Sie haben rund 500 unterschiedliche Schokoladensorten im Sortiment, verfügen über 4.000 Vertriebsstellen weltweit und haben auch eine Produktionsstätte in Shanghai. Hat China auf Zotter-Schokolade gewartet?
Nein, die haben nicht auf die Zotter-Schokolade gewartet. Aber trotzdem habe ich mir eingebildet, sie brauchen uns. Ist eh logisch. Also ich war vor 15 Jahren tatsächlich von dieser globalen Entwicklung beseelt und habe natürlich auch alles darangesetzt, dass wir das auch schaffen. Und haben damals schon 60 % unseres Umsatzes im Ausland gemacht. Auch in China. Jetzt hat sich das alles wieder gedreht, jetzt gibt es - wie man weiß – geopolitische Veränderungen. Es gibt Krieg, China verändert sich sehr stark. Wir sind in China jetzt auf Sparflamme.
Mit Ihrem Spirit sind Sie ein Festmahl für Journalisten, als Podiumsgast verehrt man Sie für Ihre Frische und den ansteckenden Optimismus. Ist an Ihnen ein Entertainer verloren gegangen?
Ja gut, das haben Unternehmer schon so an sich, dass sie ewig optimistisch sind. Manchmal bin ich aber auch traurig. Als Corona gekommen ist, habe ich mir gedacht, jetzt habe ich schon 34 Jahre Unternehmensgeschichte hinter mir und was ist denn jetzt, so eine Themenstellung haben wir noch nie gehabt. Und siehe da: Wir sind mit einem Wachstum aus der Coronazeit gekommen. Und jetzt wird behauptet, dass die Welt einstürzt wegen Inflation etc., und trotzdem geht es weiter, es läuft gut, die Besucher kommen zu uns. Und das Unternehmen wächst weiter.
Woher kommt die Inspiration für immer neue Sorten? Es gibt ja schon mehr als 400, wenn unsere Recherche stimmt?
Ja gut, wenn man Spaß an dem hat, was man tut und wenn man sein Talent ausüben darf. Ich kritisiere ja manchmal das Bildungssystem, weil man dauernd versucht zu nivellieren und mittelmäßig zu sein. Natürlich will niemand mittelmäßig sein. Aber wenn man immer von Sicherheit ausgeht, dann wird man mittelmäßig. Diese dauernden Innovationen sind halt dauernde Versuche, und wenn du hundert Versuche machst, dann sind zwei dabei, die sind genial. Da kann ich aber auch nichts dafür.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Tafel? Was war das?
An die erste Tafel? Ich habe ja ursprünglich das klassische Konzept gemacht, also wie man es eh kennt. Also Tafelform mit etwas drinnen und etwas drauf. Ich weiß es nicht mehr genau, aber damals wird es wahrscheinlich eine Kürbiskernschokolade gewesen sein.
Sie sind Pionier der Nachhaltigkeit. Was waren die Gründe in diese Richtung zu entwickeln und wie definieren Sie für sich selbst den Begriff?
Ja natürlich, um jeden Preis. Weil was sollen wir denn sonst. Wenn wir jetzt nicht bald anfangen, darüber genauer nachzudenken, wie man die Welt vielleicht retten kann. Ich kann sie natürlich auch nicht retten. Aber es ist schon tatsächlich das Gebot der Stunde.
Als überzeugter Steirer: Wohin würden Sie Geschäftsfreunde im Land führen? Haben Sie fünf Plätze für uns?
Ah, da gibt es gerade in der Ost- und Südoststeiermark sehr viel rund um die Kulinarik. Es gibt natürlich die Burgen und Schlösser – die Riegersburg ist sensationell. Direkt bei mir in der Nähe gibt es eine kleine Sektkellnerei. Oder die Fromagerie, wo Käse affiniert wird. Da bin ich schon sehr stolz, dass sich das Thema Kulinarik in der Region gut durchgesetzt hat und zum Tourismus-Projekt geworden ist. Die Leute fahren zum Gölles, kommen zu uns, schauen sich die Fromagerie an oder gehen zum Vulcano oder gehen in ein gutes Weingut. Neumeister und wie sie alle heißen. Da sind ganz viele, die sich auch gegenseitig beflügeln.