen, vom Grenzland bis zum Dachstein bewahrt wird.

Wo in der Steiermark können Sie am besten entspannen?

Ich kann mich überall entspannen. Ob es an der Weinstraße ist. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, mit wem ich unterwegs bin. Ich gehe gerne rund um den Stubenbergsee oder oben am Schöckl eine Runde.

Was haben Sie noch alles vor?

Ich habe in meinem Leben mehr erreicht, als ich mir jemals gewünscht hätte. Ich habe ein tolles Umfeld, wunderbare Menschen um mich. Ich wäre sehr dankbar, wenn diese Kontinuität sowohl beruflich als auch privat anhalten würde. Wie lange, das weiß der liebe Gott.

Hans Roth | © STG | Jesse Streibl

Wordrap

Korrekt und geradlinig durch das Leben zu gehen.

Dass meine innere Zufriedenheit mit meinem Äußeren übereinstimmt.

Ich bin sehr gewissenhaft, diszipliniert und möchte viel Gutes tun.

Vielleicht zu wenig zielstrebig und zu kompromissbereit.

Marco Polo und Alexander von Humboldt.

Ich bin zufrieden mit dem, was ist.

Österreicher wie Herbert Brandl oder Erwin Wurm aber auch alte Meister wie Vincent van Gogh.

Backhendl mit einem guten Kartoffelsalat, aber auch eine schmackhafte Forelle.

Griass di.

Unsere Bodenständigkeit, unsere Freundlichkeit.

Identität, verbinde ich mit meiner Heimat.

ALLE HERZBOTSCHAFTER AUF EINEN BLICK

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