

„Das Ausseerland trägt eine große Verantwortung“
Etwa 90 Moore zählt das Ausseerland in der Region. Dazu zählen viele kleine, aber auch einige große Moore wie etwa das Moor im Ödenseegebiet in Pichl-Kainisch bei Bad Mitterndorf. Neben der Österreichischen Bundesforste als Eigentümerin setzt sich auch der Naturschutzbund Steiermark für die Renaturierung dieser Moore ein. Bezirksstellenleiterin Karin Hochegger erklärt, warum Moore wichtig für den Klimaschutz sind und warum das Ausseerland dabei eine große Verantwortung trägt.
„Moore sind nach wie vor sehr unerforschte Landschaften“, stellt Karin Hochegger, Naturschutzbund-Bezirksstellenleiterin für den Bezirk Liezen, fest. Untersuchungen aus dem Jahr 1910 zeigen, dass das Gebiet um den Ödensee damals etwa 28 Hektar Moore verfügte: „Heute sind es nur mehr 14 Hektar, also haben wir nur mehr die Hälfte davon“, so die Expertin. Der Grund dafür sei neben dem Klimawandel – mehr Hitzetage und häufigere niederschlagsfreie Perioden trocknen die Moore aus –, dass „damals im großen Stil für die Saline Torf abgebaut“ worden sei. Mit dem Torf seien die Öfen geheizt worden, erklärt sie.
Mittlerweile weiß man, dass Moore drei große Funktionen für das Klima und die Umwelt haben, wie Karin Hochegger erklärt:
1. Moore senken CO2
Weil Moore über keine Bodenorganismen verfügen und dadurch kein ständiger Abbau stattfindet, „bleibt alles was ins Moor reinkommt konserviert“ –somit auch Kohlenstoff. Ein Hektar Moor kann bis zu 1.000 Tonnen CO2 binden. Sobald Moore aber austrocknen und Luft hinzukommt, stoßen sie CO2, Methan und Lachgas aus, was sich negativ auswirkt.
2. Moore speichern Wasser
„Moore können unglaublich viel Wasser – etwa wie ein Schwamm – aufnehmen und geben es ganz langsam über Verdunstung wieder ab“. In Regionen wo viele Moore sind, gebe es freilich mehr Niederschlag, was das Kleinklima positiv beeinflusse.
3. Moore fördern die Artenvielfalt
Moore sind Lebensraum für außergewöhnliche Tier- und Planzenarten. Eine spezielle Pflanze sei etwa der Sonnentau: Eine fleischfressende Pflanze, die davon lebt, Insekten auszusaugen. Ihren Lebensraum in den Mooren hat auch die Moosbeere: Sie zählt zur Verwandtschaft der Heidelbeeren. Das Ödenseemoor bietet außerdem einen Lebensraum für einen besonderen Schmetterling, den Goldenen Scheckenfalter. Karin betont, dass dieser „im Ausseerland sein letztes Vorkommen“ habe.
Momentan stehe der Fokus bei der Erforschung von Mooren auf Renaturierung und Landschaftspflege. Sabine Jungwirth, Revierleiterin im Ausseerland der Österreichischen Bundesforste (ÖBf), beschäftigt sich in erster Linie mit Schwendungen an den Niedermooren und den Spundwändeeinbau im Moorkörper direkt. Schwendungen bezeichnen das Zurückschneiden von Gehölz in den Randbereichen von Mooren. Denn Gehölz wie Fichten und Sträucher entziehen dem Moor ebenfalls Wasser, weshalb „man schauen muss, dass diese Flächen offenbleiben“, sagt Karin.
Die zweite große Maßnahme zur Renaturierung der Moore sind Spundwände bei den Hochmooren. Karin erklärt: „Als Hochmoor bezeichnet man den Bereich eines Moores, der nur vom Regenwasser gespeist wird und keinen Kontakt mehr zum Grundwasser hat“. Dort wo Gräben das Wasser aus den Hochmooren ausleiten, werden Spundwände aus Lärchenholz gebaut. Diese kleinen Staudämme verhindern, dass Wasser aus dem Hochmoor fließt und tragen so dazu bei, dass dort wieder Torfmoore wachsen können. Weiters sei geplant, das Weidemanagement zu fördern, um die Zerstörung der Moore durch zu starken Beitritt zu verhindern. „Futter ist dort sowieso keines zu finden“, so die Expertin. Eine weitere Idee für den Moorschutz sei eine Besucherlenkung, wie Karin erklärt. Da man ob des Sumpfes keinen Weg in ein Moor bauen könne, seien Stege dafür notwendig. Im Ödenseemoor gebe es etwa bereits so einen Steg. „Für die Leute ist es sehr interessant, so eine Landschaft zu erleben“ – es sei freilich etwas Besonderes, zudem werde dadurch auch das Bewusstsein für den Moorschutz geschärft.
Bei der Österreichischen Bundesforste wird ebenfalls in den nächsten Jahren ein Moorschwerpunkt gesetzt. Gemeinsam mit der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS) sollen im Ausseerland die im Besitz der Republik stehenden Moorflächen wissenschaftlich untersucht, sowie Pflege- und Maßnahmenpläne erarbeitet werden, um die Flächen dauerhaft in ihrem einzigartigen Zustand zu erhalten und als Rückzugsort für die vielen endemischen Arten zu sichern. Die PLUS werde dabei die Torfkörper im Ausseerland mittels Bodenradar vermessen, erklärt Sabine. Sie sagt: „Teilweise konnten bei ersten Proben bereits Torfmächtigkeiten von mehreren Metern nachgewiesen werden“.
„Die Landschaft im Ausseerland ist durch Wasser geprägt. Um diese Qualität zu erhalten, tragen wir eine große Verantwortung“, sagt Karin. Etwa 90 Moore gehören zum Ausseerland, darunter große Moore, wie das Ödenseemoor oder die großen Talmoore im Mitterndorfer Becken, aber auch ganz kleine Flächen. Das Moor im Ödenseegebiet sei laut Karin am stärksten betroffen, deshalb habe man dort schon einige Renaturierungsmaßnahmen gesetzt. Der Naturschutzbund sei aber auch mit Grundbesitzern von anderen Mooren im Gespräch, um weitere Flächen zu renaturieren. „Die Gespräche sind sehr positiv“, freut sich Karin.
Die spannendste Frage ist aber: Was können einzelne Menschen tun, um Moore zu schützen?
„Was wirklich jeder machen kann, ist, auf Torferde im Blumenkasten und im Garten zu verzichten“, betont die Expertin. Denn der Torf werde überall abgebaut – „Wenn nicht bei uns, dann in anderen Ländern wie der Ukraine oder Lettland“. Karin rät, die Torferde durch Komposterde zu ersetzen, „das geht sehr gut“.
Sabine betont, dass Besucher die Moore nicht betreten oder Pflanzen pflücken sollen, denn „vor allem in den sehr empfindlichen Hochmoorbereichen entstehen sehr rasch langfristige Schäden an der Vegetation“. Die ÖBf haben in den letzten Jahrzehnten bereits viel in die Erforschung und Renaturierung investiert und wollen das freilich auch in den kommenden Jahren tun.
Du möchtest dich auch für den Schutz von Mooren engagieren? Der Naturschutzbund Steiermark freut sich immer über Spenden und aktiv helfende Hände, etwa für Schwendeprojekte. Ansprechperson beim Naturschutzbund Steiermark ist Karin Hochegger.