Manfred Tement | © STG | Robert Sommerauer Manfred Tement | © STG | Robert Sommerauer
💚-Botschafter

Manfred Tement

Manfred Tement ist seit drei Jahrzehnten die Galionsfigur unter den steirischen Weinbauern. Als Leitwolf prägte der charismatische Winzer aus Berghausen die Szene und trug wesentlich zur Erfolgsgeschichte der steirischen Weinwirtschaft bei. Wir sprachen mit dem erfolgreichen Weinbauern und Herzbotschafter über den Höhenflug der Steirer und die Herausforderungen der Zukunft.

Ohne Manfred Tement wäre der steirische Wein nicht dort, wo er heute ist. Sagen die Leute, die es wissen müssen. Wie sehr ehrt Sie das?

Es ehrt mich natürlich. Aber wie auch alle wissen, kann das nie eine einzelne Person sein. Es waren natürlich mehrere Kollegen, die mit mir gemeinsam begonnen haben. Im Wesentlichen sind es die heutigen STK-Weingüter oder Winzer, die hier am gleichen Strang gezogen haben.

Vor ziemlich genau 30 Jahren nahm der Höhenflug des Steirer-Weins seinen Anfang. Was war der Auslöser, wie ist das Weinwunder passiert?

Der Auslöser war eigentlich noch früher, ich würde da etwa 40, 45 Jahre zurückgehen. Das Erste, was wir gemacht haben, war, dass wir von der Liter- und Zwei-Liter-Flasche unbedingt wegwollten. Denn das hätte den steirischen Wein umgebracht, wir hätten da nichts verdienen können. Der nächste Schritt war dann, dass wir mit der Qualitätsweinproduktion begonnen haben. Vor ca. 30 Jahren war ja auch der Weinskandal. Da waren wir in den richtigen Startlöchern, da hatten wir uns mit den richtigen Weinen schon richtig positioniert. Trockener Ausbau, säurebetont. Das waren die ehrlichen Weine. Und der Konsument hat sich dann quasi auf unsere Weine gestürzt.

Der steirische Wein steht heute im Ruf, Weltspitze zu sein. In den exklusivsten Restaurants aller Herren Länder stehen die besten Tropfen der Steiermark auf der Karte. Wie sehen Sie die steirischen Weine im internationalen Vergleich?

Es wird natürlich auch immer gerne übertrieben. Natürlich gibt es einige Weine, die Weltspitze sind. Es werden auch immer mehr. Aus meiner Sicht ist hier noch viel zu tun. Es gibt da noch Potenzial. Aber es geht der Weg in die richtige Richtung. Wir können uns international natürlich schon messen.

Was zeichnet den steirischen Wein aus?

Es zeichnet ihn insbesondere aus, dass er sehr frisch ist. Er hat eine sehr gute Fruchtbarkeit, er hat Mineralität und Struktur. Und im Wesentlichen, dass der Wein im Alter besser schmeckt als in der Jugend. Also, die Qualität findet man dann im reifen Wein noch stärker.

Wie würden Sie die Kunst des Weinmachens beschreiben, was braucht es, um Weine zu keltern, die begeistern?

Man braucht natürlich einmal einen besonderen Weinberg. Man muss in der richtigen Zone sein. Da ist die Südsteiermark optimal. Begünstigt sind eher Kalkböden. Dann sollten die richtigen Sorten draufstehen. Bei uns ist das der Sauvignon. Und dann natürlich die Arbeit im Weinberg. Dann geht es darum, den richtigen Lesezeitpunkt zu finden. Schonende Verarbeitung der Trauben. Und später den Wein dann selbst arbeiten lassen. Das wäre das Wesentliche.

Was ist ein großer Wein?

Ja, da sprechen alle davon. Für mich ist es ein großer Wein, wenn er nicht nur in der Jugend gut schmeckt, sondern seine höchste Qualität im Alter bekommt. Das ist ein großer Wein.

Welche Sorten sind typisch steirisch?

Da müsste man heute mit dem Sauvignon beginnen. Dann der Morillon, der Muskateller, Weißburgunder und Welschriesling – das wären die wesentlichen Sorten.

Manfred Tement | © STG | Robert Sommerauer
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„Wein schmeckt am besten an der Steirischen Weinstraße“

Sie zählen zu den international erfolgreichsten Winzern, ihre Sauvignons aus der Paradelage Zieregg sind ein Monument. Was macht sie so speziell?

Ich glaube, Sauvignon ist die zweitwichtigste Sorte auf der Welt. Also von der Verbreitung her. Natürlich werden Sauvignons in erster Linie vordergründig erzeugt und vielfach auch als Billig-Wein verkauft. Wir haben uns vor etwa 40 Jahren dafür entschieden, den Sauvignon verstärkt anzubauen. Speziell auf der Lage Zieregg stehen 85 % Sauvignon. Uns ist es gelungen, nicht die Sorte in den Vordergrund zu stellen, sondern den Weinberg Zieregg in den Wein zu bringen. Das ist das einzigartige daran.

Mit ihren Kindern Armin und Stefan ist schon die Nachfolge-Generation in der Verantwortung. Wie schwierig war oder ist es für ihre Söhne, die großen Fußstapfen des Patriarchen zu füllen?

Ich würde es eher umgekehrt sehen. Also meine Söhne haben sich da nichts gedacht dabei. Sie haben begonnen und gesagt, wir machen das besser. Sie haben den Betrieb auf Biobewirtschaftung umgestellt. Es war teilweise auch für mich schwierig, aber ich habe versucht, das zu begleiten. Auch für manche Kunden war es ein bisserl eine Umstellung. Aber ich glaube, wichtig ist, dass ein Weinbauer das macht, was er für richtig hält. Und dass er das macht, was ihm selbst schmeckt. Letzten Endes einen großen Wein.

Der steirische Wein zählt zu den kraftvollsten Marken der Steiermark. An welchen Schrauben kann man bei der Vermarktung noch drehen?

Ich glaube, dass die steirischen Weinbauern sehr viel richtig gemacht haben. Vor allem die Einführung des Herkunfts-DACs war ganz ein wichtiger Schritt. Aber wir haben noch Potenzial. Man könnte die einfachen Weine vielleicht vermehrt weglassen und noch wertigere erzeugen. Ich glaube, es wäre auch nicht notwendig, den steirischen Wein im Lebensmittelhandel zu verkaufen, sondern man sollte eher an mehr Export denken, an wichtige Händler, an wichtige Gastronomen, Restaurants auf der Welt.

Die steirischen Weinbauregionen sind aber längst auch ein touristischer Hotspot. Der Wein-Tourismus boomt, speziell an der südsteirischen Weinstraße entstehen laufend neue Projekte. Kritische Stimmen beklagen einen Ausverkauf. Worauf ist zu achten, dass die Weinstraße nicht Kitzbühel wird?

Also da habe ich jetzt nicht so die Angst davor. Ich glaube, das kann man mit Kitzbühel nicht vergleichen. Ich denke, es gibt auch nicht die Liegenschaften, die frei wären und zu kaufen sind. Wir haben das Glück, dass wir funktionierende Weinbauern haben, die ihre Anwesen selbst bewirtschaften. Auf der anderen Seite brauchen wir natürlich Projekte, also da könnten schon einige kommen. Aber wichtig ist, dass die Bauern, die Gastronomen, die Buschenschänker das selbst in die Hand nehmen. Also, ein gewisser Ausbau ist sicher notwendig.

 

Manfred Tement | © STG | Robert Sommerauer
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Früher drehten die Winzer im November das Licht ab. Geht der Trend generell in Richtung Ganzjahrestourismus?

Wichtig ist, dass die Betriebe in der Region vieles selbst machen. Dass sie quasi nicht nur ihren Wein erzeugen, sondern auch kulinarisch etwas anbieten. Dass sie gute Beherbergung anbieten. Es wird noch eine längere Zeit brauchen, bis wir eine Ganzjahresdestination sind. Ich glaube, die Leute sind noch nicht so weit. Aber man sollte das natürlich starten. Ich könnte mir vorstellen, im Winter spezielle Pakete anzubieten. Zum Beispiel Weinverkostungen, Degustationsmenüs etc..

Reden wir noch über die Herausforderungen der Zukunft. Auf der einen Seite ist es der Klimawandel und die damit verbundenen dramatischen Niederschläge, die nicht nur Kopfzerbrechen machen. Wie rüstet man sich künftig dafür?

Prinzipiell haben wir vom Klimawandel, von der Klimaerwärmung eigentlich sehr profitiert. Also vor 20, 30 Jahren hat es in zehn Jahrgängen zwei große Jahrgänge gegeben. Jetzt ist es umgekehrt. Jetzt haben wir in zehn Jahren acht große Jahrgänge und zwei sind durchschnittlich. Die massiven Niederschläge, die damit auch einhergehen, sind ein großes Problem. Allerdings ist der steirische Weinbau hier ziemlich gut gerüstet, die Weinberge sind alle tiefenentwässert. Und an der Oberfläche hat man Begrünungen, sodass die Erosion im Großen und Ganzen in den Griff zu bekommen ist.

Auf der anderen Seite ist es der steigende Wettbewerbsdruck, aber auch die Tatsache, dass weniger Wein getrunken wird und die Jugend auf Natural Wine abfährt. Welche Antworten haben Sie darauf?

Naja, das ist schon richtig. Diese Vieltrinker, die gibt es kaum mehr. Früher hat es Personen gegeben, die in der Buschenschank drei bis fünf Flaschen Wein getrunken haben. Die gibt es nicht mehr. Heute haben wir Wein-Genießer, die wenig Wein trinken, aber dafür immer besseren Wein. Die Natural Wines machen einen sehr kleinen Anteil aus. Da stürzen sich eher die jungen Leute drauf. Ich sehe das positiv, sonst würden sie etwas anderes trinken. So trinken sie Wein und werden vielleicht irgendwann auch zum klassischen Wein kommen.

Verraten Sie uns fünf Lieblingsorte in der Steiermark, an denen sich der steirische Wein besonders gut genießen lässt?

Das ist sehr schwierig. Ich kann keine fünf Orte nennen, weil es gibt viel, viel mehr. Da muss man alle Gastronomen loben, die sich mit steirischem Wein beschäftigen. Und das gilt zum Glück für die gesamte Steiermark. Und dort soll man ihn auch trinken. Am besten schmeckt er natürlich an der Steirischen Weinstraße.

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