Die Gotik zeigt sich noch heute bei den Kirchenportalen, der Sakristeitür, dem Chorscheidebogen und der Umrandung des Opferstockes an der Außenseite der Kirche. An der nord- und südseitigen Innenmauer befinden sich je eine kleine schmiedeeiserne Tür, welche die Opferstöcke, die sich an der Außenwand der Kirche befanden, von innen verschlossen haben. Diese wurden zur Zeit des Salzfuhrwesens benutzt, als die Fuhrleute, die das Salz über den Radlingpaß in Richtung Ennstal transportierten, hier ihre Opfergaben für eine glückliche Reise einwarfen.
Zu dieser Zeit befand sich auch an der südseitigen Außenmauer der Kirche ein 3 x 1,5 Meter großes Fresko, das den hl. Christophorus mit grünem Stab, rotem Mantel und dem Christuskind auf der Schulter darstellt. Es versprach auch den vorbeiziehenden Reisenden Schutz, die keine Zeit hatten die Kirche zu betreten. Christophorus gilt ja nicht nur als Patron gegen Pest, unvorhergesehenen oder unbußfertigen Tod, sondern auch als Beschützer der Pilger, der Reisenden und der Lastenträger. 1732 wurde vermutlich eine neue Sakristei an die Kirche angebaut. Dabei wurde der Christophorus überbaut. Er ist heute gut erhalten im Bereich des Dachbodens zu sehen.
Auch die vier, beidseitig bemalten, schwenkbar an der Orgelempore angebrachten Tafelbilder sind mittelalterlichen Ursprungs. Sie zeigen acht Szenen aus der Leonhardlegende. Man vermutet, dass die Tafeln vom ursprünglichen Hochaltar aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammen. Heute sind allerdings nur Kopien zu sehen. Die Originale befinden sich als Leihgabe im Diözesenmuseum in Graz.
Weitere Zeugen des gotischen Ursprungs der Kirche sind eine Marienstatue mit Kind, die Spuren von Umgestaltung zeigt und eine Statue des hl. Kolomann. Letztere kam nach der Barockisierung in Privatbesitz und konnte in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für St. Leonhard zurückgekauft werden.
Die gotische Glocke kam im 15. Jahrhundert nach St. Leonhard. Man nimmt an, dass sie in der Reformationszeit im alten Hofkasten zu profanen Zwecken verwendet wurde. Dieser musste später dem neuen im Stil der Neorenaissance errichteten Sparkassengebäude weichen, das heute die politische Expositur beherbergt. Nach ihrer Wiederentdeckung wurde sie am 26.10.1980 feierlich an die St. Leonhardkirche zurückgestellt. 1984 erhielt die Leonhardkirche anstelle der alten Stahlglocke eine neue, zweite Glocke.
Von 1711 bis 1732 wurde die Leonhardkirche umgebaut. Man errichtete einen neuen Turm mit barocker Haube. Die hohen gotischen Spitzbogenfenster wurden in kleinere, rechteckige mit Segmentbögen versehene Fenster umgebaut. So verlor das Kirchenäußere den gotischen Charakter. Der Innenraum erhielt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen und eine Halbkuppel in der Apsis. Heute präsentiert sich die Leonhardkirche als barock ausgestaltete Kalvarienberg-Kirche.
Wenn man von der Pfarrkirche St. Paul in Bad Aussee der steil ansteigenden „alten Salzstraße“ oder Radlingstraße folgt, führt diese an zwei Kreuzsäulen und vier Stationen des schmerzhaften Rosenkranzes vorbei zur Leonhardkirche. Bei den ersten drei Stationen handelt es sich um Rundkapellen mit schindelgedecktem Kuppeldach, die in den Jahren 1732 bis 1748 erbaut wurden. Ihre Fresken sind durch Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Figuren der „Geißelung“ (zweite Kapelle) und der „Dornenkrönung“ (dritte Kapelle), sowie die große Kreuzigungsgruppe des Kalvarienbergaltares stammen aus der Werkstatt des Mondseer Bildhauers Franz Anton Koch. Ob die Figuren der ersten Stationskapelle am Beginn der Radlingstraße (der am Ölberg betende Christus mit den drei schlafenden Jüngern) vom selben Künstler stammen, ist nicht belegbar. In der vierten Stationskapelle, die architektonisch anders gestaltet ist als die drei Rundkapellen, wird die Kreuztragung in einem großen Wandgemälde dargestellt.
Die Leonhardkirche selbst mit dem zum Kalvarienberg ausgebildeten Hochaltar stellt die fünfte Station dar. Die Kreuzigungsgruppe zeigt Christus und die beiden Schächer, die Mutter Gottes, den hl. Johannes und an Stelle der hl. Magdalena den hl. Leonhard.
Die vollkommen umgestaltete Apsis wurde mit einem großen Fresko bemalt (1731).
Die beiden Seitenaltäre (Kolomannaltar rechts und Dreikönigsaltar links) sind mit 1740 datiert, restauriert wurden sie 1862. Ersterer zeigt ein Gemälde, das das Martyrium und die Verherrlichung des hl. Kolomann darstellt. Flankiert wird dieses links vom hl. Maximilian und rechts vom hl. Bekennerbischof Valentin, dessen Attribut (ein zu seinen Füßen liegender Krüppel) gestohlen wurde. Am Altaraufsatz sehen wir Paulus und Ägydius. Das Bild des Dreikönigsaltares zeigt die Anbetung der Könige. Rechts und links des Altarblattes stehen die Statuen der hl. Anna und des hl. Joachims. Der Altaraufsatz zeigt Gottvater und den hl. Geist, flankiert von Figuren des Zacharias und der Elisabeth.
Die Kanzel stammt aus der Werkstatt des bekannten, aus Wien stammenden und in Altaussee ansässig gewesenen Künstlers Johann Ignaz Thenni und wurde um 1742 errichtet. An ihrer Brüstung waren die vier großen lateinischen Kirchenväter und die vier Evangelistensymbole angebracht. Leider fiel die Skulptur des hl. Ambrosius einem Diebstahl zum Opfer. Auf dem Schalldeckel sehen wir den guten Hirten, zu dessen Füßen drei Engel mit den Symbolen für Glaube (Kreuz und Kelch), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz) sitzen.
An der nördlichen Außenmauer sehen wir auch heute noch ein mit einem Schutzdach versehenes Fresko des hl. Leonhard, das vermutlich auf ein von Georg Andre Faber 1672 gemaltes zurückgeht. Die Bemalung der beiden Kirchenportale stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert.
Gleich neben der Sakristei, an der Außenmauer der Kirche, kann man einen sogenannten Schalenstein besichtigen. Ihre Funktion konnte bis dato wissenschaftlich nicht geklärt werden. Für den Stein bei der Leonhardkirche gibt es drei Entstehungslegenden - eine berichtet, dass er seine Gestalt dadurch erhielt, dass die Muttergottes auf ihrer Wanderschaft darauf rastete.