Die Fassade des Hauses führt in die griechisch-römische Mythologie.
Ein Wand-Tattoo in der Herrengasse? Aber sicher! Griechische und römische Götter geben sich auf der Fassade des Herzoghofs im Zentrum von Graz ein Stelldichein. Bereits 1600 erhielt das Haus seine erste Bemalung. Der Barockmaler Johann Mayer versah es 1742 mit den „göttlichen“ Fresken und so ist es seit eh und je als „Gemaltes Haus“ bekannt. Wer sich einen Augenblick Zeit nimmt, um in den Bildern zu versinken, erlebt einen intensiven Moment des Abtauchens inmitten des städtischen Treibens.
Wer durch die Herrengasse spaziert, kann einen Blick in den Götterhimmel werfen. Die Fassade des Gemalten Hauses wurde 1742 vom Barockmaler Johann Mayer mit Fresken bemalt, die Götter der griechisch-römischen Mythologie darstellen. Das Gebäude trägt auch die Bezeichnung Herzogshof. Hier gingen die Habsburger noch bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts ihren Amtsgeschäften als Landesfürsten der Steiermark nach.
Der Herzogshof wird im Jahre 1360 erstmals erwähnt. Hier vergaben die Herzöge der Steiermark die Lehen an ihre Untertanen. Mit der Fertigstellung der Grazer Burg nach 1450 stand dafür ein neues Gebäude zur Verfügung. Ab dem Jahr 1600 wohnte ein Bruder des damaligen Landesfürsten und späteren Kaisers Ferdinand II. im Herzogshof. In dieser Zeit wurde die Fassade zum erstenmal bemalt. Und dies immerhin vom Hofmaler Ferdinands und späteren Architekten seines Mausoleums, Giovanni Pietro de Pomis.
Mehrmals wechselte das Haus seinen Besitzer. Bis es in den Besitz eines Wechslers kam. Franz von Lathurner ließ es vom Vorauer Maler Johann Mayer neu freskieren. Von der ursprünglichen Bemalung durch de Pomis blieb nichts erhalten.
Im Laufe der Zeit geriet die Bedeutung der auf der Fassade dargestellten Gestalten in Vergessenheit. Erst vor wenigen Jahren gelang ihre Zuordnung zu griechisch-römischen Göttern. Die unterste Zone ist mit den Göttern Bacchus (Gott des Weines), Vulkan (Gott der Handwerker) und Vesta (Göttin des Herdfeuers) dem Volk am nächsten. In der Hierarchie und auf der Fassade über ihnen stehen Apollo (Gott des Lichts), Jupiter (Göttervater) und Pluto (Gott der Unterwelt). Der Götterhimmel wird noch ergänzt durch Merkur (Gott der Kaufleute und Reisenden), Mars (Kriegsgott), Minerva (Göttin des Krieges und der Künste) sowie Aeskulap (Gott der Medizin) in der obersten Reihe. Auch Heroen der griechisch-römischen Sagenwelt sind Teil des Programms. Die Fresken bedecken über 220 m², die gesamte Fassade. Damit ist das Gemalte Haus einzigartig in Österreich.
Übrigens: Im Jahre 1382 traf im Herzogshof in Graz eine Delegation aus Triest ein. Die Triestiner stellten sich unter den Schutz der Habsburger - um einer Einnahme durch Venedig zu entgehen. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs sollte Triest Teil des Habsburgerreiches bleiben.