Wie tief wurzelst Du noch in der Steiermark?
Zu tief, als dass man einen alten Baum wie mich nach Vorarlberg oder Salzburg versetzen könnte.
Dürfen wir auch ein bissl romantisch werden? Deine Frau hat dich zum runden Geburtstag mit einem Buch - „Herz auf Reisen“ - beschenkt. Briefe, die du in anderen Beziehungen an Lieben geschrieben hast. Deine Frau muss ein großes Herz haben.
Sie hat einen guten Geschmack muss ich in aller Bescheidenheit sagen. Nein, ich war eigentlich nicht dafür. Sie hat in unzähligen Kisten gekramt und diese Liebesbriefe zutage gefördert. Die habe ich damals immer gefaxt, ergo waren die ganzen Originale noch hier. Erst dachte ich, das ist peinlich, mich so derartig verletzbar zu zeigen. Auf der anderen Seite habe ich mir gedacht, die Zeit des Paradeblödlers mit der EAV ist vorbei, und warum nicht auch einmal zu dem stehen, wie man auch sein kann. So wie es etwa der Paul mit seinem Therapiebuch „König der Möwen“ macht. Jetzt an meinem Geburtstag habe ich es mir das erste Mal angeschaut und ich muss sagen – Gut is er schon der Spitzer, wenn auch ein bisserl weinerlich, wenn es um die Liebe geht.
Was aus der Steiermark - lebensmitteltechnisch - nimmst du nach Kenia mit?
Diese Frage war eigentlich unnötig. Weil was nimmt ein Steirer mit, wenn er auf einen anderen Kontinent fährt: Drei Liter Kernöl und fünf Krenwurzen.
Hast Du Lieblingsplätze in der Steiermark?
Als gebürtiger Grazer ist das für mich der Glockenspielplatz. Dort gab es damals ja nur drei Lokale. Das war die Schnapsbude Haring, wo alle Granden der Literatur sich fest die Kraft gaben – nicht die Schaffenskraft. Dann gab es den Glockenspielkeller und gegenüber den Würstel-Sepp. Über Letzterem hat eine meiner engsten Freundinnen gelebt. Die Rickie Hinterleitner. Die ist einfach heute noch so ein loyaler, wunderbarer Mensch. Die nächste Versumper-Hölle war der Glockenspielkeller, wo ich das Glück hatte, im ersten EAV-Jahr mit der wilden Sonja Tschernoschek liiert zu sein. Wer das überlebt, hat den ersten Schritt zur Unsterblichkeit getan. Und der dritte Grund: Die Stammkneipe vom Paul Pizzera ist die Gamlitzer Weinstube. Und da zieht es mich irgendwie auch hin. Wenn ich den Paul dort treffe, fahre ich selten mit dem Auto selber heim. Dann das Café Fuchs am Hauptplatz in Feldbach, aber nur, wenn die Hannerl dort ist. Der Franziskushof in Unterlamm, da mein Sohn mehr als seine Spielzeuge Tiere liebt. Und dort gibt es von Kamelen über Affen alles. Familienfreundlich und empfehlenswert. Coronabedingt habe ich das Joglland, das Teichalmgebiet kennengelernt. Habe wunderbare Zeichnungen gemacht, das habe ich bis dato nicht gekannt. In das habe ich mich mit meiner Familie absolut verliebt. Die Steiermark ist schon ok.
Magst Du einem Blinden die Steiermark beschreiben?
Ich glaube leichter würde es mir fallen, ein Lied über die Steiermark zu machen. Habe ich denk ich noch nicht gemacht. Die Steiermark ist sowohl landschaftlich als auch kulturell wunderschön. Ich würde sagen ein Traumland. Für Biertrinker ein Schaumland, ich sage nur drei Worte: Gösser, Puntigamer, Murauer. Die Südsteiermark ist ein Traubenland, wer einmal dort war, weiß das zu schätzen. Sowohl visuell als auch…genau. Die Obersteiermark ist ein Taubenland, weil vor der Erfindung des Skis sind sie ja mit Fass-Tauben gefahren. Konfessionsbedingt ist es ein Glaubensland, von dem ich irgendwie ein bisschen abgewichen bin. Und was die Toleranz Fremden gegenüber betrifft – ich mein jetzt aber nicht die zahlenden Urlauber – sondern Flüchtlinge aus Kriegsgebieten. Für die kann das in manchen Fällen hin und wieder zum Albtraumland werden. Aber man kann sich immer verbessern.
Und zum Schluss vielleicht einen Spitzer-Spontanreim zur Steiermark?
Warum is da Most so stoak in da Oststeiermork?