Maximilian Missoni | © STG | Jesse Streibl Maximilian Missoni | © STG | Jesse Streibl
💚-Botschafter

Maximilian Missoni

Der Grazer Maximilian Missoni macht große Karriere in der Automobilbranche: Als Chefdesigner von Polestar gibt der Herzbotschafter der aufstrebenden schwedischen Elektromarke das Gesicht. Wir sprachen mit dem gefragten Stylisten über gutes Design, die Zukunft des Automobils und seinen Blick auf die Steiermark.

Sie entstammen einer Grazer Architektenfamilie und sind mit Design aufgewachsen, wie Sie einmal sagten. Hat Ihr Herz immer schon für Autos geschlagen?

Ich war wirklich schon früh an Autos interessiert. Allerdings habe ich aus irgendwelchen Gründen vorher mit Booten, Jachten angefangen. Das war für mich ein großes Thema, weil es Architektur in Bewegung – am Wasser – war. Als Teenager bin ich dann mit Pininfarina in Kontakt gekommen. Das ist eine Design-Schmiede in Italien. Und dann war für mich alles vorbei. In einem Bootsmagazin waren Auto-Skizzen und die Idee und die Vision für die Ferraris, die sie damals noch bei Pininfarina entwickelt haben. Das war es dann.

Für Volkswagen haben Sie vor 20 Jahren als junger Designer Ihren ersten Entwurf abgeliefert. Der Roadster feierte dann auch Premiere auf dem Frankfurter Autosalon. Was hat das aus Ihnen gemacht?

Für mich war das wie ein Traum. Ich bin als sehr junger Designer zu Volkswagen gekommen. Das Studium war schon damals von Volkswagen gesponsert. Und ich hatte da die Möglichkeit, dieses Traumauto für Volkswagen, einen zweisitzigen Mittelmotor-Roadster, zu entwerfen. Und der ist dann direkt als Show-Car nach Frankfurt gegangen. Das war schon ein Designertraum. Und das hat mich relativ schnell in diese Rolle des reiferen Designers hineinkatapultiert. Es ist dann auch einige Jahre gut gelaufen. Das war auch der Deal damals, dass ich fürs Studium gesponsert werde und dann mindestens vier Jahre für die Marke arbeite. Daraus wurden dann zehn.

Wie funktioniert gutes Autodesign, worauf kommt es an?

Das ist so die Frage der Fragen. Gutes Autodesign wandelt sich natürlich mit der Zeit. Aber das Wichtigste ist nie zu vergessen, dass man den Kunden ja einen Mehrwert bieten soll. Wir haben als Designer ein Spektrum von Emotionen, mit dem wir spielen dürfen. Es müssen positive Werte sein, es muss positive Emotionen wecken. Es geht um Sicherheit, es geht um Performance, Kraft und all diese Dinge. Und da sind wir als Designer gefordert, das Spektrum auch manchmal ein wenig auszuweiten. Und ein bisschen philosophischere Fragen zu stellen und vielleicht einen etwas intelligenteren Zugang zu Design zu finden. Und in der Marke, für die ich gerade arbeite, die wir auch mehr oder weniger als Team aus der Taufe gehoben haben, geht es genau darum. Ein intellektuellerer Zugang für Performance „Luxury Cars“.

Es heißt, der Kauf eines Automobils wird immer noch wesentlich vom Design beeinflusst. Ist es wirklich so?

Ich würde sagen, in der Verbrenner-Ära war es gerade in den letzten 20 Jahren wirklich so. Design war hier absolutes Top-Verkaufsargument. Jetzt gibt es schon ein paar Konkurrenten zum Design, Reichweite etwa. Performance auch, da sind die Elektroautos ja echt gut. Aber Reichweite ist schon so ein Thema, da sind die Leute immer noch nervös. Also ich würde sagen, das ist ein Hygiene-Faktor. Aber dann, wenn das gegeben ist, dann ist Design meiner Meinung nach noch immer Top-Verkaufsfaktor.

Maximilian Missoni | © STG | Jesse Streibl
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„Graz besticht durch Dualität von moderner Architektur und historischer Substanz“

Die Elektromarke Polestar hat sich auch als Designmarke positioniert. Wie groß ist da Ihre Verantwortung als Designchef?

Wir haben die Marke tatsächlich damals aus der Design-Abteilung von Volvo heraus entwickelt. Dort sind das Logo, der Markenclaim, das Produktportfolio und alle diese Dinge entstanden. Natürlich war dahinter ein Apparat an Finanz- und Business-Überlegungen. Aber dieses Gefühl erzeugt natürlich schon eine Verantwortung. Und wir halten das immer noch so im Team, das wir mit Marketing, der Kommunikation, der Markenabteilung sehr, sehr eng verknüpft sind und auch da sehr viel Einfluss haben. Und das macht schon einen Unterschied, das kann man auch bei unserer Marke wirklich sehen.

Wie macht man eigentlich eine Marke unverwechselbar?

Oft liegt es daran, Dinge nicht zu tun, die alle anderen tun. Ich glaube, das ist in der heutigen Zeit ein ganz wichtiger Faktor. Bei uns kann man das sehr gut an der Kommunikation und an der Werbung erkennen. Wir sind sehr produktfokussiert. Die Sachen sind extrem clean, extrem minimalistisch. Und das kann am Blatt Papier einfach aussehen, aber wenn man sich das etwa in New York am Times Square vorstellt, wo Plakate und bewegte Bilder in allen Farben der Palette zu sehen sind, dann sticht das heraus, wenn hier ein Polestar-Add ist, das komplett clean und pur ist.

Die Automobilbranche befindet sich in einem radikalen Umbruch. Was bedeutet das für Ihre Arbeit, wie verändert sich das Design?

Ich würde sagen, dass die Elektrifizierung dazu geführt hat, dass sich die Architektur der Autos verändert. Und das eigentlich zum Guten für uns Designer. Wir hatten viele Probleme mit Verbrenner-Motoren, die vor der Vorderachse montiert wurden. Da kann ich mich noch aus früheren Jobs erinnern. Es war ein Horror, damit zu arbeiten. Und jetzt mit den kompakteren Elektromotoren und den langen Radständen haben wir sehr gute Voraussetzungen für gutes Automobildesign. Aber die großen Schritte passieren von jetzt an in der Zukunft, wo wir immer mehr ins autonome Fahren gehen. Da wird sich sehr viel im Innenraum verändern. Und dann natürlich Nachhaltigkeit und Materialien.

Freuen Sie sich darauf, den ersten autonom fahrenden Polestar einzukleiden?

Das ist ja ein fließender Übergang. Autonome Autos sind eigentlich schon unter uns. Es ist nur noch eine Frage des Punktes, wo man als Fahrer dann wieder übernehmen muss oder kann oder soll. Das wird jetzt schrittweise ausgerollt. Also eigentlich kann man sagen, dass unsere Autos jetzt schon mehr oder weniger autonom fahrend sind. Aber Level 5, das heißt dann kein Lenkrad mehr, das wird dann wirklich spannend.

Unvermeidliche Frage: Wie wird das Autodesign der Zukunft ausschauen? Reden wir von 2050?

Ich würde sagen – wir reden jetzt erst mal nur vom Automobildesign – um 2050 trennen sich dann zwei Gruppen ab. Das eine sind die Luxusfahrzeuge, die wirklich noch privat besessen werden, wo ich als Fahrer das Auto besitze, ich habe absolute Privatsphäre. Das Auto kann mich zwar autonom befördern, aber es ist mein Fahrzeug so konfiguriert, wie ich es will. Das zweite wird „mobility as a service“ sein. Das heißt, ich habe eine App, ich hole mir mein Fahrzeug je nach Kategorie, was ich eben so brauche. Das kann teilweise geteilt werden mit anderen, so wie man das heute schon von „Uber“ kennt, nur ohne Fahrer. Es wird dann aber natürlich keine Privatsphäre gewährleisten. Das heißt alles, was in diesen Autos passiert, wird von Kameras aufgenommen. Daraus bildet sich dann auch der Unterschied zwischen „Ownership“ und „mobilisiertes Service“ heraus.

Maximilian Missoni | © STG | Jesse Streibl
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Sie leben schon seit über zwei Jahrzehnten im Ausland. Wie hoch ist da noch die Wahrnehmung an den Geschehnissen und an der Entwicklung in der Heimat? Wie ist Ihr Blick auf die Steiermark?

Für mich ist es tatsächlich manchmal schwer, jede Entwicklung in Österreich und in der Steiermark generell mitzuverfolgen. Ich bin immer über österreichische Apps und die Medien mit dem Land verbunden. Ich finde, dass sich die Steiermark gut entwickelt und auch in puncto Design, Technologie und Automobilität immer noch die Nase vorne hat.

Wie nehmen Sie aus der Distanz Graz als „City of Design“ war?

Ich kenne ein wenig die Akteure hier und weiß, was sie initiieren. Ich weiß, dass die Universitäten hier sehr aktiv sind. Es gibt hier sehr viele Initiativen, die diesem Motto auch gerecht werden.

Wie viel Steiermark steckt noch in Ihnen?

Ich würde sagen immer mehr wieder. Das ist interessant. Ich wollte früher natürlich weg, die Welt kennenlernen. Und schauen, ob dort das Gras grüner ist. Mittlerweile bin ich gerne wieder hier, auch gerne mit meinen Eltern in der Südsteiermark. Das ist schön.

Was macht das Bundesland aus?

Kulinarik. Die Lockerheit der Menschen, die ich nicht mehr wirklich mitgenommen habe. Ich war lange in Deutschland, in England und jetzt in Schweden. Da fehlt mir jetzt sicherlich auch ein bisschen diese steirische Art, diese Lässigkeit.

Was geht Ihnen in Göteborg aus der Steiermark ab?

Das Klima.

Was müssten Menschen, die noch nie in der Steiermark waren, bei uns gesehen haben?

Das ist eine gute Frage. Zwei Dinge vielleicht. Es gibt da sicher mehr. Einerseits die Südsteiermark, wir müssen immer zumindest einmal dort hinfahren, wenn ich hier bin. Und andererseits sollte man die Dualität zwischen moderner Architektur und der historischen Substanz in der Stadt Graz gesehen haben.

Wohin führt Sie Ihre Reise in der Autowelt noch?

Ich bin jetzt an einem Punkt in meiner Karriere, wo ich immer hinwollte. Ich wollte immer schon für die Design-Geschicke einer Marke verantwortlich sein. Man weiß ja am Anfang nie so genau, wie sich so das dann entwickelt. Hier ist es eben so gelaufen, dass wir als Team gemeinsam eine ganze Marke aus der Taufe gehoben haben. Und das ist extrem spannend. Derzeit ist alles offen. Da, wo ich jetzt bin, finde ich es gut.

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Wordrap

Immer positiv in die Zukunft.

Auf meinem Boot.

Passioniert.

Ich bin nicht so der Vorbild-Typ.

Meine Lebenszeit verdoppeln.

Ólafur Elíasson.

Anton Bruckner.

Gelber Muskateller

Gesund.

Geh …

Die Südsteiermark.

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