Der Neuberger Literaturpfad im Naturpark Mürzer Oberland
Wie bei allen acht „Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters“ bildet eine vor Ort überlieferte, historisch herausragende Literatur den thematischen Ausgangs- und Angelpunkt des Themenpfades im Naturpark Mürzer Oberland, indem diese Literatur direkt vor der Kulisse ihrer heimatlichen Natur- und Kulturlandschaft gleichsam neu zum Sprechen gebracht wird. Die Zusammenhänge rund um den Neuberger Literaturpfad stellen sich (gemäß der schauplatzübergreifenden Pfadbroschüre des Literaturpfadevereins) wie folgt dar:
Das Zisterzienserkloster Neuberg wurde 1327 von Herzog Otto dem Fröhlichen gestiftet. Hier lebte und wirkte um 1400 der Mönch Andreas Kurzmann. Klöster waren im Mittelalter zugleich immer auch Zentren der Wissensbewahrung und der Wissensvermittlung. Andreas beschäftigte sich besonders intensiv mit der stiftseigenen Bibliothek und schrieb nicht nur mehrere lateinische Bücher ab, sondern übertrug einige lateinische Texte in deutsche Verse, durch die auch Klosterschüler, nicht lateinkundige Mitbrüder im Konvent sowie Laien außerhalb des Klosters im Glauben gestärkt werden konnten. Eine der deutschsprachigen Dichtungen des Andreas Kurzmann trägt den lateinischen Titel Soliloquium Mariae cum Jesu. Wir werden also Zeugen eines vertraulichen Gesprächs zwischen der Muttergottes und ihrem Sohn, den wir uns als ungefähr Zwölfjährigen vorstellen dürfen. Ungewöhnlich an diesem Dialog ist, dass hier die üblichen Rollen vertauscht sind: Die Mutter bittet ihr allwissendes Kind um Auskunft über den göttlichen Heilsplan, denn bislang war sie vom Engel Gabriel nur darüber informiert worden, dass sie den „Sohn des Höchsten“ gebären werde. Nun möchte sie mehr, nein, die ganze Wahrheit wissen!
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Der ca. 1,5 km lange , ohne Benützungsgebühr begehbare Weg kann auf ideale Weise mit einem Besuch des mächtigen Neuberger Münsters – das im Volksmund nicht von ungefähr ‚Dom im Dorf‘ genannt wird – verbunden werden. Davor empfiehlt sich als kleine Erweiterung der Tour die Besteigung des (gut beschilderten) Kalvarienbergs, wofür allerdings Trittsicherheit notwendig ist: Unter dem weithin strahlenden Kreuz über einem markanten Felsabbruch stehend, kann man nämlich einen wunderbaren Ausblick auf das weite Tal genießen und dabei die ‚erhebenden‘ Textbotschaften des Pfades vielleicht noch besser verstehen.
Die auf der Projekthomepage http://literaturpfade.uni-graz.at bereitgestellte Gesamtbroschüre ist in gedruckter Form kostenlos u.a. über die Grazer Servicestelle des Steiermark Tourismus (http://www.steiermark.com) erhältlich.