Sie sind das, was man einen Weltstar nennt. Wie lebt man eigentlich mit so einer Bezeichnung?
Ich kann damit nicht so richtig viel anfangen, ich bin Schauspieler, aus Altaussee, aus Österreich, aus Europa. Und ich hatte das Glück, dass ich einige große, internationale Filme machen durfte, mit ganz fantastischen Kolleginnen und Kollegen. Das macht mich aber nicht als der Mensch aus, der ich bin. Wenn ich am Morgen in den Spiegel schaue, dann denke ich gewiss an andere Sachen.
Sie beherrschen seit Jahrzehnten Theater und Film wie kein anderer Schauspieler. Wie schwierig oder wie leicht ist der Spagat, und wie steht´s mit Ihren Prioritäten?
Ehrlich gesagt mache ich beides sehr gern, aber ich weiß genau, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Dinge handelt. Im Theater kommt es darauf an, die Sachen in aller Klarheit zu denken und dann zu veröffentlichen, also das Publikum direkt mitzunehmen. Beim Film ist das anders, da muss man so gut wie möglich bei sich bleiben und der Kamera und der Regie vertrauen, dass die sich das Nötige abholen. Das ist etwas vollkommen anderes. Meine Priorität ist immer das, was ich gerade tue, jetzt, in diesem Moment, hier und jetzt. Weil ich gut sein möchte, sonst kann ich es gleich lassen. Und wenn ich mich grundsätzlich entscheiden müsste, dann wäre das nicht einfach, aber ich würde wohl das Theater wählen.
Worauf kommt es generell beim Schauspiel an, was macht einen großen Schauspieler aus?
Das ist eigentlich ganz einfach, aber wie alle einfachen Sachen nicht ganz einfach zu erklären. Ich muss etwas von mir selber in die Waagschale werfen können, es muss einen Bezug zu mir, zu meinem eigenen Leben geben. Ansonsten funktioniert das nicht, weil es für das Publikum komplett uninteressant bleibt. Talent ist das eine, aber es braucht dazu in der Tat noch Lebenserfahrung, mit welcher man das geschriebene und dann auch das gesprochene Wort anreichert. Und man muss auf diese Emotionen im entscheidenden Moment zurückgreifen können. Dann entsteht etwas, was groß und besonders ist und zwar jeden Abend neu. Mehr braucht es nicht und meistens läuft das alles auch ganz ruhig und automatisch so ab.
Ihren weltweiten Bekanntheitsgrad verdanken Sie zweifellos der Leinwand, die siebenfach Oscar-gekrönte Hollywood-Produktion ,,Jenseits von Afrika“ zählt zu den absoluten Film-Klassikern. Die Rolle als Gegenspieler von James Bond in ,,Sag niemals nie“ hat ebenso zu Ihrer Popularität beigetragen. Dennoch scheint Sie Hollywood nie besonders gejuckt zu haben. Wieso eigentlich?
Ich war damals über das Angebot im James Bond mitzuspielen nicht sehr erfreut, eher im Gegenteil. Mit meinem Freund Istvan Sazbo hatte ich gerade Hanussen gedreht, eine komplexe, zutiefst europäische Geschichte über unsere Vergangenheit, ein weiterer Film mit ihm stand in Aussicht. Es war für mich ziemlich schwer zu akzeptieren, jetzt in so einer schwarz-weiß gezeichneten Kalter-Kriegs-Operette mitzuspielen. So ein klares Freund-Feind-Schema ist mir bis heute fremd geblieben. Ich habe also erstmal abgelehnt. Wie die Geschichte weiterging habe ich schon oft erzählt: Es war dann Sean Connery persönlich, der mich am Telefon erst überredet und dann überzeugt hat. Ich werde ihm ewig dankbar sein dafür, denn diese Rolle hat mir danach ermöglicht, wirklich auszusuchen, was ich machen möchte. Sean Connery wurde ein Lebensfreund, hat mich in Altaussee besucht und kam auch zum Jedermann nach Salzburg auf den Domplatz. Wenige Jahre später haben wir im damaligen Leningrad „Das Russland-Haus“ gedreht, wir sind stundenlang gemeinsam durch die Stadt gelaufen und am Set mussten sie immer wieder auf uns warten.