Michael Gregoritsch | © STG | Sepp Pail Michael Gregoritsch | © STG | Sepp Pail
💚-Botschafter

Michael Gregoritsch

Michael Gregoritsch ist einer der besten und erfolgreichsten steirischen Fußballer. Vom GAK aus startete der gebürtige Grazer seine Karriere, die dem Herzbotschafter bis in die deutsche Bundesliga und ins österreichische Fußball-Nationalteam führte. Wir sprachen mit dem 1.93 Meter großen Stürmer-Hünen über seine Wurzeln in Graz, was man aus Tiefschlägen lernt und sein Leben nach dem Fußball.

Der Fußball wurde Ihnen auf väterlicher Seite in die Wiege gelegt. Gab es jemals eine Alternative dazu?

Ja, deswegen musste ich die Matura machen. Nein Spaß, deswegen habe ich die Matura gemacht. Die Idee, Fußballer zu werden, war zwar schon da, aber natürlich kann man das nicht fix-fertig durchplanen.

In Österreich galten Sie schon früh als Wunderkind. Sie erzielten vor ihrem 16. Geburtstag für den KSV ein Tor, das österreichische Fußballgeschichte schrieb. Wie sind die Erinnerungen an diesen Tag?

Eigentlich nicht mehr so richtig präsent. Ich kann mir das alles nur mehr irgendwie zusammenstecken. Gleichzeitig könnte ich aber sehr viele Details erzählen, die über diesen Tag verteilt passiert sind. Es war eigentlich ein Zufallsprodukt, ich bin irgendwie in den Kader gerutscht, weil so viele Spieler ausgefallen sind. Es war ein Spiel unter der Woche und ich war in der Schule. An das Match selbst kann ich mich eigentlich gar nicht erinnern, außer an die Situation kurz vor meiner Einwechslung und kurz vor meinem Tor. Aber durch viele Erzählungen von Leuten, die dabei waren, hat sich das dann wieder aufgefrischt.

Dennoch verlief Ihre Karriere durchaus turbulent mit Höhen und Tiefen. „Meine Karriere war eigentlich schon zu Ende“, sagten Sie einmal in einem Interview. Was lernt man aus Tiefschlägen?

Sie war nicht am Ende, sie war am Scheideweg. Ob es jetzt eine Karriere ist, wie sie letztendlich geworden ist oder ob ich sie eben in Österreich fertig gespielt hätte. Ich hatte eigentlich keine Lust auf irgendein Auslandsabenteuer. Außer nach Deutschland oder in die Top-5-Ligen wollte ich eigentlich nirgends hin. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht die Möglichkeit dazu. Ich wollte auch nicht in die 2. Liga gehen und habe dann Österreich eigentlich als sehr gute Alternative gesehen. Ich habe das eher so gemeint, dass die Karriere dann vermutlich nicht so Fahrt aufgenommen hätte, wie es Gott sei Dank dann passiert ist.

Es fällt auf, dass Sie den Spuren Ihres Vaters Werner folgten. GAK, Kapfenberg, ÖFB – ihr Vater als U-21-Trainer, Sie als Nationalteamspieler. Und wie zu Ihrem Vater sagen auch alle „Gregerl“ zu Ihnen. Was ist Ihr Vater alles für Sie?

In erster Linie ein unglaublich super Papa. Er zählt zu meinem engsten Freundeskreis. Und trotzdem steht er eine Stufe über mir, weil er für mich doch eine gewisse Verantwortung hat. Oder zumindest die ersten 18 Jahre in meinem Leben gehabt hat.

Michael Gregoritsch | © STG | Sepp Pail
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„Sobald ich in die Steiermark komme, hupe ich einmal kurz“

Gab es auf dem grünen Rasen sonst ein großes Vorbild?

Eigentlich mehrere. Angefangen beim originalen Ronaldo über Zlatan Ibrahimovic bis hin zu Mario Gomez oder Edin Dzeko. Meinen Papa habe ich deshalb nicht so als Vorbild auf dem Fußballplatz gehabt, weil ich ihn ja nicht spielen gesehen habe. Bis auf ein paar 5-Minuten-Videoausschnitte habe ich leider nicht viel von ihm gesehen.

Wovon träumt jeder Fußballer?

Ich glaube einen Titel zu gewinnen. Und wenn wir schon beim Träumen sind, am besten mit meinem Land. Da kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Man träumt davon, aber bis auf ein paar Mitspieler im Nationalteam haben das noch nicht viele erreicht. Da sieht man, wie schwer das ist.

Ihr schönstes Tor – immer das nächste?

Nein. Mein schönstes Tor von der Ästhetik her war mein erstes Bundesliga-Tor. Ein Freistoß-Tor gegen Ingolstadt. Von der Emotion her ist auch mein Tor bei der Europameisterschaft sehr hoch einzuschätzen.

Abgesehen von Ihrem brutalen linken Schlegel: Was zeichnet Sie als Spieler aus?

Ich glaube eine hohe körperliche Präsenz, welche durch meine körperlichen Voraussetzungen automatisch gegeben ist. Ich habe, denke ich, auch eine hohe Spielintelligenz, weil ich das Spiel meistens komplett sehe. Aber meine größte Stärke ist meine Freude am Spiel.

Wie gehen Sie mit Kritik und Druck um?

Konstruktive Kritik aus dem „Inner Circle“ ist in Ordnung. Da versuche ich auch, das anzunehmen, obwohl das klarerweise immer schwierig ist. Druck ist nicht einfach. Den größten Druck mache ich mir selbst, meistens dann, wenn meine Familie und meine Freunde im Stadion sind. Weil ich dann ja extra gut spielen möchte. Aber man hat da verschiedene Szenerien, wie man das bewältigen kann.

Abseits vom Fußball. Wie sehr verfolgen Sie die Geschehnisse in der Heimat, wie nehmen Sie aus der Distanz daran teil?

Ich glaube, dass ich einer der größten Botschafter der Steiermark bin, weil überall wo ich hingehe, erzähle ich, wie schön es bei uns daheim ist. Und dass ich nach meiner Karriere so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückgehe. Ich versuche auch, so viel wie möglich in der Steiermark zu sein. Ich bin natürlich sehr gern in der Gegend rund um Graz und auch in der Obersteiermark, weil meine Mutter kommt ja aus Bruck. Ich habe da auch ein lustiges Ritual, das ich von meinem Papa übernommen habe. Sobald ich in die Steiermark komme, hupe ich einmal kurz. Ich bin sehr froh, Österreicher und Steirer zu sein. Hier in meinem Kühlschrank in Deutschland habe ich immer mindestens einen Liter Kernöl. Bezüglich teilnehmen: Ich weiß natürlich die wichtigsten Eckdaten, aber vom täglichen Leben bekomme ich eigentlich nur das mit, was mir meine Eltern und meine Freunde erzählen.

Michael Gregoritsch | © STG | Sepp Pail
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Wenn wir von Heimat reden: Welche Rolle spielt dabei der GAK?

Er ist natürlich mein Herzensverein. Ich habe ja dort mit dem Fußballspielen begonnen. Für mich ist er „noch immer“ der größte Verein in Graz. Es wäre eine wunderschöne Sache, wenn der GAK wieder aufsteigt, weil er ein riesiges Potenzial hat. Das sieht man ja auch daran, wie schnell sich dieser Verein von ganz unten wieder nach oben gearbeitet hat.

Hoffenheim, St. Pauli, Bochum, Hamburger SV, Augsburg, Schalke, Freiburg: Seit mehr als einem Jahrzehnt stürmen Sie bei unserem nördlichen Nachbarn. Was an der Steiermark vermissen Sie in Deutschland am meisten?

Die Kulinarik. Das Erste, was ich mache, wenn ich nach Graz komme, ist ins „Gösser Bräu“ essen zu gehen. Das typisch steirische Essen ist herausragend. Wir waren kürzlich auch in einer Buschenschank bei Stainz. Es freut mich immer, diese heimischen Gerichte zu essen. Das heißt jetzt nicht, dass das deutsche Essen schlecht ist. Aber ich bin eben so traditionell aufgewachsen. Bis 18 hatte ich kein anderes Dressing für meinen Salat als das Kürbiskernöl. Daher vermisse ich neben meiner Familie und meinen Freunden eigentlich die Kulinarik am meisten.

Wir würden Sie ihr Heimatland jemanden erklären, der noch nie da war?

Total weltoffen. Die Menschen sind hier sehr herzlich. Meistens schönes Wetter. Und es ist ein sehr vielfältiges Land, man hat hier alle Möglichkeiten.

Wenn Sie Fremdenführer spielen müssten: Was sollte man in der Steiermark gesehen haben?

Wenn ich einen Ort nennen darf, dann ist das der Grazer Schlossberg, gleich neben dem Uhrturm. Ich bin ein großer Fan, ich habe diesen Ort auch schon einigen deutschen Mitspielern gezeigt. Immer wenn ich über den Grazer Hauptplatz gehe, mache ich ein Foto vom Uhrturm. Ich finde das jedes Mal auf Neue immer wieder sehr schön.

Welche Dinge aus der Steiermark würden Sie auf die berühmte einsame Insel mitnehmen?

Kürbiskernöl.

Wie soll das Leben nach dem Fußball ausschauen?

Ich würde gerne wieder nach Hause kommen, am besten zurück in die Steiermark, zurück nach Graz. Es hängt natürlich davon ab, wie das Leben nach der Karriere weitergeht. Im Fußballgeschäft möchte ich weiterhin bleiben, die Frage ist, ob im Profifußball oder im Nachwuchsbereich. Oder vielleicht im Medienbereich. Das ist noch alles offen.

Wovon träumen Sie aktuell?

Vom Europameistertitel.

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