Die Elektromarke Polestar hat sich auch als Designmarke positioniert. Wie groß ist da Ihre Verantwortung als Designchef?
Wir haben die Marke tatsächlich damals aus der Design-Abteilung von Volvo heraus entwickelt. Dort sind das Logo, der Markenclaim, das Produktportfolio und alle diese Dinge entstanden. Natürlich war dahinter ein Apparat an Finanz- und Business-Überlegungen. Aber dieses Gefühl erzeugt natürlich schon eine Verantwortung. Und wir halten das immer noch so im Team, das wir mit Marketing, der Kommunikation, der Markenabteilung sehr, sehr eng verknüpft sind und auch da sehr viel Einfluss haben. Und das macht schon einen Unterschied, das kann man auch bei unserer Marke wirklich sehen.
Wie macht man eigentlich eine Marke unverwechselbar?
Oft liegt es daran, Dinge nicht zu tun, die alle anderen tun. Ich glaube, das ist in der heutigen Zeit ein ganz wichtiger Faktor. Bei uns kann man das sehr gut an der Kommunikation und an der Werbung erkennen. Wir sind sehr produktfokussiert. Die Sachen sind extrem clean, extrem minimalistisch. Und das kann am Blatt Papier einfach aussehen, aber wenn man sich das etwa in New York am Times Square vorstellt, wo Plakate und bewegte Bilder in allen Farben der Palette zu sehen sind, dann sticht das heraus, wenn hier ein Polestar-Add ist, das komplett clean und pur ist.
Die Automobilbranche befindet sich in einem radikalen Umbruch. Was bedeutet das für Ihre Arbeit, wie verändert sich das Design?
Ich würde sagen, dass die Elektrifizierung dazu geführt hat, dass sich die Architektur der Autos verändert. Und das eigentlich zum Guten für uns Designer. Wir hatten viele Probleme mit Verbrenner-Motoren, die vor der Vorderachse montiert wurden. Da kann ich mich noch aus früheren Jobs erinnern. Es war ein Horror, damit zu arbeiten. Und jetzt mit den kompakteren Elektromotoren und den langen Radständen haben wir sehr gute Voraussetzungen für gutes Automobildesign. Aber die großen Schritte passieren von jetzt an in der Zukunft, wo wir immer mehr ins autonome Fahren gehen. Da wird sich sehr viel im Innenraum verändern. Und dann natürlich Nachhaltigkeit und Materialien.
Freuen Sie sich darauf, den ersten autonom fahrenden Polestar einzukleiden?
Das ist ja ein fließender Übergang. Autonome Autos sind eigentlich schon unter uns. Es ist nur noch eine Frage des Punktes, wo man als Fahrer dann wieder übernehmen muss oder kann oder soll. Das wird jetzt schrittweise ausgerollt. Also eigentlich kann man sagen, dass unsere Autos jetzt schon mehr oder weniger autonom fahrend sind. Aber Level 5, das heißt dann kein Lenkrad mehr, das wird dann wirklich spannend.
Unvermeidliche Frage: Wie wird das Autodesign der Zukunft ausschauen? Reden wir von 2050?
Ich würde sagen – wir reden jetzt erst mal nur vom Automobildesign – um 2050 trennen sich dann zwei Gruppen ab. Das eine sind die Luxusfahrzeuge, die wirklich noch privat besessen werden, wo ich als Fahrer das Auto besitze, ich habe absolute Privatsphäre. Das Auto kann mich zwar autonom befördern, aber es ist mein Fahrzeug so konfiguriert, wie ich es will. Das zweite wird „mobility as a service“ sein. Das heißt, ich habe eine App, ich hole mir mein Fahrzeug je nach Kategorie, was ich eben so brauche. Das kann teilweise geteilt werden mit anderen, so wie man das heute schon von „Uber“ kennt, nur ohne Fahrer. Es wird dann aber natürlich keine Privatsphäre gewährleisten. Das heißt alles, was in diesen Autos passiert, wird von Kameras aufgenommen. Daraus bildet sich dann auch der Unterschied zwischen „Ownership“ und „mobilisiertes Service“ heraus.