Sie leben in München, sind aber auch gern in Ihrem Geburtsort Mautern. Was macht den Ort aus?
Ich glaube, das ist dasselbe wie mit der Sprache, mit der Landschaft. Man wird sozialisiert, dort wo man herkommt. Ich glaube, dass die ersten Jahre eine seelische Sozialisierung sind, dann gibt es eine pubertäre Sozialisierung. Für mich ist die kindlich-seelische Sozialisierung Mautern, meine pubertäre ist Eisenerz. Es ist alles ziemlich der gleiche Rahmen. Mautern war für mich das kindliche Dorf, die Umwelt, die Geborgenheit im Kleinen. Das erste Sozialgefüge. Eisenerz ist für mich ein Weltmodell geworden, das war damals noch ein Stadtgefüge mit 14.000 Einwohnern. Mit Industrie, mit parteilichen Aufsplitterungen, mit allen sozialen Schichten, mit allen Möglichkeiten im Kleinen. Und ich glaube, das ist in mir verwurzelt wie eine Struktur, die mein Leben geprägt hat.
Sie sind offensichtlich sehr verwurzelt, haben in einer ORF-Serie sogar steirische Mundart erklärt. Aus Spaß, oder weil man Steirisch als Kulturgut pflegen muss?
Ja, davon bin ich absolut überzeugt. Ich glaube, dass die Mundart die Muttersprache, die Ausdrucksmöglichkeiten, von Kindheit an prägt. Das ist der Urausdruck, das ist die erste Kommunikation. Die Sprache ist der Urbeginn der Sozialisierung.
Sie haben einmal gesagt, Graz war die Traumstadt Ihrer Jugend. Was war bzw. was ist so besonders an der Landeshauptstadt?
Ja, weil das eine Art Schmuckschachtel war, die nicht so geplant ist wie Salzburg. Salzburg ist richtig eine Bonboniere und Graz war wie eine architektonische Brettljause. Das war ein unglaublich schönes Gebilde von Architektur und Sozialstruktur, wo alles gelebt hat, wo alle Schichten gelebt haben. Ich habe Graz immer als Kulturstadt bewundert. Nicht umsonst hat sich hier auch sprachlich so viel getan. Und architektonisch. Weil das immer ganz toll verwachsen war, miteinander. Das war wie ein Schatzkästchen.
Als Johnny Silver haben Sie einmal den Grazer Bandwettbewerb gewonnen. Welche Rolle in Ihrer Karriere spielte rückblickend die musikalische Phase, was hat die Figur aus Ihnen gemacht?
Also wenn es je etwa eigenes gegeben hat in meinem Leben, dann war das die Entdeckung des Rock´n‘Roll für mich. Das hat an einem letzten Ferientag begonnen. Und der hat immer gleich ausgeschaut. Da ist man in der Früh als Ministrant noch zu einer Schuleröffnungsmesse mitgepilgert. Und dann sind wir mit den roten Falken von der anderen Partei auf die Tollinghöhe gefahren. Und dort war ein Sommerausklangsfest. Und da habe ich das erste Mal eine Schlag-Gitarre gehört, also eine elektrische Gitarre mit einem Schlagblattl – das hat super geklungen. Und als ich heimgekommen bin, war im Fernsehen – bei den Nachbarn durfte ich schauen – eine Filmsendung. „Der Film für Dich“ hat das geheißen. Und dort haben sie die Vorschau für den Film „American Graffiti“ vom George Lukas gespielt. Und da habe ich das erste Mal einen alten Rock´n‘Roll gehört. Chuck Berry - Almost Grown. Ja und da war ich fertig.