Größter privater Konzern für Entwicklung, Simulation und Testen von Antriebssystemen für die Autoindustrie, knapp 11.000 Mitarbeiter weltweit, 4000 davon in der Steiermark, 1,6 Milliarden Umsatz. Viel Verantwortung, kann man da noch ruhig schlafen?
Ja, ich glaube schon. Doch. Gut. Wir haben ein starkes Team in der AVL, das wirklich kompetent ist und das auch die Herausforderungen der Zeit erkannt hat. Wir haben viel vor uns, aber wir haben sehr viel in der Vergangenheit geleistet. Auch in der Pandemiezeit haben wir die ganze Technologieentwicklung gut durchgehalten und Innovation vorangetrieben, sodass wir jetzt in einer starken Position sind.
Es gibt keinen Kontinenten auf dem Ihr Unternehmen nicht vertreten ist, das bedingt ordentlich Reisetätigkeit. Die Mär behauptet, dass tagtäglich 500 AVL-Mitarbeiter in irgendeinem Flieger sitzen. Wie viele Tage im Jahr sitzen denn Sie in einem Jet?
In „normalen“ Zeiten war es schon ein Drittel der Zeit, wo ich im Flieger war. In der Pandemie ist es drastisch runtergegangen, weil die Kunden das zum Teil auch gar nicht gewünscht haben. Zum Teil konnte man schon einige Besuche machen, aber nicht in Amerika oder in Asien. Das hat sich jetzt Gott sei Dank wieder sehr gut entwickelt. Wir haben jetzt wieder einige Flugpläne, gar keine Frage.
AVL wird gewaltige Innovationskraft bescheinigt, in der Statistik des Patentamtes sind Sie jedes Jahr unter den Top 3 zu finden. Wie motiviert man Mitarbeiter zu solchen Leistungen?
Ich glaube, das Wichtige ist, für gute Mitarbeiter eine gute Zielsetzung zu haben. Dass man wirklich ambitionierte Ziele setzt aber umgekehrt auch weiß, was für technologische und auch – wenn man will – wissenschaftliche Voraussetzungen da sind, damit man die Ziele erreichen kann. Wenn man weiß, was von der Wissenschaft und von der Technologie-Basis, die man entwickelt, her möglich ist, dann hat man auch das Vertrauen und die Gewissheit, dass man auf diesem Gebiet etwas erreichen kann.
Die Zeiten sind mehr als herausfordernd, Ihr Unternehmen investiert nach wie vor überproportional in Forschung und Entwicklung. Stillstand ist offensichtlich keine Alternative. Wie hoch ist der Forschungsanteil in Prozent des Umsatzes?
Das sind 11 bis 12 Prozent. Und wir haben das eben auch in den schwierigen Zeiten – wie ich schon sagte – durchgehalten. Und wir müssen natürlich die ganzen Herausforderungen angehen, also uns die wichtigen auswählen. Eines ist geschehen: Wir sind sehr früh in die neuen Technologien eingestiegen.
Sie bilden und schulen bei AVL jährlich 1000e Mitarbeiter aus dem Ausland, was ist deren Eindruck von der Steiermark, was mögen die Menschen hier, was mögen sie nicht, wie ist deren Feedback?
Die meisten fühlen sich sehr wohl hier. Das kann man wirklich sagen. Das merkt man auch daran: Manche kommen ja zu uns, und dann gehen sie z. B. wieder zurück nach Deutschland. Da gibt es viele Fälle, wo heute noch die Familie in Graz lebt, obwohl der Mann oder die Frau, die bei uns war, wieder zurück ist und jetzt die Berufsstelle dort hat.