Sitz des Landeshauptmanns und spätgotische Doppelwendeltreppe.
Trennung und Versöhnung. Auch die Architektur eines Amtssitzes kann allemal Überraschungen bergen. Die Burg ist Teil der Grazer Stadtkrone und Sitz der Landesregierung. Über Jahrhunderte baulich verändert, bietet sie interessante Elemente aus Gotik, Renaissance & Biedermeier und ist ein echtes Juwel.
Besonders spannend ist die Doppelwendeltreppe, die zunächst wie eine optische Täuschung anmutet. Die „Versöhnungsstiege“ besteht aus zwei gegenläufigen Treppen, die auf jedem Stockwerk kurz verschmelzen, sich trennen und wieder zusammenkommen.
Öffnungszeiten:
täglich, 07.30 - 20.00 Uhr
Die Geschichte zur Burg und der Doppelwendeltreppe
Die Jahrhunderte haben vieles verändert an der ab 1438 errichteten Residenz der Habsburger in Graz, dem heutigen Amtssitz des Landeshauptmanns der Steiermark. Trakte wurden neu hinzugefügt, andere zerstört. Doch findet man noch heute zahlreiche beeindruckende Zeugnisse vergangener Zeit. Vom Biedermeier über Renaissance bis zurück in die Gotik. Aus dieser Periode stammt die berühmte Doppelwendeltreppe. Und diese Inschriften – A.E.I.O.U. A.E.I.O.U. steht dem deutschen Historiker Konstantin Moritz Langmaier zufolge für „Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor“. Die Wortfolge bedeutet zu Deutsch in etwa „Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten“ - und ist in zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III. zu finden.
Kaiser Friedrich III.
A.E.I.O.U. ließ Kaiser Friedrich III. auf sein Eigentum und auf alle Gebäude schreiben, die er errichten ließ. So ist auch an einigen Fassaden der Grazer Burg die Inschrift A.E.I.O.U. zu entdecken. Friedrich hatte sich 1438 als Herzog der Steiermark zum Neubau einer Residenz in Graz entschlossen. Zugleich errichtete er die Hof- und heutige Domkirche zum heiligen Ägydius, ließ sie sogar baulich mit seinem - heute nicht mehr erhaltenen - Wohntrakt in der Burg verbinden. Jahrelang wurde gerätselt, wofür die Buchstabenformel A.E.I.O.U steht, die an vielen Bauten und Objekten in Österreich zu finden ist. Erst im März 2023 sieht der deutsche Historiker das Rätsel um das A.E.I.O.U-Kürzel gelöst. A.E.I.O.U. steht demnach für "Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor". Die Wortfolge, die zu Deutsch "Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten" lautet, sei in zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III und in einen längeren lateinischen Satz eingebettet: "En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego".
Kaiser Maximilian I.
Friedrichs Sohn, Kaiser Maximilian I., baute weiter an der Grazer Burg. Und hinterließ hier der Nachwelt eine der bedeutendsten gotischen Treppenanlagen Europas. Eine Doppelwendeltreppe - zwei gegenläufige Treppen, die in jedem Stockwerk für ein paar Stufen verschmelzen, sich wieder trennen, wieder verbinden... Das 1499 geschaffene Baukunstwerk wird oft als Symbol für die Ewigkeit gedeutet. Die Grazer nennen die Treppe "Versöhnungsstiege". Getrennte Wege führen wieder zusammen.
Erzherzog Karl II.
Ab 1564 residierte in der Grazer Burg Erzherzog Karl II. Von hier aus herrschte er über Innerösterreich, einen Länderkomplex, der bis Istrien, Triest und Görz reichte. Die Hofhaltung Karls und seiner Frau Maria von Bayern, die Förderung der Kunst und die rege Bautätigkeit bedeuteten für Graz eine Blütezeit. Auch die Burg wurde ausgebaut. Außer dem Karlstrakt entstand der Registraturtrakt mit Arkadengängen und Sgraffito-Dekorationen im Stil der norditalienischen Renaissance. Auf einer Grünfläche vor dem Gebäude erinnern seit 1959 mehrere Büsten an bedeutende SteiererInnen. Unter ihnen der Barockkomponist Johann Josef Fux oder der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, die Erfinder Viktor Kaplan (Turbine) und August Musger (Zeitlupe), Dichter und Gelehrte. Die sogenannte Ehrengalerie könnte noch um viele Köpfe erweitert werden ...
Wussten Sie schon? Die Habsburger nannten ihre Residenzen stets "Hofburg". Da es in Graz schon eine Burg gab, wurde diese kurzerhand in "Schloss" umbenannt. So erhielt der Schlossberg seinen Namen.