Josef Zotter | © STG | Jesse Streibl Josef Zotter | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Josef Zotter

Josef Zotter zählt zu den außergewöhnlichsten und kraftvollsten österreichischen Unternehmern. Der gelernte Koch und Konditormeister aus der Oststeiermark hat die Schokoladen-Kultur und deren Genuss neu interpretiert und führt in Bergl eine der weltbesten Schokoladen-Manufakturen. In seinem Schoko-Theater sprachen wir mit dem Chocolatier und Herzbotschafter über gutes Marketing, Qualität und die beste Schokolade seines Lebens.

Josef Zotter, sagen die Leut´, ist: andersdenkend, innovativ, neugierig, unerschrocken, überraschend, herzerfrischend genial. Haben wir was überhört?

Viel. Ja, vielleicht visionär auch noch.

Plan A war Kochen und Konditoreien, hat nicht geklappt. Plan B war dann offensichtlich sehr erfolgreich. Warum?

Ja, weil ich natürlich beim Plan B gelernt habe. Ich habe ja zwei Unternehmerleben. Beim ersten war ich sehr schnell erfolgreich und habe dann - wie soll ich sagen – eine Pleite hingelegt. Ich rede da auch sehr offen darüber. Und im zweiten Unternehmerleben hatte ich einen Vorteil, dass mir die Bank kein Geld mehr gegeben hat. Und dann habe ich zu wirtschaften gelernt. Und deswegen ist das heute so wie es jetzt ist.

Wer bei Zotter anruft, hat sofort den Chef in der Leitung, der sagt: gleich verbinden wir sie zu den besten, nein, allerbesten Mitarbeitern der Welt. Stolz, als bester Arbeitgeber der Steiermark ausgezeichnet worden zu sein?

Ja natürlich, ich habe schon relativ früh erkannt, dass es ohne beste Mitarbeiter erstens nicht geht bzw. jetzt in die Zeit transformiert, dass es einfach die einzige Möglichkeit ist, ein innovatives Unternehmen, wo es um Qualität geht, wo du Menschen brauchst, überhaupt zu führen.

Kurz zurück zu den Anfängen. Sie sind gelernter Koch, waren Küchenchef im Hilton in Wien und arbeiteten auch in New York. Wie ist Ihnen die Schokolade passiert?

Ja, das ist tatsächlich passiert. Ich war damals in Graz mit der Konditorei und habe natürlich schon mit Schokoladen und so ein bisserl experimentiert. Ich hatte eine Bestellung für 500 Tafeln Schokolade und das war damals ein Riesenauftrag. Und dann ist ein Unglück passiert. Die Bestellung ist verschwunden. Und einen Tag vor der Ausgabe hat die Sekretärin angerufen und gefragt, ob das mit der Schokolade eh alles klappt. Dann ist mir bewusst geworden, dass ich das nicht habe und dass ich das auch nicht von einem Tag auf den anderen produzieren kann. Und dann bin ich zum Kika gefahren und habe Vorhangstangerl gekauft und habe mir überlegt, ich mache jetzt eine ganz schnelle Variante. Ich schichte einfach verschiedene Geschmäcker übereinandern, schneide das zurecht und dann packe ich es ein. Und ich dachte mir, ich liefere das ab, mit dem Bewusstsein, dass das jetzt eine Reklamation wird und dass ich dafür nichts verlangen kann. Ich bin dann in die Schwarzl-Halle gefahren und habe das beim Hintereingang reingeschoben. Und bin sofort wieder gefahren, weil ich mir gedacht habe, wenn die das am Montag reklamieren, ist das auch noch früh genug. Am Montag haben wir dann das Geschäft geöffnet und dann kam diese Dame, die das bestellt hatte. Dann kommt die rein und fällt mir fast um den Arm und sagt „Herr Zotter, diese Schokolade war ein Wahnsinn. Die Leute sind so begeistert“. Und ich dachte mir, das war ein Fehler, das war ja überhaupt nicht so bestellt. Sie hat dann gefragt, was war denn das? Die Auszeichnung hat ja nicht mehr funktioniert. Ich habe halt so Kürbiskerne mit Gewürzen und Milchschokolade übereinandergeschichtet. Da ist mir dann das Wort „handgeschöpft“ eingefallen, weil da das ja von der Büttenpapier-Erzeugung kommt. Heute ist das unser Leitprojekt, wir produzieren derzeit 60.000 bis 100.000 Tafeln am Tag. Also, das hätte mir damals echt geholfen (lacht).

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„Die Steiermark
schmeckt nach Kürbis und Wein“

Sie haben rund 500 unterschiedliche Schokoladensorten im Sortiment, verfügen über 4.000 Vertriebsstellen weltweit und haben auch eine Produktionsstätte in Shanghai. Hat China auf Zotter-Schokolade gewartet?

Nein, die haben nicht auf die Zotter-Schokolade gewartet. Aber trotzdem habe ich mir eingebildet, sie brauchen uns. Ist eh logisch. Also ich war vor 15 Jahren tatsächlich von dieser globalen Entwicklung beseelt und habe natürlich auch alles darangesetzt, dass wir das auch schaffen. Und haben damals schon 60 % unseres Umsatzes im Ausland gemacht. Auch in China. Jetzt hat sich das alles wieder gedreht, jetzt gibt es - wie man weiß – geopolitische Veränderungen. Es gibt Krieg, China verändert sich sehr stark. Wir sind in China jetzt auf Sparflamme.

Mit Ihrem Spirit sind Sie ein Festmahl für Journalisten, als Podiumsgast verehrt man Sie für Ihre Frische und den ansteckenden Optimismus. Ist an Ihnen ein Entertainer verloren gegangen?

Ja gut, das haben Unternehmer schon so an sich, dass sie ewig optimistisch sind. Manchmal bin ich aber auch traurig. Als Corona gekommen ist, habe ich mir gedacht, jetzt habe ich schon 34 Jahre Unternehmensgeschichte hinter mir und was ist denn jetzt, so eine Themenstellung haben wir noch nie gehabt. Und siehe da: Wir sind mit einem Wachstum aus der Coronazeit gekommen. Und jetzt wird behauptet, dass die Welt einstürzt wegen Inflation etc., und trotzdem geht es weiter, es läuft gut, die Besucher kommen zu uns. Und das Unternehmen wächst weiter.

Woher kommt die Inspiration für immer neue Sorten? Es gibt ja schon mehr als 400, wenn unsere Recherche stimmt?

Ja gut, wenn man Spaß an dem hat, was man tut und wenn man sein Talent ausüben darf. Ich kritisiere ja manchmal das Bildungssystem, weil man dauernd versucht zu nivellieren und mittelmäßig zu sein. Natürlich will niemand mittelmäßig sein. Aber wenn man immer von Sicherheit ausgeht, dann wird man mittelmäßig. Diese dauernden Innovationen sind halt dauernde Versuche, und wenn du hundert Versuche machst, dann sind zwei dabei, die sind genial. Da kann ich aber auch nichts dafür.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Tafel? Was war das?

An die erste Tafel? Ich habe ja ursprünglich das klassische Konzept gemacht, also wie man es eh kennt. Also Tafelform mit etwas drinnen und etwas drauf. Ich weiß es nicht mehr genau, aber damals wird es wahrscheinlich eine Kürbiskernschokolade gewesen sein.

Sie sind Pionier der Nachhaltigkeit. Was waren die Gründe in diese Richtung zu entwickeln und wie definieren Sie für sich selbst den Begriff?

Ja natürlich, um jeden Preis. Weil was sollen wir denn sonst. Wenn wir jetzt nicht bald anfangen, darüber genauer nachzudenken, wie man die Welt vielleicht retten kann. Ich kann sie natürlich auch nicht retten. Aber es ist schon tatsächlich das Gebot der Stunde.

Als überzeugter Steirer: Wohin würden Sie Geschäftsfreunde im Land führen? Haben Sie fünf Plätze für uns?

Ah, da gibt es gerade in der Ost- und Südoststeiermark sehr viel rund um die Kulinarik. Es gibt natürlich die Burgen und Schlösser – die Riegersburg ist sensationell. Direkt bei mir in der Nähe gibt es eine kleine Sektkellnerei. Oder die Fromagerie, wo Käse affiniert wird. Da bin ich schon sehr stolz, dass sich das Thema Kulinarik in der Region gut durchgesetzt hat und zum Tourismus-Projekt geworden ist. Die Leute fahren zum Gölles, kommen zu uns, schauen sich die Fromagerie an oder gehen zum Vulcano oder gehen in ein gutes Weingut. Neumeister und wie sie alle heißen. Da sind ganz viele, die sich auch gegenseitig beflügeln.

Josef Zotter | © STG | Jesse Streibl
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Was muss in einer Schokolade drinnen sein, die nach der Steiermark schmecken soll?

Das ist ganz klar. Kürbiskern und Wein. Die gibt es auch bei mir, die ist genauso aufgebaut. Die Steiermark hat natürlich viel mehr zu bieten, aber wenn man so von außen kommt und von der Steiermark erzählt, dann ist es tatsächlich der Kürbis und der Wein.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Steiermark? Fühlen Sie sich gut aufgehoben im Land?

Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Ich muss da wirklich auch eine Lanze brechen. Es ist einfach lässig, wie wir das gebaut haben, den ganzen Tiergarten gemacht haben, die Behörden. Es wird immer so viel geschimpft über die Bürokratie, dass alles so schwer sei. Das kann ich wirklich nicht bestätigen, es ist nicht so. Es gibt schon eine Bürokratie und manchmal könnte man auch etwas weglassen, das ist schon richtig. Aber es ist auch da wie im fairen Handel. Es kommt darauf an, wie du auf die Leute zugehst. Wenn du zu einem Beamten gehst und sagst „Ich fordere dich auf, du hast das zu machen, wie ich will, weil ich 100 Arbeitsplätze schaffe“ dann wird der Beamte ein Problem haben. Besser ist es, den Beamten ins Boot zu holen, zu fragen, was habt ihr für Ideen. Manchmal sind da gute Ideen dabei, die haben ja auch Erfahrung.

Sie sind auch Landwirt und versuchen sich neuerdings auch im Weinbau. Was erwartet uns da?

Das klingt jetzt blöd, aber ich mache ja das Thema Fleisch auch, die ganze artgerechte Tierhaltung. Deswegen werde ich immer wieder als Bauernhof-Romantiker bezeichnet. Das ist für mich jetzt schon ein sehr lobendes Wort, weil es ja auch tatsächlich so ist. Und das gleiche versuche ich jetzt auch beim Wein umzusetzen. Mein Vater hat mir Monokultur gepredigt und ich bin ein Öko-Mensch geworden, weil ich genau das Gegenteil sein wollte.

Haben Sie die beste Schokolade Ihres Lebens schon gemacht oder kommt sie erst?

Ja wenn ich das wüsste. Ich hoffe, sie kommt erst. Es waren schon viele gute da.

Zum Schluss: Welchen Luxus gönnen Sie sich?

Wenn ich in ein Lokal essen gehe, nicht mehr links schauen, sondern nur rechts. Also links stehen die Speisen und rechts die Preise. Da geht es nicht um so viel. Aber ich möchte mir einfach das aussuchen, wo ich mir denke, das schmeckt gut, das ist sensationell – das hat jetzt nichts mit Ferienhäusern und Luxusyachten oder so zu tun.

Josef Zotter | © STG | Jesse Streibl

Wordrap

Immer weiter.

Meine Familie.

Ewig an das Gute glaubend

Zu schnell gewachsen zum Beginn.

In die Zukunft schauen.

Ich komme derzeit nicht zum Lesen.

Andreas Gratze.

Tintenfisch..

Kürbiskern-Nougat

Heimat, daheim sein, gutes Essen.

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